Buntes Thüringen auf der Buchmesse
Jeder dritte Verlag des Freistaates stellt in zwei Wochen in Leipzig aus. Schock über Insolvenz des Großhändlers KNV sitzt tief
Leipzig. „Jeder Verlag beginnt mit dem ersten Buch.“Diesen Satz, erklärtermaßen eine „Binsenweisheit“, notierte Siegfried Nucke im Internetauftritt seines in Bad Tabarz ansässigen Verlages Tasten & Typen. Ursprünglich allein dem E-book verpflichtet, hielt dort 2016 doch noch auch das gedruckte Buch Einzug.
Das nunmehr zehnte, und bislang am hochwertigsten produzierte, sind die märchenhaften Geschichten der Erfurter Autorin Ingrid Annel: „Ein Kleid ganz aus Schnee“spielt zum Teil mit bekannten Märchenmotiven und hebt zum Beispiel bei Irmelind und den sieben Zwergen auf wechselnde Beziehungen zu Männern ab.
Unter anderem damit ist Nucke in zwei Wochen erstmals am eigenen kleinen Stand auf der Leipziger Buchmesse präsent. Auch zwei Bilderbücher der Künstlerin Kerstin Undeutsch aus Schlöben, deren Illustrationen er auf der Erfurter Kunstmesse „Artthuer“sofort hervorragend fand, stellt er in Leipzig vor: „Keine Angst vor der Angst“und „Wut zu Besuch“heißen die Bände.
Tasten & Typen ist einer von 19 Thüringer Verlagen, die der Landesverband im Börsenverein des Deutschen Buchhandels im Messekatalog als Aussteller identifizierte. Zum Verband gehören auch Sachsen und Sachsen-anhalt. Diesmal zählt er insgesamt 100 Aussteller; die meisten sind in Leipzig selbst ansässig. Helmut Stadeler, Börsenverein des Deutschen Buchhandels Verlag, obwohl Katja Cassing und Jürgen Stalph schon seit 2005 das Städtchen Bad Berka zum deutschsprachigen Zentrum japanischer Literatur gemacht haben. Offizieller Sitz aber war und blieb bis dato das ostwestfälische Löhne bei Herford, wo die beiden Japanologen ihren Verlag 2000 gründeten, als sie aus Yokohama heimkehrten.
Im neuen Spitzentitel taucht nun erstmals Bad Berka auf: Es handelt sich jedoch nicht um einen japanischen, sondern einen koreanischen Kriminalroman: „Dein Schatten ist ein Montag“von Kim Jung-hyuk.
Im Koreanischen seien „noch echte Schätze zu heben“, sagt Katja Cassing. Doch sei die Übersetzersituation hier noch schwieriger als beim Japanischen – und Buchhändler seien zudem noch sehr zurückhaltend.
Keine Kriminalromane, sondern Kriminalgeschichten aus dem wahren Leben, verlegt Michael Kirchschlager in Arnstadt. Seine Autoren sind „lebende Helden“, findet er.
Dazu zählt er den Kriminalrat a.d. Lothar Schirmer, der nunmehr einen zweiten „humoristischen Ratgeber“vorlegt: „Abgezockt von Gaunern und Ganoven“heißt dieses Taschenbuch, für das Sven Kirchner aus Erfurt die Cartoons zeichnete.
Und von Mord- und Kriminalfällen aus Eisenach und dem Wartburgkreis erzählt der ehemalige Kommissar Udo Brill in seinem Buch „Das Skelett am Straßenrand“.
„Wir haben sehr stabile kleine Verlage in Thüringen.“
„Im Koreanischen sind noch echte Schätze zu heben.“
Katja Cassing, Cass-verlag, Bad Berka