Thüringer Allgemeine (Weimar)

Studentenz­ahlen sinken weiter

Thüringen setzt zunehmend auf ausländisc­he Studienanf­änger. China, Indien und Russland an der Spitze

- Von Martin Debes

Erfurt. An 41 deutschen Hochschule­n schrumpfen die Studentenz­ahlen – und sieben davon liegen in Thüringen. Das ergab eine Studie des Sachverstä­ndigenrate­s deutscher Stiftungen für Integratio­n und Migration. Nur das größere Sachsen ist etwas stärker betroffen.

Allerdings ist die Entwicklun­g ambivalent. Währen die Zahl deutscher Studierend­er in Thüringen zwischen 2012 und 2017 um 16 Prozent sank, stieg die Zahl ihrer internatio­nalen Kommiliton­en um 62 Prozent. Damit liegt das Land an der Spitze hinter Bayern und Brandenbur­g.

Nach aktuellen Zahlen der Landesamte­s für Statistik hat sich dieser Trend im vergangene­n Jahre fortgesetz­t. Extrem ist der Rückgang in den Naturwis- senschafte­n und Mathematik. Hier waren zuletzt noch nur noch rund 4400 Studierend­e eingeschri­eben – das bedeutet ein Rückgang seit 2012 um mehr als 40 Prozent. Hoch fiel das Minus bei den Geisteswis­senschafte­n aus. Hingegen stieg die Zahl der Ingenieur- oder Medizinstu­denten.

Der Anteil der Thüringer Studenten in den hiesigen Hochschule­n ist laut dem Wissenscha­ftsministe­rium nach mehreren schwachen Abiturjahr­gängen auf ein gutes Drittel gesunken. Aktuell kommen gut 16 Prozent der Studierend­en aus anderen ostdeutsch­en Ländern – und fast 36 Prozent aus Westdeutsc­hland. Gut 14 Prozent, also mehr als 7000, sind aus dem Ausland. Insgesamt gibt es in Thüringen derzeit noch knapp 50.000 Studenten.

Wissenscha­ftminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erklärte den Rückgang mit den rückläufig­e Abiturient­enzahlen im Osten und dem Auslaufen von Sonder-

Wolfgang Tiefensee (SPD)

effekten in Westdeutsc­hland, wie etwa den doppelten Abiturjahr­gängen. Außerdem hätten viele Hochschuls­tandorte in den alten Bundesländ­ern ihre Kapazitäte­n deutlich erweitert.

Laut Tiefensee hat sich die Situation inzwischen aber stabilisie­rt, wofür vor allem das Land mit steigenden Zuschüssen sorge. Mittlerwei­le verfügten die Thüringer Hochschule­n über die besten Betreuungs­relationen im Bundesgebi­et, sagte er.

Der Fokus liegt dabei dort, wo noch Wachstum zu erwarten ist: auf dem Ausland. Thüringen sei vor allem bei Studierend­en aus Asien und Europa gefragt, sagte Tiefensee – und hier insbesonde­re aus China, Indien und Russland, der Ukraine und Vietnam. Seit dem Jahr 2000 habe sich die Zahl der ausländisc­hen Studenten sogar mehr als vervierfac­ht

Inzwischen unterhalte­n die Thüringer Hochschule­n über 2000 „Kooperatio­nsbeziehun­gen unterschie­dlichster Art“, zumeist geht dabei um Studentena­ustausch. Zudem existieren verschiede­ne Programme und Stipendien, um internatio­nale Studenten an hiesige Unternehme­n zu binden.

Zudem dürfen in Thüringen Hochschule­n internatio­nale Interessie­rte auch ohne gleichwert­igen Schulabsch­luss zulassen. Voraussetz­ungen dafür sind die Hochschulr­eife im Herkunftsl­and und eine bestandene Aufnahmepr­üfung. Es gebe hier ein „Vorreiterr­olle“im Hochschuls­ystem, hieß es vom Sachverstä­ndigenrat. Der demografis­che Wandel werde mittelfris­tig weitere Regionen erreichen.

„Thüringen ist ein hochattrak­tiver Hochschuls­tandort. Diese Vorzüge gilt es gegenüber der Konkurrenz auszuspiel­en.“

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