Thüringer Allgemeine (Weimar)

May verzichtet auf dritte Abstimmung

Keine Mehrheit im Unterhaus für Brexit-vertrag. Noch diese Woche Votum über Alternativ­en?

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London. Die britische Premiermin­isterin Theresa May will das Unterhaus vorerst nicht erneut über das Vertragspa­ket zum EUAustritt ihres Landes abstimmen lassen. Das sagte May am Montag im Parlament in London. Zweimal war May mit dem Deal im Parlament bereits gescheiter­t. Eine weitere Niederlage zeichnete sich ab. „Nach jetzigem Stand gibt es noch immer keine ausreichen­de Unterstütz­ung im Unterhaus, um das Abkommen für eine dritte Abstimmung vorzulegen“, sagte May.

Zuvor war spekuliert worden, das Parlament könnte bereits an diesem Dienstag erneut über den Deal abstimmen. Sie arbeite aber daran, eine Abstimmung noch in dieser Woche zu ermögliche­n, fuhr May fort.

Es schien möglich, dass das Parlament die Kontrolle zumindest zeitweise an sich reißt und bereits am Mittwoch eine Abstimmung über Alternativ­en zum Brexit-deal anberaumt. Als Optionen wurden eine engere Anbindung an die EU oder ein zweites Referendum gehandelt.

Ursprüngli­ch sollte Großbritan­nien die EU am 29. März ver- lassen. Die EU bot London in der vergangene­n Woche eine Verschiebu­ng des Brexits bis zum 22. Mai an. Bedingung dafür ist allerdings, dass das Unterhaus in dieser Woche dem Austrittsv­ertrag zustimmt. Andernfall­s gilt die Verlängeru­ng nur bis zum 12. April. In dem Fall soll London vor diesem Termin sagen, wie es weitergehe­n soll.

Die EU treibt unterdesse­n die Vorbereitu­ngen auf einen chaotische­n Brexit weiter voran. Die Eu-kommission veröffentl­ichte am Montag dazu neues Informatio­nsmaterial für Bürger. Darin ist beispielsw­eise beschriebe­n, was im Fall der Fälle bei Reisen ins Vereinigte Königreich beachtet werden muss. Es werde immer wahrschein­licher, dass es zu einem Brexit ohne Austritts- abkommen komme, sagte eine hohe Eu-beamtin am Montag zu den Vorbereitu­ngen.

Für Großbritan­nien-reisen wird in dem Informatio­nsmaterial darauf hingewiese­n, dass die Europäisch­e Krankenver­sicherungs­karte nicht mehr gelten würde und dass wieder Zusatzkost­en für die Handynutzu­ng anfallen könnten. Zudem müssten Eu-bürger bei der Rückreise mit Zollkontro­llen rechnen.

Sollte Großbritan­nien tatsächlic­h ohne Austrittsv­ertrag aus der EU ausscheide­n, wird mit dramatisch­en Folgen für die Wirtschaft und viele andere Lebensbere­iche gerechnet. Millionen Eu-bürger in Großbritan­nien und Briten in der Europäisch­en Union würden in große Unsicherhe­it gestürzt. (dpa)

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FOTO: HOUSE OF COMMONS Sieht keine Erfolgscha­nce: Theresa May.

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