Forscher raten zu Impfung
Zeckenkongress ab heute in Weimar
Erfurt. Zeckenforscher raten auch in diesem Jahr zur Schutzimpfung gegen die Hirnhautentzündung FSME, die durch Zeckenbisse übertragen wird. Die virale Erkrankung nehme zwar oft nur einen leichten Verlauf, im Extremfall aber könne sie tödlich enden, sagt Jochen Süss, der von heute an einen Internationalen Zeckenkongress mit fast 200 Wissenschaftlern aus 31 Ländern in Weimar leitet.
Im vergangenen Jahr seien bundesweit knapp 600 FSMEFälle (Thüringen: 12) registriert worden. Das ist der bisherige Höchstwert. Er sei aber nicht unbedingt auf eine starke Zeckenaktivität zurückzuführen, sondern darauf, dass sich die Menschen wegen der warmen Witterung mehr im Freien aufgehalten hätten. Der Biologe Olaf Kahl geht sogar davon aus, dass es 2018 für die heimischen Zeckenarten zu trocken war und sich deren Population deshalb dezimiert haben könnte.
Die Zahl der deutschen Fsme-risikogebiete hat sich von 63 (1998) auf 161 in diesem Jahr erhöht. In Thüringen blieb sie mit 10 konstant, wobei vor allem Ost- und Südthüringen betroffen sind. Gut mit Antibiotika behandeln lässt sich die ebenfalls von Zecken übertragene Borreliose. Jährlich gibt es allein in Thüringen 400 bis 700 Fälle. Zeulenroda-triebes. Als ich den Motor abstelle, sind meine Hände schweißnass. Obwohl ich weiß, dass es für mich um nichts geht, waren die letzten Minuten Stress pur. „Sechsmal wären sie durchgefallen“, sagt Fahrlehrer Jürgen Voigt auf dem Sitz neben mir. Irgendwie hatte ich es mir einfacher vorgestellt, als ich beschloss, mich nach dreizehn Jahren noch einmal der Fahrprüfung zu stellen.
Immerhin meisterte ich damals beide Prüfungsteile im ersten Versuch und habe seitdem Hunderttausende Kilometer auf Landstraßen und Autobahnen abgespult. Doch am Ende steht ein vernichtendes Fazit: 25 Fehlerpunkte in der Theorie und viele Gründe, mich durch die praktische Prüfung rasseln zu lassen.
Der Anlass für den Selbsttest: In Thüringen fallen besonders viele Fahrschüler durch den Führerscheintest. So lag im Jahr 2017 allein die Quote derer, die die Theorie nicht bestanden haben, bei 42,5 Prozent. Bundesweit waren es 36,8 Prozent.
Um überhaupt zur praktischen Prüfung zugelassen zu werden, ist das Bestehen der Theorie eine Voraussetzung. Drehen wir die Uhr also etwas zurück. Eine Stunde eher an diesem Morgen sitze ich vor dem Prüfungsbogen und spüre wie meine Anspannung steigt.
Das liegt keinesfalls an Jürgen Voigt, der mir ruhig erklärt, was ich zu tun habe. 30 MultipleChoice-fragen, zu allen möglichen Bereichen des Straßenverkehrs, gilt es zu beantworten. Je nach ihrer Bedeutung für eine sichere Verkehrsteilnahme gibt es für falsch gesetzte oder fehlende Kreuzchen Fehlerpunkte. Bei einer falsch bewerteten Vor- fahrtssituation hagelt es gleich fünf Strafpunkte. Bei mehr als zehn Minuspunkten gilt die Prüfung als nicht bestanden. Aufgeregt bin ich aber vor allem deshalb, weil ich keine Zeit zur Vorbereitung hatte. „In ihrem Fall wäre alles unter 20 Fehlerpunkten gut“, sagt Voigt.
Herausforderung angenommen. Die ersten Fragen gehen flott vom Kugelschreiber. Welche Gefahren drohen beim Überholen? Wo ist mit Fahrbahnvereisung zu rechnen? Sie lassen sich mit gesundem Menschenverstand beantworten. Ich scheitere vor allem an technischen Aufgaben. Warum ist Nutzung von Leichtlaufölen vorteilhaft? Wozu neigt ein Pkw mit Hinterantrieb, wenn ich in der Kurve zu viel Gas gebe? Müsste ich eigentlich aus Gran Turismo wissen. Heute aber nicht.
Bevor ich den Bogen abgebe – was im Ernstfall gar nicht nötig ist, denn seit 2010 werden die Fragen am Computer beantwortet – soll ich ihn noch einmal durchlesen, sagt Voigt. „Um sicherzugehen, dass die Fragen und Antworten richtig gelesen wurden. Aber der erste Gedanke ist meist der richtige.“Wenn Schüler bei ihm durch die Theorie fallen, liege es aber meist nicht an Missverständnissen.
