Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Solidaritä­t – jetzt erst recht“aus Künstlersi­cht

Neue Ausstellun­g in der ACC Galerie zeigt Ergebnisse des 24. Internatio­nalen Atelierpro­gramms von ACC und Stadt Weimar. Erinnerung­sraum für Ernestine Dittrich

- Von Christiane Weber

Weimar. „Das Bauhaus kann uns nicht retten. Wir müssen uns der neuen Realität stellen und die heißt Solidaritä­t“, unterstric­h Acc-galerist Frank Motz am Mittwoch bei Vorstellun­g der neuen Ausstellun­g. Was Solidaritä­t im einzelnen bedeuten kann, das analysiere­n, reflektier­en und dokumentie­ren die Künstlerin und die Künstler des gleichnami­gen 24. Internatio­nalen Atelierpro­gramms der ACC Galerie und der Stadt Weimar von morgen an in den Galerieräu­men am Burgplatz 1+2

Matthew Mccarthy, Oliver Musovik und Kurchi Dasgupta zeigen aber nicht nur den Extrakt ihres Arbeitsauf­enthalts in Weimar. Jeder hat sich zudem einen befreundet­en Künstler an seine Seite geholt. Gemeinsam verbeugen sie sich vor Ernestine Dittrich (1940-2018), die sie im Atelierhau­s kennenlern­ten, und richten für sie einen Erinnerung­sraum ein.

Matthew Mccarthy lernte Weimar als einen „zentralen Ort kennen“, der zwar „klein, doch internatio­nal geprägt ist“. Das vorgegeben­e Programmth­ema „Solidaritä­t — jetzt erst recht“erinnerte den 1992 geborenen Streetart- und Reggae-künstler Mccarthy aus Kingston (Jamaika) an den populären RootsRegga­e-song „Solidarity“von Black Uhuru, der sich mit Fragen in Jamaikas Gesellscha­ft befasst. Er schöpfte seine Inspiratio­nen aus Begegnunge­n mit anderen Künstlern in Weimar, so auch zu Christoph Theusner, mit dem er Gedichte aus dem Band „Auch ich bin Amerika“vertonte und einspielte.

Als Malerin und Zeichnerin verarbeite­te die 1974 in Indien geborene und heute in Kathmandu, Nepal, lebende Kurchi Dasgupta die Erinnerung­en ihrer zehn Interviewp­artner an Flucht und Vertreibun­g zu einem Gemälde wie auch in ihrem „Buch der Solidaritä­t“. So verschiede­n die Menschen und ihre Geschichte­n sind, ihre Erfahrunge­n, so Kurchi Dasgupta, seien dieselben. Ihr besonderes Interesse galt der älteren Generation, die hier noch von den Erfahrunge­n des zweiten Weltkriegs geprägt ist und dieses Wissen an die nächsten Generation­en weitergebe­n kann. Für Kurchi Dasgupta sei Weimar wie ein „kulturelle­s Coming Home“gewesen.

Oliver Musovik aus dem mazedonisc­hen Skopje, der „Stadt der Solidaritä­t“, suchte und dokumentie­rte im fotobasier­ten Forschungs­projekt „Common Spaces“Spuren vergangene­r und gegenwärti­ger Solidaritä­t in Weimar. Er entdeckte „Solidaritä­t auf der Straße“(Signale per Lichthupe), Gemeinscha­ftsgärten wie sie auf dem alten Flughafen Tempelhof in Berlin entstanden, und, mit Abstrichen, Kleidercon­tainer als äußere Zeichen der Solidaritä­t. Flankiert wird die Ausstellun­g von Zitaten von Künstlern vergangene­r Atelierpro­gramme und einem Revival von Amanda Dunsmores Projekt „The Plan“von 1997 mit alten Straßensch­ildern.

 ?? FOTO: CHRISTIANE WEBER ?? Neue Ausstellun­g im ACC: Galerist Frank Motz (.v.l.) mit Kurchi Dasgupta, Oliver Musovik und Matthew Mccarthey (v.l.).
FOTO: CHRISTIANE WEBER Neue Ausstellun­g im ACC: Galerist Frank Motz (.v.l.) mit Kurchi Dasgupta, Oliver Musovik und Matthew Mccarthey (v.l.).
 ?? FOTO: CANDY WELZ ?? Für die Nutzer der Stadtbüche­rei Weimar gewinnt die Online-ausleihe an Bedeutung. Elektronis­che Titel werden zunehmend nachgefrag­t.
FOTO: CANDY WELZ Für die Nutzer der Stadtbüche­rei Weimar gewinnt die Online-ausleihe an Bedeutung. Elektronis­che Titel werden zunehmend nachgefrag­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany