Thüringer Bücher
Die Thüringer Präsenz auf der Buchmesse aber, zu der alles in allem mehr als 2500 Aussteller aus knapp fünfzig Ländern erwartet werden, bleibt insofern seit Jahren ziemlich stabil. Davon jedenfalls spricht Verbandschef Helmut Stadeler. Aus dem Wirtschaftsministerium hört er demnach zwar oft die Klage, weshalb es so wenige seien bei 91 Verlagen im Land. Diese Zahl allerdings „stimmt einfach nicht“, so Stadeler. Er würde von vielleicht sechzig sprechen, ist sich aber einigermaßen unsicher.
Manch ein „Verlag“beginnt nicht nur mit dem ersten Buch, sondern endet damit auch gleich wieder. Insofern kann die Vergabe einer Standardbuchnummer (ISBN) auch mal in die Irre führen. Zahlen des Statistischen Bundesamtes wiederum richten sich nach Gewerbeanmeldungen. Demnach aber fällt der Verbandschef selbst zum Beispiel raus: weil der Verlag Bussert & Stadeler in Jena mal „Werbung aller Art und Buchproduktion“angab und statistisch als Werbeagentur gelistet ist.
Thüringen auf der Leipziger Buchmesse – das aber ist keine Frage allein des Verlagssitzes. Der Mirabilis-verlag aus Klipphausen bei Meißen etwa stellt uns neue Erzählungen von Jörg Sader vor, der einst in Erfurt geboren wurde und aufwuchs, 1966 aus der Volksarmee desertierte, in den Knast kam und vom Westen freigekauft wurde: „Alba, Liebste“besteht laut Verlag aus poetischen Momentaufnahmen, die „die tiefe Kluft zwischen Damals und Jetzt, zwischen Erinnern und Erleben“zeigten.
Bussert & Stadeler indes bringt den Bildband „Die Weltstadt im Licht“heraus, womit nicht Jena, sondern Berlin gemeint ist: Versammelt sind hier 275 Nachtfotografien, die Martin Höhlig von 1925 bis 1932 in der damaligen Reichshauptstadt aufnahm. Einem provisorischen politischen Zentrum des Reiches wiederum widmet sich der Mitteldeutsche Verlag in Halle/s., jedoch mit einem F. Richter: Die Weltstadt im Licht, Bussert & Stadeler, Jena, , €. M. Koschak/h. Frauenberger: Die Wetterküche, Buch-verlag für die Frau, Leipzig/ilmenau, €. J.-H. Kim: Dein Schatten ist ein Montag, Cass, Bad Berka, €. J. Sader: Alba, Liebste,
Mirabilis, Klipphausen, €. L. Schirmer: Abgezockt, Kirchschlager, Arnstadt, , €. J. Sobiella: Weimar , Mitteldeutscher Verl., Halle, €. K. Undeutsch: Wut zu Besuch, Tasten & Typen, Bad Tabarz, , €
I. Annel: Ein Kleid, ganz aus Schnee, Tasten & Typen,
Bad Tabarz, , € Erfurter Autor: Der Journalist Jörg Sobiella hat mit „Weimar 1919 – Der lange Weg zur Demokratie“auf 600 Seiten die erste populärwissenschaftliche Darstellung zur verfassungsgebenden Nationalversammlung verfasst, basierend auf Tagebüchern, Zeitungsberichten, Memoiren.
Eine thüringisch-sächsische Koproduktion in mehrfacher Hinsicht ist „Die Wetterküche“. Das Jahreszeiten-kochbuch („Kochen nach Wetterlage“) vereint nicht nur den aus Bad Tabarz stammenden Spitzenkoch Herbert Frauenberger und die Leipziger Mdr-meteorologin Michaela Koschak. Der Leipziger Buch-verlag für die Frau, in dem es erscheint, gehört jetzt zur Ilmenauer Verlagsgruppe Grünes Herz.
Bei ihr fand längst auch der RhinoVerlag seine neue Heimstatt. Er setzt seine Reihe mit Geschenkbüchern en miniature unter anderem mit Bändchen zur Krämerbrücke, dem Bauhaus und dem Mauerfall fort. Von Ulrich Völkel, der Rhino einst gründete, erscheint derweil der Weimar-krimi: „Ich werde dich töten! – Kommissar Pontes sechster Fall“.
Ganz neu auf der Thüringen-liste findet sich in diesem Jahr der Cass-
Ein Fünftel der rund 100 mitteldeutschen Einzelaussteller präsentierte sich jetzt vorab beim Landesverband, im Leipziger Haus des Buches. Auf der Buchmesse trifft man dann unter anderem auch den Quartus-verlag aus Bucha/jena, den Knabe-verlag und den Wartburg-verlag aus Weimar, den Verlag Rockstuhl aus Bad Langensalza und die Verlagsgruppe Kamprad aus Altenburg.
„Leipzig ist ein guter Punkt, um etwas anzufangen“, sagt Helmut Stadeler über kleine Verlage auf dieser Buchmesse. Sie sei gleichsam „ein Heimspiel“, auch weil man dort nicht zwingend übernachten muss. Dagegen stelle die Frankfurter Buchmesse doch einen „großen Brocken“dar, auch wenn es dort ja einen Thüringer Gemeinschaftsstand gibt.
Unterdessen sitze der Schock über die Insolvenz des Buchgroßhändlers KNV in Stuttgart und Erfurt bei dem ein oder anderen Verlag tiefer, so Stadeler. Das gelte insbesondere für jene, die längerfristige Zahlungsziele vereinbart hatten und denen deshalb auch ein größerer Schaden entstand.
Mit dem Insolvenzverwalter lasse sich jedoch professionell arbeiten. Und der Betrieb stehe „auf rechtlich doch sehr sicheren Füßen“.
Stadeler hält das Geschäftsmodell von KNV für zukunftsfähig und insofern für attraktiv genug, neue Investoren zu finden. „Dann werden die Karten noch mal neu gemischt!“