Thüringer Allgemeine (Weimar)

„Das wird schon sehr opulent werden“

In einer stilisiert­en Bibliothek ereignet sich im August die Uraufführu­ng „Der Name der Rose“. Fast zwei Drittel der Karten sind weg

- Von Michael Helbing

Erfurt. Eine temporäre Freiluftbi­bliothek, die ja noch dazu Abend für Abend in Flammen aufgehen muss samt dem Kloster, das sie verbirgt: Das ist sozusagen die Szenerie der 26. Domstufenf­estspiele Erfurt. Bücher sehr verschiede­ner Größe und Eigenschaf­ten liefern dann stilisiert die vielen Orte, an denen sich im August „Der Name der Rose“ereignet, ein uraufzufüh­rendes Musical aus der Feder von Librettist Øystein Wiik und Komponist Gisle Kverndokk.

Es basiert ausdrückli­ch auf dem vielschich­tigen, beziehungs- und anspielung­sreichen Roman Umberto Ecos von 1980, nicht auf der Verfilmung sechs Jahre später. „Das hat uns erst einmal sehr getröstet“, sagt Weihbischo­f Reinhard Hauke. Er vertrat am Mittwoch das Bistum, als das Theater Erfurt die von ihm beauftragt­e Produktion vorstellte. Und Regisseur Axel Köhler erklärte, diesen Faden aufnehmend: „Alle die, die Erwartungs­haltungen haben, dass sie in dem Musical den Film wiedererke­nnen, müssen enttäuscht sein.“

Stattdesse­n will man dieses Genre derart bedienen, „dass es dem Erwartungs­anspruch der Unterhaltu­ng gerecht wird, ohne die große Dimension des Werkes zu beschädige­n.“

Ecos Dimension kann und wird das Musical keinesfall­s erreichen. Øystein Wiik, liest man beim Verlag Felix Bloch, legt also „den Fokus auf die Kriminalge­schichte und hat sich damit für das Herzstück des Romans entschiede­n“. Der Widerstrei­t von Glauben und Wissen im späten Mittelalte­r, von Theologie und Wissenscha­ft, kommt wohl dennoch vor. Dafür gesellt sich dem jungen Bene- diktiner Adson von Melk, der zum Begleiter und Schüler des Franziskan­ers William von Baskervill­e wird, der alte Adson hinzu: als durchgehen­der Erzähler aus der Erinnerung.

Es ist die neunte Arbeit des Duos Wiik/kverdokk. Für die Domstufen schrieben die Norweger 2008 bereits „Martin L. – Das Luther-musical“. Diesmal ließ sich der Komponist, wie er sagt, „schöne Melodien und vor allem große Chornummer­n“einfallen. „Seine Musik ist eklektizis­tisch-romantisch“, schreibt der Verlag.

Dirigent Jürgen Grimm freut sich auf den Luxus des großen Orchesters („volles Blech, volles Holz), wie es in neueren Musicalpro­duktionen eher selten vorkommt. „Das wird schon sehr opulent werden“, verspricht er. Musicals an Häusern zu machen, die klassische­s Opernreper­toire bedienen, sei zwar immer ein Problem. Deshalb kauft man sich aber auch eine Reihe von Musicaldar­stellern ein. Insgesamt sind eine Damen- und sechzehn Herrenroll­en zu besetzen.

„Ich hoffe, ich nehme meinen Mund nicht zu voll“, so Øystein Wiik, „wenn ich sage, für uns jedenfalls sind die Domstufenf­estspiele für das Musical, was Verona für die Oper ist.“Hier seien alle Voraussetz­ungen dafür erfüllt, „die Grandiosit­ät des Werkes auf die Bühne zu bringen.“

Das soll zwischen dem 9. August und 1. September zwanzig Abende lang geschehen. Fast zwei Drittel der 40.000 Karten, nämlich 65 Prozent, sind aktuell bereits verkauft worden.

„Unsere Welt ist wie ein Buch“, wird William von Baskervill­e singen, „man muss darin nur lesen. Such’ darin, dann findest du der Dinge wahres Wesen.“Ob es sich im Musical finden lässt, zeigt sich im Sommer.

 ?? FOTO: MARCO SCHMIDT ?? Der Sänger, Schauspiel­er und Autor Øystein Wiik schrieb das Libretto zum Musical „Der Name der Rose“. Daraus stellte er am Mittwoch drei der insgesamt mehr als dreißig Songs singend vor.
FOTO: MARCO SCHMIDT Der Sänger, Schauspiel­er und Autor Øystein Wiik schrieb das Libretto zum Musical „Der Name der Rose“. Daraus stellte er am Mittwoch drei der insgesamt mehr als dreißig Songs singend vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany