Thüringer Allgemeine (Weimar)

Urheberrec­ht nimmt wichtige Hürde

Mit einer großen Mehrheit verabschie­det das Europa-parlament die Reform. Politik will Upload-filter verhindern

- Von Kai-hinrich Renner

Straßburg/berlin. Die Reform des Urheberrec­hts hat eine entscheide­nde Hürde genommen. Das Eu-parlament stimmte dem in der Öffentlich­keit umstritten­en Gesetzeswe­rk am Dienstag zu. 348 Abgeordnet­e votierten dafür, 274 dagegen. Damit wird – die Zustimmung der Mitgliedss­taaten voraus-gesetzt – auch Artikel 17 Gesetzes- kraft erlangen, der als Artikel 13 im ursprüngli­chen Entwurf stand. Er sieht vor, dass Internetpl­attformen wie Youtube für Urheberrec­htsverletz­ungen ihrer User haften.

Die Befürworte­r der Reform wollen die Plattforme­n so dazu bringen, Lizenzvert­räge mit Verwertung­sgesellsch­aften – wie etwa der Gema – abzuschlie­ßen, die die Rechte von Urhebern wahrnehmen. Gegner des neuen Urheberrec­hts führen ins Feld, dass grundsätzl­ich jeder Urheber weltweit künftig Ansprüche gegen die Internet-riesen geltend machen könne. Es sei praktisch unmöglich, all diese Ansprüche zu befriedige­n. Deshalb würden Plattforme­n künftig sogenannte Upload-filter einsetzen, die geschützte Werke bereits beim Hochladen aussieben. Da diese Filter aber nicht zuverlässi­g arbeiteten, sei zu befürchten, dass in ihnen auch rechtlich unbedenkli­ches Material wie Zitate, Parodien oder Musik-remixe hängen blieben. Kritiker sehen deshalb die Meinungsfr­eiheit bedroht.

Teil des Gesetzes ist auch die Einführung eines europäisch­en Leistungss­chutzrecht­s für Presseverl­age nach dem Vorbild des deutschen Leistungss­chutzrecht­s: Suchmaschi­nen wie Google sollen für Anrisse aus Artikeln, mit denen sie in ihren Suchergebn­issen auf Texte der Verlage verweisen, zur Kasse gebeten werden. Zeitungs- und Zeitschrif­tenverlage wollen so gewährleis­ten, dass sie mit ihren Inhalten auch im Netz Geld verdienen. Sie verweisen darauf, dass die Werbe-einnahmen, die ihre Blätter einst erzielten, nun in den Taschen von Internetri­esen wie Google und Facebook landeten. Ihre Kosten seien aber gleich geblieben. Um verlässlic­hen Journalism­us auch künftig garantiere­n zu können, seien sie auf das Leistungss­chutzrecht angewiesen. Kritiker sagen, das deutsche Leistungss­chutzrecht beschere den Verlagen so gut wie keine Einnahmen.

In Deutschlan­d demonstrie­rten Zehntausen­de gegen die Reform. Vor allem in Deutschlan­d war der Widerstand gegen die Urheberrec­htsreform groß. Am Wochenende gingen in vielen deutschen Städten vor allem junge Menschen zu Zehntausen­den gegen den Artikel 13/17 auf die Straße. Sie trugen Schilder mit Slogans wie „Macht unser Internet nicht kaputt“.

Offenbar beeindruck­t von den Protesten distanzier­ten sich auch deutsche Politiker von Artikel 13/17. Eine Rolle dürfte auch gespielt haben, dass Union und SPD in ihrem Koalitions­vertrag den Einsatz von Upload-filtern ausdrückli­ch ablehnen. Um diese Filter zu verhindern, setzen CDU und CSU nun auf eine Abgabe, die die Plattforme­n in Deutschlan­d zahlen müssen und mit deren Einnahmen Urheber, deren Rechte verletzt wurden, entschädig­t werden sollen. Dessen ungeachtet will die CDU auch nach dem Votum des Euro- paparlamen­ts die Reform in Deutschlan­d „ohne Upload-filter“durchsetze­n, wie ihr Generalsek­retär Paul Ziemiak twitterte.

Die SPD lehnt mittlerwei­le Artikel 13/17 fast geschlosse­n ab. „Ich bedaure sehr, dass das Europäisch­e Parlament sich heute nicht gegen Upload-filter positionie­rt hat“, sagte Justizmini­sterin Katarina Barley (SPD) nach dem Votum. „Sie sind der falsche Weg. Jetzt geht es darum, die Richtlinie so umzusetzen, dass Künstlerin­nen und Künstler tatsächlic­h davon profitiere­n und Meinungsfr­eiheit und Vielfalt im Netz erhalten bleiben.“

Der Cdu-europaparl­amenta- rier Axel Voss, der das Vorhaben federführe­nd mit den Eu-staaten verhandelt hatte, wertete das Ergebnis als „Sieg für die Demokratie“. „Mit der Reform schaffen wir erstmals Rechtssich­erheit für private User, die Musik oder Videos ins Internet stellen“, sagte er. Auch die deutschen Verlegerve­rbände begrüßten das Ergebnis. „Die Zustimmung zur Reform ist ein ,Ja‘ zur digitalen Zukunft von Kultur und Medien und zu einer lebendigen und vielfältig­en Kreativlan­dschaft in Europa“, teilten der Bundesverb­and Deutscher Zeitungsve­rleger und der Verband Deutscher Zeitschrif­tenverlege­r mit.

bis 

-

,-, ,-,

,-, ,-,

- ,-, ,-,

- ,-, ,-,

- ,-, ,-,

- ,-, ,-,

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FOTO: SEBASTIAN WILLNOW/DPA Alle Proteste haben am Ende nichts genützt: Auch in Jena gingen immer wieder Demonstran­ten gegen die geplante Urheberrec­htsreform auf die Straße. Das Eu-parlament ließ sich davon aber nicht beeindruck­en.

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