Thüringer Allgemeine (Weimar)

Chefdiplom­at mit großem Herzen

Der frühere Außenminis­ter Klaus Kinkel ist im Alter von 82 Jahren gestorben

- Von Miguel Sanches

Berlin. Seine 82 Jahre sah man ihm nicht an, bis ins hohe Alter war Klaus Kinkel agil. Spielte Tennis, ging bis vor einigen Monaten noch jeden zweiten Tag joggen. Am Montag ist er nach schwerer Krankheit gestorben. Er ist der vierte frühere Außenminis­ter und FDP-CHEF, der binnen drei Jahren verstorben ist, nach Walter Scheel, Guido Wesselbst als Diplomat seine offene, terwelle und Hans-dietrich direkte schwäbisch-rabauzige Art.genscher.

Kinkel war ein Spitzenbea­mAn Genschers Seite startete ter, der unvermitte­lt an die Spitder Schwabe durch, erst als perze des Staates katapultie­rt wursönlich­er Referent und Büroleide. Mit der Politik, der Parteiter im Innenminis­terium, dann politik zumal, hat er immer wieLeiter des Planungsst­abes im der gefremdelt: mit ihren Außenminis­terium. ZwischenRi­tualen, der Terminhatz und durch war Kinkel Präsident des den Zwängen. Er bewahrte sich Bundesnach­richtendie­nstes. Über seine Zeit beim Geheimdien­st erzählte er gern Anekdoten, unter anderem, wie er in Pullach anwies, im Zwinger der Wachhunde eine Fußbodenhe­izung aufzubauen, weil ihm die Tiere leidtaten, die sich die Pfoten abfroren. Kinkel fühlte sich zwar Genschers Partei, der FDP, verbunden, aber zur Wahrheit gehörte, dass er 1991 schon Justizmini­ster war – seine erfolgreic­hste Zeit –, als er der Partei beitrat. Nur zwei Jahre später war er auch ihr Vorsitzend­er, sein mit Abstand glückloses­tes Amt, das er nur zwei Jahre lang innehielt. Das Schlusskap­itel war unschön: Kinkel wurde auf einem Parteitag in Gera auf offener Bühne ausgelacht.

1992 wurde er Außenminis­ter und blieb es bis zum Ende der Koalition mit der Union im Jahr 1998. Kinkel hatte keine leichte Aufgabe. Er musste an der Seite von zwei epochalen Figuren irgendwie bestehen, Genscher und dem damaligen Bundeskanz­ler Helmut Kohl (CDU). Die Außenpolit­ik im gerade wiedervere­inten Deutschlan­d musste neu austariert werden, und im Innern gestaltete sich die Einheit schwerer als erhofft.

Weit über die FDP hinaus wurde der Schwabe auch nach seinem Ausscheide­n aus der Politik geschätzt und respektier­t. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU), die ihn als junge Familien- und Umweltmini­sterin im Kabinett erlebte, trauert „um einen treuen Weggefährt­en aus der Zeit nach der deutschen Wiedervere­inigung“.

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KARIKATUR: MARTIN ERL
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FOTO: DDP Klaus Kinkel, früherer Bundesauße­nminister

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