Thüringer Allgemeine (Weimar)

Härte prägt den Diskurs

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über die Entwicklun­g politische­r Kriminalit­ät

Politische Auseinande­rsetzungen werden härter und kompromiss­loser geführt. Achtung des politische­n Mitbewerbe­rs ist immer seltener in Debatten zu spüren. Geredet wird zumeist nur noch vom Gegner.

Verbales Hacken, Diffamiere­n oder Bloßstelle­n gehört selbst im Landtag inzwischen zur Tagesordnu­ng. Die kommenden zwei Tage werden wieder Kostproben liefern – egal ob Schulklass­en auf der Tribüne sitzen, ausländisc­he Gäste oder Menschen, die einfach nur sehen und hören wollen, wie ihre Volksvertr­eter arbeiten. Es geht nicht um den Streit, den Diskurs, kritikwürd­ig ist der Ton.

Diese zunehmende Härte im Umgang miteinande­r, egal ob in der Politik oder im öffentlich­en Raum, zeichnet auch die Statistik politisch motivierte­r Kriminalit­ät für Thüringen nach. Staatsschu­tzdelikte haben sich im Freistaat in den vergangene­n 20 Jahren fast verdoppelt. Da bleibt es nur ein schwacher Trost, dass die Zahlen im Vorjahr deutlich gesunken sind.

Die Polizei zählte elf Gewaltdeli­kte weniger im Bereich „rechts“. Es waren 67. Auf der linken Seite erhöhte sich diese Anzahl um fünf auf 30.

Die Angaben der Opferberat­ung Ezra, mit immer mehr rechtsmoti­vierten Angriffen, lassen ein großes Dunkelfeld befürchten. Auch, weil nicht jedes Opfer zur Polizei geht und manche selbst die Beratung meiden.

Innenminis­ter Maier will konsequent­er gegen rechte Gewalt vorgehen.

Er kündigte gestern aber auch an, Wahlkampfv­eranstaltu­ngen noch besser absichern zu wollen. Das ist eigentlich ein Armutszeug­nis für Thüringen. Fahrlässig wäre es aber, auf diesen Schutz zu verzichten.

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Kai Mudra

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