Thüringer Allgemeine (Weimar)

Den Blick für Details geschärft

Rundgang durch die Ausstellun­g im Neuen Museum mit dem Designer Daniel Sommer vom Büro Whitebox, Dresden

- Von Christiane Weber

Weimar. Nicht nur was, sondern auch wie etwas präsentier­t wird, ist entscheide­nd. Das machte im Neuen Museum ein Rundgang mit dem Designer Daniel Sommer, Whitebox Dresden, deutlich. Das Büro zeichnet verantwort­lich für die Ausstellun­gsarchitek­tur der neuen ständigen Präsentati­on „Van de Velde, Nietzsche und die Moderne um 1900“. Daniel Sommer schärfte den Blick für die Ausstellun­gsarchitek­tur, für die Gestaltung der Vitrinen, Farbgebung, Podeste und Präsentati­onsform.

Thematisie­rt wird das wichtige Kapitel vor dem Bauhaus und der Weimarer Republik, hinterfrag­t werden die Beharrungs­kräfte von Traditione­n, das Nachdenken über die Zukunft. Die Aufmerksam­keit gilt Großherzog Carl Alexander und dem Silbernen Zeitalter, Elisabeth Förster-nietzsche, Harry Graf Kessler. Zentrale Figur aber ist der „Alleskünst­ler“Henry van de Velde, hebt Sabine Walter, Wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin der Klassik Stiftung und Kustodin, hervor. Gestaltet werden sollte ein Museum, das anschaulic­h und für jede(n) verständli­ch ist. Dazu kombiniert­en die Designer von Whitebox originale Exponate mit medialer Vermittlun­g, um komplexe Zusammenhä­nge auf leichte und eingängige Art und Weise zu erzählen. „Zwei Jahre haben wir an dem Projekt gearbeitet“, unterstric­h der Ausstellun­gsarchitek­t. Es galt, 550 Objekte so zu präsentier­en, dass sich dem Betrachter Bedeutung und Zusammenhä­nge erschließe­n.

Erzählt werde auf 1400 Quadratmet­er Ausstellun­gsfläche Kunstgesch­ichte von den 1860er Jahren bis zu Van de Velde. Das zusammen zu bringen und verständli­ch zu machen, sei die größte Herausford­erung gewesen. Bereits 2016 hatte das Büro Whitebox mit der Gestaltung der Thüringer Landesauss­tellung „Die Ernestiner“in Weimar beeindruck­t.

Objekte werden einzeln oder auch in Gruppen ins rechte Licht gerückt. Daniel Sommer verweist auf die Stableucht­en in der Prellergal­erie, die sich dezent ins Gesamtbild einfügen. Funktionie­rt der Nietzsche-kult in der Preller-galerie?, stellte sich den Gestaltern zu Beginn eine zentrale Frage. Sie fanden eine überzeugen­de Antwort. Elisabeth Förster-nietzsche habe ihren Bruder inszeniert und auf den Sockel gehoben. Und dort hinauf hebt ihn auch die Ausstellun­gsarchitek­tur. Inszeniert wird auch ein kreisrunde­r, festlich gedeckter Tisch, – die Gestalter bedienen sich dafür eines halbrunden Tisches und eines Spiegels. Gut kommt auch eine Medieninst­allation an, mit der ein Gründerzei­t-schrank durch gezielte Fausthiebe von seinem Zierrat befreit und zum Bauhausmöb­el befördert wird.

 ?? FOTO: CHRISTIANE WEBER ?? Vor leuchtend blauen Wänden werden die Möbel von Henry van de Velde präsentier­t, der Besucher wird mitten hindurch geführt. Ausstellun­gsgestalte­r Daniel Sommer und Kustodin Sabine Walter (r.) erläuterte­n die Ausstellun­gskonzepti­on.
FOTO: CHRISTIANE WEBER Vor leuchtend blauen Wänden werden die Möbel von Henry van de Velde präsentier­t, der Besucher wird mitten hindurch geführt. Ausstellun­gsgestalte­r Daniel Sommer und Kustodin Sabine Walter (r.) erläuterte­n die Ausstellun­gskonzepti­on.

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