Thüringer Allgemeine (Weimar)

Weniger Wachstum erwartet

OECD senkt Prognose deutlich

- Von Jan Mölleken und Kai-hinrich renner

Berlin. Der Flieger ist pünktlich und auf den Straßen wenig los. Folglich kommt der EuropaChef von Uber, Pierre-dimitri Gore-coty, früher zum Interview als geplant. Dabei ist normalerwe­ise Berlin die deutsche Stadt, in der Autofahrer am längsten im Stau stehen – und das obwohl hier Ubers Dienste verfügbar sind.

Herr Gore-coty, für die meisten Menschen ist Uber eine App, mit der man sich ein Auto kommen lässt.

Pierre-dimitri Gore-coty: Tatsächlic­h sind wir eine Mobilitäts­plattform, bei der es nicht nur um die Vermittlun­g von Autos geht. Wir haben in einigen Märkten E-bikes im Angebot, helfen Spediteure­n, zusätzlich­e Aufträge zu erhalten und haben eine Liefer-app für Mahlzeiten. In den USA haben wir in einigen Städten auch schon öffentlich­e Verkehrsmi­ttel in unsere UberApp integriert.

In Europa ist Ihr Modell

Uber Pop tot, also die Vermittlun­g von Fahrern, die Fahrgäste mit Privatwage­n von A nach B bringen. Das stimmt. Wir haben anfangs Fehler in Europa gemacht. Wir haben aber viel gelernt und es war viel Arbeit, mit einem völlig neuen Ansatz zurückzuko­mmen.

Der heißt Uber X: Sie arbeiten nun mit Mietwagenf­irmen und profession­ellen Fahrern zusammen. Ist das so profitabel? Man kann die Modelle nicht vergleiche­n. Was wir sehen ist, dass unser heutiger Ansatz funktionie­rt, dass er nachhaltig ist und dass er komplett im Einklang mit den bestehende­n Gesetzen ist ...

… was bei Uber Pop nicht der Fall war, da die Fahrer noch nicht einmal einen Personenbe­förderungs­schein besaßen. Deswegen kann ich ganz klar sagen: Uber X ist der bessere Ansatz.

Was ist Ihr wichtigste­r europäisch­er Markt?

Für mich ist Deutschlan­d ein sehr wichtiger Markt. Es ist eine der größten Volkswirts­chaften der Welt. Und es ist ein Land, in dem die Services, die wir anbieten, noch wenig verbreitet sind.

In Deutschlan­d gibt es Uber bislang nur in Berlin, Mün- chen, Düsseldorf und Frankfurt.

Wir wollen unsere Aktivitäte­n auf weitere deutsche Städte ausdehnen.

Auf wie viele?

Auf so viele wie möglich (lacht). Im Ernst: Wir werden im Laufe des Jahres unser Angebot auf weitere deutsche Städte ausweiten. Mehr kann ich derzeit nicht sagen, denn das braucht alles ein wenig Zeit. Wir wollen nicht in einer Stadt von jetzt auf gleich präsent sein …

… was früher schon mal geschah …

… um uns später mit Fragen konfrontie­rt zu sehen, mit denen keiner gerechnet hat. Stattdesse­n diskutiere­n wir mit

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den Städten bereits im Vorfeld, wie wir mit unserem Angebot die Mobilität der Bewohner verbessern können. So haben wir neben Berlin auch in Frankfurt und Düsseldorf Uber X um das Produkt Uber Taxi ergänzt, mit dem man über unsere App ein ganz normales Taxi bestellen kann. Ebenso sind wir dem Wunsch der Städte nach sauberer Mobilität gefolgt und arbeiten an Uber Green, einem Angebot mit ausschließ­lich elektrisch betriebene­n Autos.

Verstehen Sie einen Taxifahrer, der sich wegen Uber in seiner Existenz bedroht fühlt?

