Lagerfelds letzte große Show
Drei Wochen nach dem Tod des Modezaren wurde in Paris die Chanel-kollektion gezeigt – im Beisein vieler Prominenter
Paris. Mit leisem Klingeln beginnt die Chanel-show in Paris. Karl Lagerfeld hatte für die letzte Kollektion, die er noch entworfen hatte, ein pittoreskes Alpendörfchen vor Augen. Und so sind im Pariser Grand Palais romantische Holzchalets zu sehen, wie man sie aus den Bergen kennt.
Ohne Musik und unter den von großen schwarzen Sonnenbrillen bedeckten Augen von Lagerfelds Musen Claudia Schiffer und Naomi Campbell kommen am Dienstag alle Models nacheinander aus einem alpinen Chalet und stellen sich davor auf.
Sie alle legen eine Schweigeminute für den verstorbenen „Kaiser Karl“ein, an deren Ende seine Stimme aus dem Off ertönt. Dann beginnt die letzte Chanel-show. Eröffnet wird sie von Cara Delevingne – eine der letzten Musen Lagerfelds.
Und auch Penélope Cruz läuft über den Laufsteg – mit einer weißen Rose in der Hand. Genau jene Blumen, die nach Karl Lagerfelds eigenem Wunsch nach seinem Tod in den ChanelSchaufenstern aufgestellt werden sollten.
Elegante Marlene-hosen und Teddyfell-stiefel
Das Publikum ist extrem ruhig, die Stimmung sehr gespannt, bevor das erste Model die Show in einem Tweedoverall und einem langen schwarz-weißen Tweedmantel mit großem Hahnentrittmuster eröffnet. Es sind die letzten Ideen von Karl Lagerfeld für den Modewinter 2019/2020: Elegante Marlene-dietrich-hosen sind zu sehen, die hoch in der Taille sitzen, Kleider und Röcke im Norwegermuster und teddyfellbesetzte Schneestiefel. Extravagant sind vor allem die kurzen Dreiviertel-leggings aus Tweed, die unter kurzen Kleidern getragen werden.
Bevor die Models ihre Abschlussrunde zu David Bowies „Heroes“drehen und mit Standing Ovations gefeiert werden, kommt Lagerfelds Nachfolgerin Virginie Viard fast unbemerkt aus dem Chalet, um sich kurz zu verbeugen. Sie wird in Zukunft für die Kollektionen von Chanel verantwortlich sein, hält sich in diesem Moment aber diskret zurück. Am Ende bewegt sich kein Gast von seinem Platz – als ob alle darauf warten, dass Karl Lagerfeld doch noch auftreten würde. Ein rührender Moment.
So sentimental ging es aber bei Weitem nicht die ganze Pariser Fashion Week zu. Tommy Hilfiger bewies mit seiner Tommy Now Show sogar, dass man bei einer Modeveranstaltung richtig Spaß haben kann. Im Théatre des Champs-élysées zeigte der Us-designer zusammen mit der Sängerin und Schauspielerin Zendaya eine Kollektion im 70er-jahre-disco-fieber. Eine Huldigung farbiger Frauen und femininer Vielfalt: Schwarze Models jeden Alters und aller Kleidergrößen hüpften fröhlich über den blau, weiß, rot blinken- den Laufsteg. Am Ende sorgte eine heiße Tanzeinlage der 70jährigen Grace Jones in einem golden glitzernden Body und Überknie-stiefeln für Jubel.
Daneben überzeugten vor allem die konstanten Größen: Stella Mccartney mit einer coolen und gleichzeitig nachhaltigen Kollektion aus recycelten Materialien, Clare Waight Keller, die für Givenchy wunderschöne Plissee-kleider mit japanischem Blumenmuster entwarf. Und dann war da noch Dries Van Noten, der die Gäste förmlich in seinen Privatgarten