Eher komme es vor, dass sie schlecht vorbereitet sind. „Das kann ich nicht verstehen. Sie haben die Fragen ja alle zu Hause und können üben“, sagt er.
Zeit zur Vorbereitung habe ich heute keine. Auch nicht für den praktischen Teil, der nun folgt. „Ich hatte ja die letzten 13 Jahre Zeit, die Regeln zu verinnerlichen“, sage ich großspurig, als ich den Renault von Jürgen Voigt starte. An der praktischen Prüfung scheitern mit 34 Prozent in Thüringen ebenfalls mehr Schüler als im Bundesdurchschnitt von 28,1 Prozent. Seitdem rätseln die Experten, woran das liegen könnte.
Für mich geht es ruhig los. Ich biege gemütlich nach links ab. Doch kaum 200 Meter vom Hof, macht sich mein Fahrlehrer schon Notizen. Kein gutes Zeichen! „Nicht geblinkt. Kein Schulterblick. Für manche Prüfer hätte das schon gereicht, um Sie durchfallen zu lassen“, sagt er später. Um auf Nummer sicher zu gehen, passiert mir das Ganze noch bei zwei weiteren Hindernissen. Mal fehlt der Schulterblick, mal der Blinker. Ich gebe zu, dass sich nach Jahren des Autofahrens eine gewisse Routine einstellt. Doch es liegt auch an der Aufregung. Ich bin so damit beschäftigt, nach Verkehrszeichen und Fehlerquellen Ausschau zu halten, dass ich völlig verunsichert bin. Jürgen Voigt merkt dies und beruhigt mich. „Alles gut. Dann an der nächsten Kreuzung“, sagt er, als ich seine Anweisung, links abzubiegen, verschwitze. Im Ernstfall muss er still sein. Dann redet nur der Prüfer. Und der hätte mich wohl schon früh aus dem Auto geworfen. So schlägt der Tacho in der Dreißiger-zone immer wieder gen 35 oder auch 38 Kilometer pro Stunde aus. Das Etwas-drüber ist bei mir zur Gewohnheit geworden. In der Fahrprüfung aber ein absolutes No-go. „Der Prüfer denkt sich doch, wenn der Schüler in der Prüfung schon schneller fährt, wie wird es dann später im Straßenverkehr sein“, sagt Voigt. Einige Meter weiter passiert dann der Supergau. Weil ich an eine Kreuzung mit Rechts-vorLinks-vorfahrt nicht vorsichtig genug heranfahre und rüber schaue, wäre spätestens hier Fei- erabend. Mein Beteuern, ich habe den Verkehr im Augenwinkel beobachtet, zählt nicht.
Danach geht es ein wenig bergauf. Die Aufgabe, rückwärts in die Kreuzung einzufahren und zu wenden, läuft. Doch düse ich dann an einem Bus in einer Haltestelle zu zügig vorbei. Am Ende ist mir klar, dass ich mit Pauken und Trompeten – aber ohne Schulterblick – durchgefallen wäre. Jürgen Voigt tröstet mich. „Viele erfahrene Fahrer, die wegen einer Aufbaumaßnahme zu mir kommen, würden ohne Übung scheitern“, sagt er.
Ich selbst nehme aus dem Versuch trotzdem einiges mit. Mir ist klar, dass die Routine sinnvolle Rituale wie das konsequente Blinken vor Hindernissen und den Schulterblick einrosten lässt. Dabei ist es gerade bei diesen Regeln wichtig, sie in jeder Situation anzuwenden. Damit sie beinahe ins Blut übergehen. Denn wahrscheinlich geht mein Schulterblick von 1000-mal 999mal ins Leere. Doch dieses eine Mal, in dem sich ein Radfahrer im toten Winkel nähert, kann er Leben retten.
Außerdem weiß ich jetzt wieder, dass vor allem die praktische Prüfung nicht ohne ist. Fehler lauern hinter jeder Abbiegung. Mir begegnen während meiner Probeprüfung so viele Hindernisse, Fußgänger und komplexe Vorfahrtssituationen, dass ich fast schon denke, mein Fahrlehrer hat manche Szene inszeniert. Auch wenn Jürgen Voigt mit seiner ruhigen Art der Grund ist, warum ich nach der Hälfte der Prüfung nicht völlig den Kopf verliere, habe ich noch eine Lektion gelernt: Fahrlehrer oder solche, die so tun, als wären sie welche, haben künftig keinen Platz auf meinem Beifahrersitz. Die machen mich nur nervös.