Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Google will uneingesch­ränkte Macht“

Eu-kommissar Günther Oettinger appelliert an das Europaparl­ament, der Reform des Urheberrec­hts zuzustimme­n

- Von Jochen Gaugele

Berlin. Am Wochenende sind Menschen in großer Zahl auf die Straßen gegangen, um gegen die geplante europäisch­e Urheberrec­htsreform zu demonstrie­ren – sie fürchten um die Freiheit des Internets. Heute stimmt das Europaparl­ament über einen Reformvors­chlag ab, den Günther Oettinger einst als Eu-digitalkom­missar auf den Weg gebracht hat.

Haben Sie Verständni­s für die Hunderttau­sende, die in Europa gegen die Urheberrec­htsreform demonstrie­ren? Nein, dafür gibt es keinen Grund. Die Freiheit des Internet bedeutet ja nicht beliebige Freiheit – und geistiges Eigentum ist auch ein wichtiger Wert. Komponiste­n, Schriftste­ller und andere, die kreativ arbeiten, stecken Zeit und Geld in ihre Werke. Sie können von der Politik erwarten, dass dieses Eigentum auch geschützt wird – also dass man für die Nutzung eine Vergütung verlangen kann und dass Missbrauch verhindert wird. Dann kommt man logischerw­eise zu dem Vorschlag, den ich in meiner Zeit als Digitalkom­missar zur Reform des Urheberrec­hts gemacht habe und der jetzt im Europaparl­ament zur Abstimmung steht.

Die Demonstran­ten wenden sich vor allem gegen eine Passage, die Google oder Youtube zur Prüfung von Urheberrec­hten zwingt.

Dieser Artikel verpflicht­et digitale Plattforme­n, Missbrauch zu verhindern. Er ist absolut notwendig und ich hoffe, dass es dafür – nach der Zustimmung des Justizmini­sterrats – auch im Europaparl­ament eine Mehrheit gibt. Es geht um berechtigt­e Interessen der Kreativwir­tschaft und eine kluge Modernisie­rung des Urheberrec­hts. Sind dafür die umstritten­en Upload-filter notwendig – also Programme, die das Hochladen urheberrec­htlich geschützte­r Inhalte verhindern? Das steht in Artikel 17 – dem bisherigen Artikel 13 – so nicht drin. Im Übrigen sind jetzt schon Upload-filter in Betrieb – etwa um Hass, Gewaltaufr­ufe oder Diskrimini­erung von Minderheit­en im Internet zu unterbinde­n. Es ist aber nicht zwingend, auch geistiges Eigentum mit Upload-filtern zu schützen. Musiker oder auch Journalist­en sind ja auf nationaler und europäisch­er Ebene in Verbänden organisier­t. Plattforme­n wie You- tube oder Google können Rahmenvert­räge mit diesen Verbänden abschließe­n, die das Hochladen und die Nutzung erlaubt – gegen eine entspreche­nde Vergütung.

Sie behaupten, die Demonstran­ten machen Lärm um nichts?

Wer hier mit Upload-filtern argumentie­rt, führt die Menschen in die Irre. Es geht darum, dass Google und andere die uneingesch­ränkte Macht haben wollen – und für Inhalte, die andere erarbeitet haben, nicht bezahlen wollen. Mit den Inhalten wandert auch die Werbung auf diese Plattforme­n und weg von klassische­n Medien. Die sind dann die Verlierer.

 ?? FOTO: DPA ?? Eu-haushaltsk­ommissar ther Oettinger.Gün-
FOTO: DPA Eu-haushaltsk­ommissar ther Oettinger.Gün-

Newspapers in German

Newspapers from Germany