„Das wird schon sehr opulent werden“
In einer stilisierten Bibliothek ereignet sich im August die Uraufführung „Der Name der Rose“. Fast zwei Drittel der Karten sind weg
Erfurt. Eine temporäre Freiluftbibliothek, die ja noch dazu Abend für Abend in Flammen aufgehen muss samt dem Kloster, das sie verbirgt: Das ist sozusagen die Szenerie der 26. Domstufenfestspiele Erfurt. Bücher sehr verschiedener Größe und Eigenschaften liefern dann stilisiert die vielen Orte, an denen sich im August „Der Name der Rose“ereignet, ein uraufzuführendes Musical aus der Feder von Librettist Øystein Wiik und Komponist Gisle Kverndokk.
Es basiert ausdrücklich auf dem vielschichtigen, beziehungs- und anspielungsreichen Roman Umberto Ecos von 1980, nicht auf der Verfilmung sechs Jahre später. „Das hat uns erst einmal sehr getröstet“, sagt Weihbischof Reinhard Hauke. Er vertrat am Mittwoch das Bistum, als das Theater Erfurt die von ihm beauftragte Produktion vorstellte. Und Regisseur Axel Köhler erklärte, diesen Faden aufnehmend: „Alle die, die Erwartungshaltungen haben, dass sie in dem Musical den Film wiedererkennen, müssen enttäuscht sein.“
Stattdessen will man dieses Genre derart bedienen, „dass es dem Erwartungsanspruch der Unterhaltung gerecht wird, ohne die große Dimension des Werkes zu beschädigen.“
Ecos Dimension kann und wird das Musical keinesfalls erreichen. Øystein Wiik, liest man beim Verlag Felix Bloch, legt also „den Fokus auf die Kriminalgeschichte und hat sich damit für das Herzstück des Romans entschieden“. Der Widerstreit von Glauben und Wissen im späten Mittelalter, von Theologie und Wissenschaft, kommt wohl dennoch vor. Dafür gesellt sich dem jungen Bene- diktiner Adson von Melk, der zum Begleiter und Schüler des Franziskaners William von Baskerville wird, der alte Adson hinzu: als durchgehender Erzähler aus der Erinnerung.
Es ist die neunte Arbeit des Duos Wiik/kverdokk. Für die Domstufen schrieben die Norweger 2008 bereits „Martin L. – Das Luther-musical“. Diesmal ließ sich der Komponist, wie er sagt, „schöne Melodien und vor allem große Chornummern“einfallen. „Seine Musik ist eklektizistisch-romantisch“, schreibt der Verlag.
Dirigent Jürgen Grimm freut sich auf den Luxus des großen Orchesters („volles Blech, volles Holz), wie es in neueren Musicalproduktionen eher selten vorkommt. „Das wird schon sehr opulent werden“, verspricht er. Musicals an Häusern zu machen, die klassisches Opernrepertoire bedienen, sei zwar immer ein Problem. Deshalb kauft man sich aber auch eine Reihe von Musicaldarstellern ein. Insgesamt sind eine Damen- und sechzehn Herrenrollen zu besetzen.
„Ich hoffe, ich nehme meinen Mund nicht zu voll“, so Øystein Wiik, „wenn ich sage, für uns jedenfalls sind die Domstufenfestspiele für das Musical, was Verona für die Oper ist.“Hier seien alle Voraussetzungen dafür erfüllt, „die Grandiosität des Werkes auf die Bühne zu bringen.“
Das soll zwischen dem 9. August und 1. September zwanzig Abende lang geschehen. Fast zwei Drittel der 40.000 Karten, nämlich 65 Prozent, sind aktuell bereits verkauft worden.
„Unsere Welt ist wie ein Buch“, wird William von Baskerville singen, „man muss darin nur lesen. Such’ darin, dann findest du der Dinge wahres Wesen.“Ob es sich im Musical finden lässt, zeigt sich im Sommer.