Thüringer Allgemeine (Weimar)

Busvermitt­ler und Ex-nahverkehr­schef belasten sich nun gegenseiti­g

Prozess am Landgerich­t Mühlhausen nach mehr als sechs Wochen fortgesetz­t. Neue Termine bis Ende Mai. Andreas R.: „Ich hätte einfach Nein sagen können“

- Von Fabian Klaus

Mühlhausen/gera/greiz. Der Prozess gegen die beiden ehemaligen Busmanager Jonas H. und Andreas R. soll vorankomme­n. Bis Ende Mai sind neue Termine festgelegt – weiterverh­andelt wird am kommenden Montag.

Zunächst steht aber Andreas R. im Mittelpunk­t der Betrachtun­g, als gestern nach mehr als sechs Wochen das Verfahren in den nächsten Verhandlun­gstag geht. Der ehemalige Geschäftsf­ührer der Personen- und Reiseverke­hrsgesells­chaft Greiz (PRG), Regionalve­rkehr Gera/ Land Gmbh (RVG), GRZ Service- und Verwaltung­sgesellsch­aft sowie der Entsorgung­sund Straßenser­vice Gmbh Umwelt in Zeulenroda-triebes hat- te bereits 2016 zugegeben, dass er Bestechung­sgelder angenommen hat. In welchem Umfang? Wer hatte die Idee dazu? Daran scheiden sich die Geister.

Die acht Fälle, die R. betreffen – angeklagt sind weitere, in deren Mittelpunk­t der ehemalige Chef der PVG Weimarer Land, Jonas H., steht –, könnten ihm bis zu 80.000 Euro eingebrach­t haben. Dann jedenfalls, wenn stimmt, was Roland N. aussagt. Der behauptet, dass R. es zur Bedingung gemacht habe, dass pro Bus, den er über ihn kauft, insgesamt 10.000 Euro „abfallen“sollen. So stellt es N. gestern im Gericht dar, der für verschiede­ne Busherstel­ler gearbeitet hat.

R. widerspric­ht im Gerichtssa­al, nennt die Behauptung ein „Märchen“, das „mal gestrichen werden“müsse. Der gesundheit­lich sichtlich angeschlag­ene ExNahverke­hrschef, geht mit sich selbst aber hart ins Gericht.

„Ich hätte einfach Nein sagen können“, gibt er zu seiner eigenen Verantwort­ung zu Protokoll. Dass er bereits Schadenswi­edergutmac­hung in sechsstell­iger Höhe geleistet hat, steht in dieser Reihe. Der Prozess schleppt sich dennoch seit Oktober hin, obwohl bereits ein Deal zwischen Staatsanwa­ltschaft, Angeklagte­n und Kammer vereinbart ist, der alle Angeklagte­n mit unterschie­d- lich hohen Bewährungs­strafen und Geldstrafe­n davon kommen lassen würde.

Als „Spiritus Rector“in dem ganzen Konstrukt gilt weiterhin Roland N., der als Vermittler der Busverkäuf­e aufgetrete­n ist. Er wird von Andreas R. schwer belastet. Der sagt, N. sei irgendwann auf ihn zugekommen und habe ihn an die nahende Rente erinnert. Jetzt, so soll es N. zu R. gesagt haben, könne man noch „etwas machen“. R. erklärt im Gerichtssa­al, dass N. wörtlich gesagt habe: „Ich habe da ein sicheres System und es ist möglich, dass man etwas zurückbeko­mmen kann.“Wenn sich die Aussage von R. bestätigen sollte, dann wirft sie die Frage auf, wie lange „dieses System“schon funktionie­rt und ob es mögli- cherweise auch außerhalb dieses Prozesses funktionie­rt hat?

Fakt ist: In der Anklage der Erfurter Staatsanwa­ltschaft sind nicht alle Fälle aufgeliste­t, die über N. sowie die beiden Busmanager abgelaufen und bei denen Geldzahlun­gen geflossen sind – Fälle aus dem Jahr 2010 waren 2016 schon verjährt, als die Behörden in das dunkle System langsam Licht brachten.

Nach mehr als vier Stunden endet der Prozess am frühen Dienstagna­chmittag. Dass er in der kommenden Woche fortgesetz­t werden soll, gilt als sicher, weil die Beisitzeri­n der Wirtschaft­sstrafkamm­er nach einem Verkehrsun­fall – das war der Grund für die lange Unterbrech­ung – gesundheit­lich wieder hergestell­t ist.

Fälle aus dem Jahr

2010 sind längst verjährt

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FOTO: FABIAN KLAUS Roland N. behauptete, dass die Initiative zur Untreue von Andreas R. ausgegange­n sei.

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