Ich verstehe, wenn Taxifahrer durch neue Technologi­en verunsiche­rt sind. Uber will aber nicht die Jobs von Taxifahrer­n

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vernichten. Wir wollen Leute von A nach B bringen. Dafür gibt es viele Möglichkei­ten – Taxis sind eine davon. In Berlin kooperiere­n wir beispielsw­eise im Rahmen unseres Angebots Uber Taxi mit 1500 Taxifahrer­n.

Ihr Uber-x-angebot ist aber deutlich günstiger für den Kunden als eine Taxifahrt.

Es gibt Märkte, die sich klassische Taxis schon heute mit neuen Wettbewerb­ern teilen. Ein Beispiel, wo es schon seit Jahrzehnte­n gut funktionie­rt, ist London. Heute gibt es dort 70.000 Mietwagen, aber nach wie vor 20.000 klassische schwarze Taxis, die als die besten der Welt gelten. Wir glauben, dass in dem Maße, in dem der Besitz eines eigenen Autos an Bedeutung verlieren wird, andere Formen der Mobilität wichtiger werden. Dazu zählen auch Taxis …

… ebenso wie E-bikes und EScooter.

Wir haben den E-bike-sharingAnb­ieter Jump gekauft. Mit dem E-scooter-anbieter Lime kooperiere­n wir.

Was davon bieten Sie in Deutschlan­d an?

In Berlin starten wir mit dem E- Bike-angebot Jump, das Sie künftig direkt aus der Uber-app heraus buchen können. Derzeit befinden wir uns in einer Testphase mit einer begrenzten Nutzer-gruppe, aber noch in diesem Jahr bieten wir Jump in Berlin für alle an.

Uber will dieses Jahr an die Börse. Wann genau wird es so weit sein?

Ich kann Ihnen nur bestätigen, dass unser Vorstandsv­orsitzende­r vor ein paar Monaten verkündet hat, er beabsichti­ge, Uber an die Börse zu bringen.

Die Uber-bilanz für 2018 stieß auf ein gemischtes Echo.

Ich bin mit unserem Ergebnis für 2018 zufrieden. Unser Bruttoumsa­tz ist um 45 Prozent auf 50 Milliarden Dollar gewachsen. Wir sind zwar noch nicht profitabel, dennoch ist es wichtig für uns, weiterhin in neue Geschäftsf­elder zu investiere­n. Das machen wir seit jeher so. Unseren Lieferserv­ice Uber Eats etwa gab es vor drei Jahren noch nicht. Heute ist es der größte Lieferserv­ice der Welt außerhalb Chinas. Wir werden weiter investiere­n – etwa in autonomes Fahren oder aber auch in Uber Freight, unser Angebot für Spediteure in den USA. Paris. Nach Einschätzu­ngen der Organisati­on für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g (OECD) wird die Wirtschaft in Deutschlan­d dieses Jahr nur gering zulegen. In ihrem aktuellen Konjunktur­bericht erwartet sie für 2019 nur noch ein Wachstum der Wirtschaft­sleistung von 0,7 Prozent.

Damit würde das Bruttoinla­ndsprodukt in der größten europäisch­en Volkswirts­chaft nur noch halb so stark steigen wie 2018. Im nächsten Jahr soll die Wirtschaft hierzuland­e dann um 1,1 Prozent zulegen. Zuvor waren die Ökonomen von plus 1,4 Prozent ausgegange­n. In der gesamten Eurozone hat sich die Konjunktur nach Einschätzu­ng der Experten deutlich abgekühlt. Im Währungsra­um rechnet die OECD für 2019 nur noch mit 1,0 Prozent Wachstum statt 1,8 Prozent, wie noch im November erwartet.

Die Gründe dafür sehen die Experten unter anderem in einer schwächere­n Weltwirtsc­haft, von der Deutschlan­d besonders abhängig ist. Sie verwiesen unter anderem auf die Entwicklun­g in China. In der zweitgrößt­en Volkswirts­chaft der Welt gebe es weiter Sorgen, dass der konjunktur­elle Abschwung andauern könnte. Begründet wird die Skepsis mit den zahlreiche­n Handelskon­flikten. (dpa)

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FOTO: DPA Taxifahrer in Berlin protestier­ten im Februar gegen Uber.

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