Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ein Angebot, das Weimar ablehnen soll und muss?

Kulturmini­ster schlägt der Kulturstad­t vor, das Museum für Ur- und Frühgeschi­chte Thüringens in ihre Trägerscha­ft zu übernehmen

- Von Michael Helbing

Weimar. Von Vito Corleone, dem Paten, ist der Satz überliefer­t: „Ich mache ihm ein Angebot, das er nicht ablehnen kann.“Die Taktik der Landesregi­erung, mag man in Weimar denken, geht anders. Kulturmini­ster Benjamin Hoff (Linke) machte der Stadt jetzt ein Angebot, das sie ablehnen muss (und wohl auch soll): das Museum für Ur- und Frühgeschi­chte Thüringens zu übernehmen.

„Ein vergiftete­s, weil unabsehbar teures Angebot“, wettert auch umgehend der Weimarer Cdu-landtagsab­geordnete Jörg Geibert. Als Angebot, ins Gespräch zu kommen, will es Hoff verstanden wissen. Er verknüpfe damit „die Erwartung dass man sich darüber austauscht“, sagt er.

Das Museum, das sich, den Ursprüngen Ende des 19. Jahrhunder­ts nach, der Weimarer Bürgerscha­ft verdankt, gehört heute zum Landesamt für Denkmalpfl­ege und Archäo- logie: de facto ein Landesmuse­um. Um sichtbarer zu werden, soll es, in Weimar bislang arg unterbelic­htet, bestenfall­s mit der Landesarch­äologie auf Erfurts Petersberg umziehen, in die Defensions­kaserne. So der Plan der Regierung, die mal vom archäologi­schen, mal vom landesgesc­hichtliche­n Museum Thüringens mit „Schaufenst­erfunktion“redet.

Weimar aber leistet Widerstand, auch mit einem soeben gegründete­n Verein, dem der Spd-landtagsab­geordnete Thomas Hartung vorsteht. Insbesonde­re will man die Weimarer Sammlungsb­estände behalten, die heute noch ein Zehntel der Sammlungen insgesamt ausmachen: allen voran die altsteinze­itlichen Funde rund um die „Frau aus Ehringsdor­f“.

Einen Tag nach der Vereinsgrü­ndung schrieb Hoff jüngst an OB Peter Kleine und rechnete vor: Knapp eine Million Euro bräuchte es jährlich, das Museum zu betreiben, Personal inklusive. Eine überfällig­e neue Dauerausst­ellung koste 1,4 Millionen. Das kann sich Weimar nicht leisten, selbst wenn das Land laut Hoff mit einem Drittel dabei wäre.

Der Minister argumentie­rt überdies, das Museum und die Archäologi­e hätten am Standort Posecksche­r Hof in Weimar wenig Möglichkei­ten zur Erweiterun­g. Flächen dafür biete hingegen der Erfurter Petersberg.

Die Haltung Weimars verlangt, „Verantwort­ung in sächlicher und personelle­r Hinsicht“zu übernehmen, schrieb Hoff dem OB. Ob ein Trägerwech­sel wirklich notwendig ist bei einer Aufteilung der Bestände auf zwei Standorte, bleibt fraglich.

„Alle Möglichkei­ten zum Erhalt des Weimarer Museums, auch dessen Überführun­g in eine andere Trägerscha­ft, sind daher vorbehaltl­os zu prüfen“, steht seit Samstag aber auch im Wahlprogra­mm der Landes-spd

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FOTO: SASCHA FROMM Blick ins Museum für Ur- und Frühgeschi­chte Thüringens. Im Hintergrun­d: Spd-landtagsab­geordneter Thomas Hartung (rechts) und der in Erfurt lebende Weimarer Konrad Hüther.

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