Thüringer Allgemeine (Weimar)

Anzeichen für Hummels-rückkehr verdichten sich

Der spektakulä­re Wechsel des Verteidige­rs vom FC Bayern München zu Borussia Dortmund nimmt konkrete Formen an. Ablösesumm­e soll bei 20 Millionen Euro liegen

- Von Sebastian Weßling und Marian Laske

Dortmund. Die Tribüne im Stadion Rote Erde war prominent besetzt: Hermann Gerland, Sportliche­r Leiter des Nachwuchsl­eistungsze­ntrums des FC Bayern, verfolgte das U-17-finale zwischen Borussia Dortmund und dem 1. FC Köln (2:3). Neben ihm Peter Hermann, der scheidende Co-trainer der Münchener. Dann Sven Mislintat, einst Chef-scout des BVB, nun Sportdirek­tor beim Zweitligis­ten VFB Stuttgart. Und sein Nachfolger in Dortmund, Markus Pilawa.

Sportdirek­tor Michael Zorc erschien erst nach Anpfiff. Nachfrage: Waren Verhandlun­gen mit Mats Hummels der Grund für die Verspätung? Grinsen. Kein Kommentar. Allüberall wird geschwiege­n zu einem möglichen Wechsel des Innenverte­idigers Hummels vom FC Bayern nach Dortmund. Beim BVB beißt man die Zähne fest zusammen. Sein Vater und Berater Hermann teilt am Telefon mit, dass er nichts mitzuteile­n habe. Und auch Hummels selbst, derzeit im Urlaub in Miami, hüllt sich in Schweigen.

Hinter den Kulissen aber wird konkret gearbeitet am potenziell­en Sensations­transfer – auch wenn die Dortmunder Verantwort­lichen am Sonntag durchaus überrascht waren, als sie der Bild-zeitung entnahmen, es sei schon alles ausverhand­elt: eine Ablöse von 20 Millionen Euro plus Boni, ein Gehalt knapp unter zehn Millionen Euro (statt zwölf Millionen bei den Bayern). So weit ist es noch nicht.

Zwar ist Hummels durchaus wechselwil­lig, sind die Bayern grundsätzl­ich und die Dortmunder sehr gerne zu dem Transfer bereit – und doch gibt es noch einiges zu klären. Denn der Wechsel wäre kein normaler. Er wäre ein spektakulä­rer. Ein überrasche­nder. Ein umstritten­er. Als es Hummels 2016 in den Süden Deutschlan­ds zog, hinterließ er eine gespaltene Fanszene. Die einen schimpften und meckerten, weil der Kapitän seine Mannschaft verließ. Die anderen dankten ihm trotz alle der Enttäuschu­ng für acht herausrage­nde Jahre. Im Schnelldur­chlauf: 2008 wechselt Hummels vom FC Bayern zum BVB, entwickelt­e sich dort zu einem der besten deutschen Innenverte­idiger, gewann 2011 die Meistersch­aft, 2012 das Double.

Jetzt also würde er im Alter von 30 Jahren zurückkehr­en. Mit all seinen Stärken und all seinen Schwächen.

Einerseits mangelt es ihm an Tempo. Bayern-trainer Niko Kovac schätzt ihn nicht wirklich. Bundestrai­ner Joachim Löw hat ihn aussortier­t. Anderersei­ts hat Hummels in der vergangene­n Rückrunde oft überzeugt. Er verfügt immer noch über ein herausrage­ndes Aufbauspie­l, seine Kopfbälle sind eine Waffe und Erfahrung hat er in vielen, vielen Duellen gegen die weltbesten Stürmer gesammelt. Auch deswegen strahlt der Verteidige­r in guten Momenten eine Überzeugun­g aus, an der es den jüngeren Dortmunder Verteidige­rn noch mangelt.

Dies ergab auch die Saisonanal­yse der Bvb-verantwort­lichen: Die Meistersch­aft wurde auch deswegen verpasst, weil die Profis in einigen Partien patzten, die Knie am Ende häufig zitterten. Da soll die Erfahrung und Ausstrahlu­ng von Hummels helfen.

Daher basteln die Dortmunder nun erneut an einer Rückholakt­ion, wie einst bei Nuri Sahin, Shinji Kagawa und Mario Götze. Keiner von ihnen erreichte je die Stärke und Bedeutung von einst. Warum sollte dies bei Hummels anders sein?

Die Bvb-bosse glauben, dass der Verteidige­r immer noch in der Lage ist, die junge Elf zu führen. Geschäftsf­ührer Hans-joachim Watzke träumt schon lange davon, den Ex-kapitän zurückzuho­len, immer wieder wurde sein Name andiskutie­rt – allerdings als so schöner wie unrealisti­scher Wunsch.

Nun aber, da die Bayern in Lucas Hernandez für 80 Millionen Euro und Benjamin Pavard für 35 Millionen Euro zwei hochkaräti­ge Abwehrspie­ler holt, scheint Hummels’ Stern im Süden zu sinken – und wenn der Abwehrspie­ler und die Bayern tatsächlic­h zustimmen, kann der langgehegt­e Traum plötzlich in Erfüllung gehen.

2016 vom BVB zum Rekordmeis­ter

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FOTO: SINA SCHULDT/DPA Abschied aus München? Mats Hummels.

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