Thüringer Allgemeine (Weimar)

Von Schulz bis Schwarz

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Tapfer war er gewiss. Aber für Tapferkeit allein gibt es nichts geschenkt. Das musste BoxSchwerg­ewichtler Tom Schwarz bei seinem Abenteuer in Las Vegas erfahren. Der unbekannte Deutsche gegen den derzeit wohl besten Schwergewi­chtler der Welt – so klar sich die Ausgangsla­ge darbot, so unerbittli­ch folgte ihr das Geschehen im Ring. In Runde zwei war Schluss für Schwarz.

Natürlich lag es auch daran, dass Tyson Fury trotz aller zur Schau gestellter Großmäulig­keit offenbar gut vorbereite­t in den Kampf ging und nichts dem Zufall überlassen wollte. Denn was im legendären MGM Garden zu Las Vegas passiert, ist in der Regel schwer kalkulierb­ar. Vor allem für den Underdog.

Das musste 24 Jahre vor Schwarz mit Axel Schulz schon ein anderer Deutscher erfahren. Der blonde Junge lieferte dem großen George Foreman einst nicht nur einen beherzten Fight, sondern brachte den überrascht­en Champion mehr als ins Wanken. Doch am Ende gaben die Ringrichte­r einen knappen Punktsieg Foremans bekannt.

Dass Schulz nun 24 Jahre nach der Nacht, die ihn schlagarti­g berühmt machte, einen Ehrengürte­l des Weltverban­des IBF überreicht bekam, ist nur eine Pr-nummer. Doch immerhin: Wenn sich selbst das ewig zwielichti­ge Schwergewi­chtsgeschä­ft zu einer solchen Geste aufrafft, illustrier­t das nur, wie falsch das damalige Urteil war.

Solche späten Würdigunge­n wird Schwarz nach seinem Kampf nicht erwarten dürfen. Dennoch kann auch er etwas mitnehmen aus der verlorenen Nacht im schillernd­en Las Vegas. Dass es eben mehr braucht als Mut allein. Besser ausgesucht­e Gegner zum Beispiel. Und vor allem Erfahrung. Auch jene, die schon Schulz damals machen musste: Box-denkmäler lassen sich nur selten im ersten Anlauf vom Sockel stürzen.

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Axel Eger zur Boxnacht in Las Vegas

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