Freie Träger auskömmlich finanzieren
10. Sozialkongress in Bad Blankenburg feiert zehn Jahre erfolgreiche Diakoniestiftung. Radsportlerin Heike Naujoks kommt als Ehrengast
Erfurt. Der Geschäftsführer der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein, Klaus Scholtissek, hat Bedenken zum neuen Bundesteilhabegesetzes geäußert. Beim 10. Sozialkongress in Bad Blankenburg sagte Scholtissek, man habe Zweifel an der auskömmlichen Finanzierung der freien Träger.
Das neue Finanzierungssystem führe zu Kürzungen der Mittel. Derzeit schaue man gespannt darauf, ob und wie die Liga der freien Wohlfahrtspflege über die Vorhaben entscheiden werde. Große Herausforderungen sieht Scholtissek auch bei den Eingliederungshilfen.
Zur Diskussion um den Stellenwert der Inklusion an Schu- len sagte der Stiftungschef, Förderschulen dürften dabei nicht infrage gestellt werden. Stattdessen plädiere man für eine umgekehrte Inklusion, bei der sich Förderschulen für alle Kinder öffnen. „Hier wünschen wir uns Modellprojekte in Thüringen“, so Klaus Scholtissek.
Anlass für das Treffen vor mehr als 350 Vertretern aus Kommunal- und Landespolitik, freien Trägern, Wirtschaftsunternehmen, Verbänden, Verwaltungen und Kirchen ist das zehnjährige Bestehen der Stiftung. Die damals vollzogene Fusion zu einem der größten Diakonieträger in Thüringen sei gelungen, sagte Scholtissek. Mehr als 135 Einrichtungen mit 2300 Beschäftigten kümmern sich heute um Altenhilfe und stellen Angebote für Menschen mit Behinderungen sowie für Familien zur Verfügung. Unter dem Dach der Stiftung finden sich drei Schulen, zehn Kindergärten und drei Inklusionsbetriebe. Im Rahmen der Eingliederungshilfen werden 550 Menschen betreut.
Inzwischen vertrauten viele Kommunen und kleinere Träger auf die Kompetenzen der Stiftung. So entstanden jüngst in der Regionen Gefell-hirschbergTanna und in Wurzbach mobile Seniorenbüros.
Das Motto des 10. Sozialkongresses lautete „Mehrwert für Thüringen – gemeinsam auf den Weg“. Menschen seien keine Einzelwesen, sondern auf das Miteinander mit anderen angewiesen, sagte der Hirnforscher und Leiter der Akademie für Potenzialentfaltung, Gerald Hüther. „Wir sind viel mehr soziale Wesen als wir glauben. Alles was wir können und sind, lernen wir von anderen“, so der Wissenschaftler. Auf Einsamkeit reagiere das Gehirn wie auf körperliches Unwohlsein. Den Anwesenden empfahl er, alles zu versuchen, um sich aus den Klauen der Ökonomisierung des Zusammenlebens zu befreien. Die evangelische Landesbischöfin Ilse Junkermann sagte, Leben gehe nur gemeinsam, Einsamkeit führe auf den Holzweg.
Überraschungsgast war die Radrennsportlerin Heike Naujoks, die gerade Gold bei den World Special Olympics in Abu Dhabi gewann. Beschäftigt ist sie in den Saalfelder Werkstätten der Diakoniestiftung.