Thüringer Allgemeine (Weimar)

Die Ziege auf dem Fahrersitz

Thüringer Trio startet am heutigen Samstagmit­tag zu 7500 Kilometer langer Rallye bis zum Nordkap und zurück

- Von Jens Lehnert

Weimar. Die Fuhre rollt: Jens Schlöffel (46) aus Weimar, Kai Müller (35) aus Altenburg und Jens Schindler (40) aus Apolda haben sich am Freitag in ihrem bis unters Dach – und auch darauf – bepackten Opel Frontera auf den Weg nach Hamburg gemacht. Dort starten sie am heutigen Samstagmit­tag mit 280 weiteren Fahrzeugen bei„the Baltic Sea Circle“, der nördlichst­en Rallye-runde der Welt (unsere Zeitung berichtete).

Das große Abenteuer, das an 16 Tagen über 7500 Kilometer unter anderem nach Stockholm, auf die norwegisch­en LofotenIns­eln, zum Nordkap und zurück über Murmansk, St. Petersburg, Tallinn und Kaliningra­d führen soll und dabei keine Autobahnfa­hrt zulässt, begann schon bei der Vorbereitu­ng. Manches ließ sich seit September vorigen Jahres akribisch planen, anderes so gut wie gar nicht.

In sein Fahrzeug konnte das Trio vergleichs­weise viel Zeit investiere­n. Die Regularien schreiben vor, dass der fahrbare Untersatz mindestens 20 Jahre auf dem Buckel haben muss und bei der Anschaffun­g nicht mehr als 2500 Euro kosten durfte. Das Schätzchen, das all dem entsprach, entdeckte Schlöffel in einer ebay-kleinanzei­ge aus Erfurt. Der Frontera, Baujahr 1992, war für 1500 Euro zu haben.

Ihn fit für die anstehende­n Strapazen zu machen, bedurfte freilich etlicher Stunden des Schraubens. Das Weimarer Autohaus Schinner, in dem Jens Schlöffel und Kai Müller arbeiten, überließ dem Trio an vielen Wochenende­n und noch bis zum Pfingstmon­tag einen Platz in der Werkstatt. Als Abschiedsg­eschenk – und in der Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehe­n seiner beiden Fachkräfte – versprach Mathias Schinner den Polarkreis-reisenden, die Benzinkost­en der Tour zu übernehmen. Dass der Dritte im Bunde, Jens Schindler, in Straubing bei Renault arbeitet, ist fürs Klima im Auto, das ohne Klimaanlag­e auskommt, unerheblic­h.

Auf ihre Reise haben die Drei allerhand Gepäck mitgenomme­n, vor allem Kleidung, die für 3 Grad ebenso taugt wie für 30. Denn: Während sich St.petersburg dieser Tage bei 27 Grad Celsius von der Sonne bescheinen lässt, hat es noch am Dienstag am Nordkap geschneit.

Ebenfalls an Bord ist eine Campingaus­rüstung. Denn davon, wo sie in den nächsten Tagen nächtigen werde, hatte die Frontera-besatzung mit der Startnumme­r 175 gestern noch nicht wirklich eine Ahnung. Hotels haben sie vorab nicht gebucht, ja nicht einmal ihre konkrete Fahrstreck­e festgelegt. Das Roadbook, welches das Trio heute am Start erhält, schreibt nur die grobe Richtung und den Zeitpunkt des Zieleinlau­fes vor – und eine Reihe von Aufgaben, die unterwegs zu erfüllen und per Foto und Internet zu dokumentie­ren sind.

„Die klassische­n Aufgaben einer solchen Rallye sind: Setze am Ort X eine Ziege auf den Fahrersitz. Oder vollziehe in Dänemark eine Wikingerta­ufe – halt immer etwas, um mit Land und Leuten zu interagier­en“, erläuterte der Weimarer, der zum ersten Mal überhaupt an einer Rallye teilnimmt und auf dessen Mist die Idee auch gewachsen ist: „Ich hatte immer schon mal den Wunsch, in einem Wohnmobil um die Ostsee zu fahren. Das ist nun dabei herausgeko­mmen“, so Schlöffel.

Sein einziges touristisc­hes Ausflugszi­el, auf das sich das Trio vorab bereits festgelegt hat, ist ein verlassene­s Loch auf der Halbinsel Kola. Die Russen begannen hier 1970, in die Erde zu bohren. Und sie bohrten lange. Als das Loch 20 Jahre später zwölf Kilometer tief war, räumten sie plötzlich die Gegend. Geisterges­chichten machten die Runde. Ob was dran ist, will die Frontera-besatzung, die sich den Team-namen „Irgendwas ist immer“gegeben hat, nun am eigenen Leib erfahren.

GPS und Navi sind unterwegs verboten. Gehäkelte Toilettenr­ollen-hütchen hat die „175“aber ebenso an Bord wie eine Drohne für Luftaufnah­men und eine Webcam. Deren Bilder sind auf der Internetse­ite des Teams zu verfolgen. Über die Website sind auch weiterhin Spenden möglich. Denn die Rallye soll überdies dem guten Zweck dienen – im Falle der Opel-besatzung dem Weimarer Kinderhaus und dem Jenaer Wünschewag­en. Bis gestern konnten die Drei bereits 2070 Euro einwerben.

Pkw überschläg­t sich

Weimar. Vier Verletzte und mehr als 20.000 Euro Schaden – das ist die Bilanz eines Unfalls am Donnerstag auf der Blutstraße. Der 18-jährige Fahrer eines mit vier Berufsschü­lern besetzten Audi Q 3 wollte zwei Autos überholen. Dabei verlor er aufgrund überhöhter Geschwindi­gkeit und weil der Fahrbahn-belag wechselte die Kontrolle über sein Auto. Es schleudert­e in eine Buschgrupp­e, überfuhr mehrere kleine Bäume und Leitpfoste­n und überschlug sich. Die drei 17jährigen Mitfahrer und der Fahrer selbst wurden zum Teil schwer verletzt ins Krankenhau­s gebracht.

Nicht angeschnal­lt

Buttelsted­t. Während einer Geschwindi­gkeitskont­rolle in Buttelsted­t sind am Donnerstag 19 Fahrzeugfü­hrer zu schnell gewesen. Spitzenrei­ter waren bei erlaubten 50 km/h ein 20-jähriger Opel-fahrer und eine 45-jährige Skoda-fahrerin mit 73 km/h. Außerdem wurden drei Autofahrer mit 30 Euro verwarnt. Sie waren nicht angeschnal­lt.

Zeugen gesucht

Weimar. Nachdem Unbekannte in der Nacht zum 5. Juni die Zäune an den Grundstück­en der Bruno-apitz-straße 2 und 2b auf einer Länge von etwa 15 Metern zerstört haben, sucht die Polizei nun Zeugen. Nach Angaben von Anwohnern könnte sich der Vorfall gegen 2 Uhr ereignet haben. Zu dieser Zeit waren mehrere Personen zu hören. (red)

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FOTO: JENS LEHNERT Jens Schlöffel, Jens Schindler und Kai Müller sind mit ihrem  Jahre alten Opel Frontera von heute an bis zum Nordkap unterwegs.

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