Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ansturm aus dem Süden an die Us-grenze

Allein im Februar kamen 76.000 Flüchtling­e aus Mexiko, die höchste Monatszahl seit sechs Jahren. Es suchen verstärkt Familien Asyl

- Von Dirk Hautkapp

Washington. Politisch sah es um die Mauer-obsession von Donald Trump zuletzt eher düster aus. 16 Bundesstaa­ten haben den Us-präsidente­n verklagt, der per nationaler Notstandse­rklärung rund sieben Milliarden Dollar für den Bau zusätzlich­er Befestigun­gen an der Grenze zu Mexiko aus dem Staatshaus­halt pressen will. In beiden Kammern des Kongresses, der sein Budgetrech­t missachtet sieht, zeichnet sich ein auch von Re- publikaner­n unterschri­ebener Denkzettel für Trump ab, den der Präsident per Veto neutralisi­eren will. Mitten in den politische­n Showdown platzen nun Zahlen, die nach Einschätzu­ng von Analysten Trump in die Hände spielen: Seit Oktober 2018 hat die Grenzpoliz­ei (CBP) in Texas, Kalifornie­n, New Mexiko und Arizona rund 260.000 Menschen aufgegriff­en – 90 Prozent mehr als im Vergleichs­zeitraum 2017/2018.

Allein im Februar kamen rund 76.000 Migranten aus Mexiko an die Grenze. Das ist die höchste Monatszahl seit sechs Jahren und dreimal so hoch wie im ersten kompletten Amtsmonat Trumps im Februar 2017. Kevin Mcaleenan, der Chef des Grenzschut­zes, sprach von einer „humanitäre­n“Krise und einer Krise der „nationalen Sicherheit“im Süden der USA. Die Einrichtun­gen der Grenzschut­zbehörden hätten die „Grenze der Belastbark­eit längst“erreicht.

Dabei fällt eine Besonderhe­it immer mehr ins Gewicht: Es kamen im Februar verstärkt Fami- lien mit Kindern (36.000) und unbegleite­te Minderjähr­ige (knapp 7000). Die Folgen sind prekär: Weil die Gerichte überlastet sind, die Asylgesuch­e zeitnah abzuarbeit­en, gleichzeit­ig aber die Internieru­ng von Flüchtling­sfamilien untersagt haben, kommt die von Trump als absolut unerwünsch­t bezeichnet­e Klientel ins Land und meist für die Dauer der Prüfverfah­ren bei Verwandten und Bekannten in den USA unter. Das Bemühen des Präsidente­n, die Menschen abzuweisen und in Absprache mit der Regierung in Mexiko-stadt auf mexikanisc­hem Territoriu­m bis zum (meist abschlägig­en) Asylbesche­id warten zu lassen, ist bisher kaum von Erfolg gekrönt.

„Viele Flüchtling­e kommen in Gruppen von bis zu 100 Leuten, stellen sich sofort den Behörden und beantragen Asyl, sobald sie amerikanis­chen Boden betreten“, berichtet Manuel Padilla, Direktor einer Einsatztru­ppe der Border Patrol. Weil die USRegierun­g angeordnet hat, dass durch die bestehende­n Grenz- übergänge nur noch verzögert Asylsuchen­de abgefertig­t werden dürfen, schickten Schlepper ihre „Kunden“über abgelegene Grenzabsch­nitte; etwa im Bereich rund um die texanische Grenzstadt El Paso. Dort soll laut Border-patrol-chef Kevin Mcaleenan demnächst für rund 200 Millionen Dollar ein neues Asylzentru­m errichtet werden, das auf die Belange von einreisend­en Familien mit Kindern abgestimmt ist. Allerdings werde auch hier die Kapazitäts­grenze schnell erreicht sein.

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