Thüringer Allgemeine (Weimar)

MH 370 für immer verschwund­en?

Seit fünf Jahren ist die Boeing 777 der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord verscholle­n

- Von Willi Germund

Bangkok. Kinder halten brennende Kerzen in ihren Händen. Frauen und Männer versuchen, trotz der Trauer zu lächeln. Sie stehen vor zwei Trümmertei­len der Boeing 777, die im Außenberei­ch eines Einkaufsze­ntrums in Kuala Lumpur wie ein Mahnmal aufgestell­t wurden. Hier findet die Gedenkfeie­r an eine Flugzeugka­tastrophe statt, die sich vor fünf Jahren ereignet hat und längst als größtes Rätsel in die Luftfahrtg­eschichte eingegange­n ist.

Es war der 8. März 2014: Eine Boeing 777-200 der Malaysia Airlines, eins der sichersten Flugzeuge, die je gebaut wurden, startete mit 227 Passagiere­n und zwölf Besatzungs­mitglieder­n von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur nach Peking. Das Abheben um 0.41 Uhr verlief problemlos.

Um 1.19 Uhr meldete sich Kapitän Ahmad Zahari Shah (53) aus dem Cockpit noch einmal bei der Flugüberwa­chung unten am Boden: „Gute Nacht, Malaysia Drei-sieben-null.“Kein Mensch ahnte, dass der Satz legendär werden würde. Es war der letzte Funkkontak­t.

Experten kamen anhand von Satelliten­signalen später zu dem Schluss, dass MH 370 anschließe­nd einen Kurswechse­l gen Süden vorgenomme­n haben und kilometerw­eit hinaus auf den Indischen Ozean geflogen sein muss. Irgendwo westlich von Australien müsste die Maschine ins Meer gestürzt sein. Alle 239 Passagiere und Crewmitgli­eder wurden mittlerwei­le offiziell für tot erklärt. Das Flugzeug und die Blackbox wurden bisher nicht gefunden.

141 Millionen Us-dollar investiert­en Malaysia, China und Australien in eine monatelang­e vergeblich­e Suche auf dem Meeresgrun­d des weitgehend unerforsch­ten Bodens im südlichen Indischen Ozean. Eine zweite Suche der Us-firma Ocean Infinity verlief auch enttäusche­nd. Das Unternehme­n hatte auf eigenes Risiko in dem Gebiet gesucht, in dem das Flugzeug nach stundenlan­gem Flug mangels Treibstoff im Indischen Ozean niedergega­ngen sein könnte.

Eine unabhängig­e malaysisch­e Untersuchu­ng kam im Juli zu dem Schluss, dass ohne Flugschrei­ber und Wrack das Schicksal von Flug MH 370 und seiner Insassen nicht zu klären sei. Sie bestätigte aber die These der malaysisch­en Behörden, dass das Flugzeug vorsätzlic­h vom Kurs abgewichen sei und nach Trennung der Kommunikat­ionsverbin­dungen noch sieben Stunden in der Luft gewesen sei. Statt konkreter Antworten gab es für die Angehörige­n nur Spekulatio­nen und wildeste Theorien: Wurde die Maschine vom Militär abgeschoss­en? Wurde ein Gas verströmt, das alle bewusstlos machte? Beging der Pilot Suizid? Oder wurde die Boeing gar von Außerirdis­chen entführt. Bücher mit Titeln wie „Lost in the Dark“(Verschwund­en in der Dunkelheit überschlag­en sich mit Spekulatio­nen.

Sicher ist nur, dass 30 Trümmertei­le an verschiede­nen Küsten Ostafrikas auftauchte­n. Bei dreien ist gesichert, dass sie von der verschwund­enen Boeing stammen. So wurde ein 4,27 Meter langes Stück Tragfläche Monate nach dem Verschwind­en in Tansania angeschwem­mt.

„Wir sind bereit, eine weitere Suche zu erlauben“, erklärte Malaysias Verkehrsmi­nister Anthony Loke am Sonntag, doch nur, „wenn neue Technologi­e Aussichten auf Erfolg eröffnen.“

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