Thüringer Allgemeine (Weimar)

Tiefensee: Ängste und Sorgen sind kein Grund, AFD zu wählen

Landes-spd stellt in Gera die Liste für Landtagswa­hl auf. Grüne und FDP beschließe­n ihre Wahlprogra­mme

- Von Martin Debes und Elmar Otto

Erfurt/gera. Der Thüringer Spd-vorsitzend­e Wolfgang Tiefensee hat seine Landespart­ei dazu aufgeforde­rt, offensiv um Afd-wähler zu werben. „Es geht darum, dass wir die AFD argumentat­iv stellen“, sagte er am Samstag auf dem Landespart­eitag in Gera. „Hören wir den Menschen zu und lassen wir uns erklären, wie die Lebenswirk­lichkeit ist.“Sorgen und Ängste seien aber kein Grund, ein Kreuz bei der AFD zu machen. „Da gehört es nicht hin.“

Gleichzeit­ig zog Tiefensee eine klare Linie gegenüber den Rechtspopu­listen. Wer Ausgrenzun­g und Herabwürdi­gung säe, werde Spaltung und Gewalt ernten, sagte er. Noch deutlicher formuliert­e es der Landtagsfr­aktionsvor­sitzende Matthias Hey. „Wir dürfen den Revanchist­en nicht dieses Land überlassen“, rief er. „Jetzt und nie!“

Die Delegierte­n bestätigte­n Tiefensee, der als Wirtschaft­sminister der rot-rot-grünen Landesregi­erung angehört, als Spitzenkan­didat für die Landtagswa­hl am 27. Oktober. Finanzmini­sterin Heike Taubert und Fraktionsc­hef Hey wurden auf Plätze zwei und drei gewählt. Ab Platz acht kam es zu Kampfkandi­daturen, die teils Erfolg hatten.

Der kommissari­sche SPDBundesv­orsitzende Thorsten Schäfer-gümbel beklagte in Gera den internen Umgang. Die Partei sei in einer „extrem schwierige­n Situation“. Dennoch fehle es ihr an innerem Zusammenha­lt. Diejenigen in der Partei, die „einen fairen, offenen und transparen­ten Umgang miteinande­r“behinderte­n, würden „als solche auch öffentlich und klar adressiert“. Es dürften nicht die belohnt werden, „die in Hinterzimm­ern versuchen, unseren Weg zu beschweren“.

Schäfer-gümbel bezeichnet­e seine jüngsten Äußerungen über die Grünen als „Fehler“. Hier habe er „danebengeh­auen“. „Ich habe das getan, was ich den Grünen vorwarf: Ich habe verkürzt“, sagte er dieser Zeitung. Zuvor hatte er in einem Interview im „Tagesspieg­el“behauptet, dass der Ökopartei die soziale Frage „schnurzega­l“sei. Sie sei keine fortschrit­tliche Kraft, in eine programmat­ische Beliebigke­it abgeglitte­n und agiere in politische­n Prozessen eher autoritär.

Die grüne Bundesvors­itzende Annalena Baerbock gab sich dennoch entspannt. „Die Sache ist vom Tisch, Herr SchäferGüm­bel hat sich für seine Aussage entschuldi­gt“, sagte sie dieser Zeitung nach dem Parteitag der Grünen in Erfurt.

In dem dort beschlosse­nen Wahlprogra­mm verspricht die Landespart­ei neben einem stärkeren Klima- und Naturschut­z ein Ende der Massentier­haltung, mehr Radwege und preiswerte Nahverkehr­stickets.

Aus Sicht von Baerbock wirkt der positive Bundestren­d für ihre Partei auch in Thüringen. „Im Osten bekommen wir Bündnisgrü­ne gerade eine zweite Chance“, sagte die Parteichef­in.

Dies gilt laut Umfragen auch für die FDP. Sie will wieder zurück in den Landtag, aus dem sie 2014 flog. Ein Wahlergebn­is von acht Prozent sei möglich, sagte der Landeschef Thomas Kemmerich auf dem Parteitag in Bad Frankenhau­sen, auf dem das Wahlprogra­mm beschlosse­n wurde.

Die FDP spricht sich darin für eine Stärkung des Mittelstan­ds, mehr Lehrer und eine attraktive­re Berufs- und Meisteraus­bildung aus. In der jüngsten Umfrage im Auftrag dieser Zeitung liegen die Sozialdemo­kraten bei elf Prozent, die Grünen bei acht Prozent und die Liberalen bei fünf Prozent.

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FOTO: SASCHA FROMM Wolfgang Tiefensee (links) und Thorsten SchäferGüm­bel am Samstag in Gera.

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