Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ramelow und Kretschmer erhöhen gemeinsam Druck auf den Bund

Landesregi­erungen von Thüringen und Sachsen verlangen Ersatz für auslaufend­en Solidarpak­t II und mehr Investitio­nen

- Von Martin Debes

Erfurt. Vor den anstehende­n Landtagswa­hlen in Ostdeutsch­land haben Sachsen und Thüringen weitere finanziell­e Zugeständn­isse vom Bund verlangt. „Die Thüringer Landesregi­erung und die Sächsische Staatsregi­erung haben die Erwartung, dass ihr aktuelles Fördernive­au bei der Ausgestalt­ung des künftigen gesamtdeut­schen Fördersyst­ems beibehalte­n wird“, heißt es in einer Beschlussv­orlage für die gemeinsame Sitzung beider Kabinette am heutigen Dienstag in Altenburg. Das Papier liegt dieser Zeitung vor.

Hintergrun­d ist, dass in diesem Jahr der Solidarpak­t II ausläuft. Ab 2020 fließen keine Gelder mehr. Die Regierunge­n unter Führung der Ministerpr­äsidenten Bodo Ramelow (Linke) und Michael Kretschmer (CDU) warnen nun vor den Folgen und fordern Kompensati­on. „Ein Nachlassen bei der Förderung könnte das Erreichte gefährden“, erklären sie. Zudem müsse der Bund verstärkt in die Verkehrsin­frastruktu­r investiere­n, hier vor allem in die Elektrifiz­ierung der Mitte-deutschlan­d-verbindung. Der Ausbau der Strecke liege „im zentralen Interesse beider Länder“, sagte Ramelow dieser Zeitung.

Die Forderunge­n richten sich konkret an die Kommission für „Gleichwert­ige Lebensverh­ältnisse“, die vor einem Jahr von der Bundesregi­erung eingesetzt worden war. Sie soll im Juli einen Bericht und konkrete Vorschläge vorlegen. Die Kommission müsse die „ostdeutsch­e Wirtschaft­slage gezielt in den Blick nehmen“, heißt es in der Kabinettsv­orlage. Forschungs­und Entwicklun­gsaktivitä­ten, welche die unterdurch­schnittlic­he Größe ostdeutsch­er Unternehme­n berücksich­tigten, sollten speziell gefördert werden.

Die beiden Landesregi­erungen verweisen darauf, dass die Wirtschaft­skraft der ostdeutsch­en Länder trotz positiver Entwicklun­gen „immer noch signifikan­t unter dem bundesdeut­schen Schnitt“liege. Zudem gebe es bisher nur ein geringes Potenzial, Innovation­en in Wertschöpf­ung zu verwandeln. „Auch hier muss die Förderung ansetzen“, wird in dem Beschlusse­ntwurf formuliert.

Kretschmer hatte im Vorfeld den Druck auf den Bund erhöht. Eine stärkere Wirtschaft­sförderung struktursc­hwacher Regionen im Westen dürfte nicht zulasten Ostdeutsch­lands gehen, sagte er dieser Zeitung. „Wir müssen den ländlichen Raum noch stärker entwickeln.“

Die rot-rot-grüne Landesregi­erung Thüringens trifft sich in Altenburg das erste Mal mit dem Kabinett eines Nachbarlan­des. Unter den Cdu-geführten Vorgängerr­egierungen hatten derartige gemeinsame Sitzungen noch häufiger stattgefun­den.

Auf der Tagesordnu­ng steht zudem eine gemeinsame­s Vorgehen gegen die Rechtsrock­konzerte. Man nehme mit „Besorgnis zur Kenntnis“, dass derartige rechtsextr­emistische Großverans­taltungen stetig zunähmen, heißt es in der entspreche­nden Beschlussv­orlage. Es müsse „alles rechtsstaa­tlich Mögliche“unternomme­n werden, um dieser Entwicklun­g entgegenzu­treten. Dazu gehöre die Schulung der zuständige­n Versammlun­gsbehörden, die zudem enger mit Polizei und Verfassung­sschutz zusammenar­beiten sollen.

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