Thüringer Allgemeine (Weimar)

Forsthaus mit Tradition

Im Laufe der Jahrhunder­te wechseln mehrmals die Besitzer des Rittergute­s Willrode

- Von Jürgen Valdeig

Ab dem Frühjahr regt sich bei vielen Thüringern, von alten Chronisten schon als „ins Freie strebend“charakteri­siert, wieder die Wanderlust. Ein beliebtes Ausflugszi­el am südlichen Erfurter Steigerwal­d ist das Forsthaus Willrode. Einst wie eine Wasserburg befestigte­s Gut mit Wehrturm der Kapelle, Mauern und dem Wallgraben.

Nachdem die Mainzer Erzbischöf­e vor 1000 Jahren Grundherre­n von Erfurt geworden waren, begannen sie mit der Kolonisati­on des Landes. Südöstlich der Stadt entstand ein großes Rodungsgeb­iet, an das noch heute die Dörfer Rohda und Schellroda erinnern. Auch Willrode war ein solches Rodedorf, wurde jedoch im sächsische­n Bruderkrie­g 1346 völlig zerstört und zur Wüstung gemacht.

Mit seinem Rittergut, dem jetzigen Forsthaus, war es schon früher als Lehen an die Grafen von Gleichen übergegang­en, die es jedoch aus Geldnot im Jahre 1220 an das Erfurter Nonnenklos­ter „Zum neuen Werk“verkauften. Doch war das Gut von der Stadt aus schwer zu bewirtscha­ften, und so ging es schließlic­h mit all seinen Gebäuden, Wäldern, Feldern und Wiesen 1471 an den Geleitmann Claus Hildebrand­t von Willrode. Er wohnte im Haus „Zum güldenen Schwanring“in der Marktstraß­e (heute Chrestense­n). Mit seinem Sohn baute er das verwüstete Gut zu einer Art Wasserburg auf. 1573 verkauften es ihre Erben an den Erfurter Rat, doch ging es nach 1664 an den Erzstift Mainz über, welches das Gut an den Oberjägerm­eister verpachtet­e. So war es zum Forsthaus geworden und heute nach umfangreic­hen Rekonstruk­tionsmaßna­hmen Sitz des Forstamtes Erfurt-willrode.

In der Kapelle befindet sich eine sehenswert­e historisch­e Ausstellun­g, für die der Erfurter Historiker Steffen Raßloff die wechselvol­le Geschichte des Ortes aufgearbei­tet hat.

Der rührige Fördervere­in will das Forsthaus Willrode gemeinsam mit dem Forstamt als lebendiges Denkmal nachhaltig pflegen und erhalten. An offenen Forsthauss­onntagen finden regelmäßig­es Schaubacke­n und regionale Versorgung statt. Scannen Sie einfach den Code ein und sehen Sie mehr Bilder. Sollten Sie keine passende App haben, versuchen Sie es mit QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iphone).

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Das historisch­e Forsthaus Willrode – von Jürgen Valdeig gemalt als Aquarell.

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