Paketbranche erwägt Extragebühr für Haustürzustellung
Anbieter wollen Kosten für die sogenannte letzte Meile senken. Alle Unternehmen kämpfen mit wirtschaftlich angespannter Lage
Bonn/hamburg. Wer in Deutschland ein Paket nach Hause bestellt, könnte dafür langfristig mehr bezahlen müssen. So rechnen die Paketdienste DPD und Hermes langfristig mit einem Zuschlag. „Wir erwarten, dass sich die Haustürzustellung branchenweit zu einem höherpreisigen Premiumservice entwickelt“, sagte ein DPDSprecher, der deutschen Tochter der französischen Post.
Eine Sprecherin von Hermes meinte: „Wir müssen uns überle- gen, inwieweit eine Haustürzustellung als Standardleistung langfristig tragbar ist.“Sie verwies auf Länder wie Schweden, wo diese Belieferung bereits extra berechnet wird.
Damit deuten die Firmen einen Kurswechsel beim Umgang mit der sogenannten letzten Meile an, also dem letzten Abschnitt bis zur Paketübergabe – dieser ist besonders zeitintensiv und teuer für die Paketdienstleister. „Auf der letzten Meile entstehen 50 Prozent der Kosten bei der Paketlieferung“, sagt der Logistik-professor Kai-oliver Schocke von der Frankfurt University of Applied Sciences. „Da kann ein Paketdienstleister viel falsch machen – hier entscheidet sich, ob er Erfolg hat oder nicht.“
Alle Paketdienstleister wollen ihre letzte Meile verbessern – ob der Marktführer Deutsche Post DHL, Hermes, DPD oder GLS. Ihre Probleme sind ähnlich gelagert: Sie suchen händeringend Fahrer, um die steigende Nachfrage decken zu können.
Seit Jahren nimmt die Sendungsmenge zu. Waren es 2009 laut Branchenverband BIEK noch 1755 Millionen Pakete, so stieg die Menge 2017 bereits um 60 Prozent auf 2804 Millionen an. Außerdem müssen die Firmen verstärkt auf E-mobilität setzen, um Klimavorgaben zu erfüllen – hierbei ist die Deutsche Post mit mehr als 9000 Streetscootern bereits fortschrittlich unterwegs.
Die Dienstleister ärgern sich alle über Staus und Parkplatz- mangel – entweder ihre Transporter müssen in der zweiten Reihe parken oder ihre Fahrer müssen weit laufen. Dann öffnet häufig niemand die Tür. Also müssen sie beim Nachbarn ihr Glück versuchen. Das kostet Zeit und Geld.
Die wirtschaftliche Situation ist angespannt: Die Deutsche Post DHL musste schon im vergangenen Sommer eine Gewinnwarnung verkünden wegen Problemen im Brief- und Paketgeschäft. (dpa)