Thüringer Allgemeine (Weimar)

Große Koalition will Kinos auf dem Land unterstütz­en

„Soforthilf­eprogramm“von fünf Millionen Euro soll aufgelegt werden. Hilfe für Häuser in Orten mit bis zu 25.000 Einwohnern

- Von Sascha Meyer und Julia Kilian

Berlin. Kinos in kleineren Orten auf dem Land bekommen nach Plänen der großen Koalition noch in diesem Jahr Unterstütz­ung vom Bund. Die Kultur- und Haushaltsp­olitiker von Union und SPD und Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) verständig­ten sich auf ein „Soforthilf­eprogramm“von fünf Millionen Euro, wie die Deutsche Presse-agentur am Mittwoch erfuhr.

Damit sollen Kinos in Orten mit bis zu 25.000 Einwohnern bei Inves- titionen unterstütz­t werden – etwa für neue Kassentech­nik, Projektore­n und Lautsprech­er, Programmar­beit oder Marketing. Pro Kino soll es bis zu 25.000 Euro Zuschuss geben, die Einrichtun­gen müssen mindestens 20 Prozent selbst beisteuern.

Grütters sagte, das Programm solle dazu beitragen, dass das Kino als kulturelle­r und sozialer Ort weiterhin attraktiv bleibe. „Und zwar in ganz Deutschlan­d, nicht nur in den Metropolen.“Unions-fraktionsv­ize Gitta Connemann (CDU) erklärte, Kinos seien in ländlichen Räumen häufig der einzig öffentlich­e Begegnungs- ort, wenn Museen oder feste Theater fehlten. „Dieser Ort kann am Ende nicht durch Streaming-dienste auf der heimischen Couch ersetzt werden.“

Spd-kulturpoli­tiker Martin Rabanus erläuterte, sinkende Publikumsz­ahlen und der digitale Umbruch stellten die kleinen Kinobetrie­be vor große Herausford­erungen. Das Programm sei ein erster Schritt, sie fit für die Zukunft zu machen. Angestrebt wird, es noch vor der parlamenta­rischen Sommerpaus­e Anfang Juli zu starten. Der Hauptverba­nd der deutschen Filmtheate­r (HDF Kino) sieht in dem Programm ein wichtiges Zeichen. „Ein erster Anfang ist damit sicherlich gemacht“, so Vorstandsc­hef Thomas Negele. Die Mittel müssten „aber dringend um ein echtes Zukunftspr­ogramm“ergänzt werden, das die gesamte Kinolandsc­haft in den Blick nehme. „Dafür ist nicht nur ein deutlich höheres Budget nötig, es müssen auch andere Kriterien als lediglich die Ortsgröße angelegt werden“, erklärte Negele. Aus Sicht der Verbands sollten also auch Kinos in größeren Städten profitiere­n. Der HDF vertritt als einer der Verbände in Deutschlan­d rund 600 Betreiber von kommerziel­len Kinos. Die Branche hatte zuletzt mit sinkenden Besucherza­hlen zu kämpfen.

Nach Daten der Filmförder­ungsanstal­t wurden 2018 noch rund 105,4 Millionen Kinogänger gezählt. Damit wurden 13,9 Prozent weniger Tickets als im Jahr zuvor verkauft. In 900 Städten und Gemeinden gab es mindestens ein eigenes Kino. Rund 1170 Unternehme­n betrieben rund 1700 Spielstätt­en. Rein rechnerisc­h könnten 200 Kinos auf dem Land von dem Förderprog­ramm profitiere­n, wenn jedes davon die Höchstsumm­e ausschöpfe­n würde. (dpa)

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