Nur der Pfeffer wächst woanders
Ex-biathletin Kati Wilhelm wirbt als Genussbotschafterin für Thüringer Lebensmittel
Holzdorf. Deutschlands bislang erfolgreichste Biathletin, die Südthüringerin Kati Wilhelm, ist am Montag von Agrarministerin Birgit Keller (Linke) zur neuen Thüringer Genussbotschafterin ernannt worden. Die dreifache Olympiasiegerin und fünffache Weltmeisterin, die 2014 in ihrem Heimatort Steinbach-hallenberg ein Café eröffnete, trat in Holzdorf bei Weimar offiziell die Nachfolgerin von Christina Rommel an.
Die Sängerin und Entertainerin hatte das Amt 2012 als Erste übernommen und es nach Kellers Worten mit Charme, Herzblut und Engagement ausgefüllt. Ihr sei es zu verdanken, dass der gute Ruf der Thüringer Produkte aus der Land- und Ernährungswirtschaft, allen voran der mit dem Thüringer Qualitätszeichen geadelten Erzeugnisse, bis in die USA drang.
Rommels Abschied und Wilhelms Amtsantritt markieren zugleich eine Zäsur: Denn nach mehr als 25 Jahren war es an der Zeit, das Thüringer Qualitätszeichen – 1992 das erste für regionale Produkte in den neuen Bundesländern – zu überarbeiten. „Wir reagieren damit auf die gewachsenen Ansprüche der Verbraucher, die nicht nur wissen wollen, woher die Zutaten stammen, sondern auch, dass sie aus der Region kommen“, begründete die Ministerin die Tatsache, dass das Qualitätszeichen neu geregelt wurde. Vorsorglich seien alle bestehenden bislang 130 Lizenzverträge Mitte 2018 gekündigt worden.
Galt für verarbeitete Lebensmittel bisher die Vorgabe, dass 50,1 Prozent der enthaltenen Rohstoffe aus Thüringen oder den angrenzenden Landkreisen stammen mussten, sind es nun 90 Prozent. „Damit wird das Zeichen noch aussagekräftiger“, betonte Birgit Keller, aus deren Sicht das Qualitätszeichen „von Anfang an eine Erfolgsgeschichte war“. Dass nicht sämtliche Zutaten aus Thüringen kommen müssen, habe unter anderem damit zu tun, „dass der Pfeffer woanders wächst“.
Trotz der strengeren Vorgaben haben bereits 89 Betriebe für ihre Produkte das neue Qualitätszeichen beantragt und am Montag auch erhalten. Die mit dem Qualitätszeichen versehenen Produkte – insgesamt sind es derzeit 195 – werden mit Ausnahme von Bier zweimal jährlich von Mitarbeitern des Landesamtes für Landwirtschaft und ländlichen Raum unter die Lupe genommen, Bier nur einmal. Für die Prüfung werden zwischen 50 und 400 Euro je Erzeugnis fällig, wobei die Höchstsumme für Bier zu berappen ist.
Erstmals werden Erzeugnisse mit dem Zeichen „Geprüfte Qualität aus Thüringen“, die letztlich Arbeits- und Ausbildungsplätze in ländlichen Regionen sichern und die regionale Wertschöpfung stärken helfen, auch über Facebook, Instagram und Youtube beworben.
Ex-biathletin Kati Wilhelm, die schon als Sportlerin eine Botschafterin des Freistaats war, hat nicht lange überlegen müssen, ob sie das neue Amt übernimmt. „Ich will Thüringen etwas zurückgeben und helfe total gern dabei, Thüringer Produkte nach vorn zu bringen“, sagte die 42-Jährige. Zur Grünen Woche wird sie im Januar 2020 wegen anderer Verpflichtungen zwar nicht kommen können. Doch bereits heute wird die ZweifachMama, die im eigenen Lokal wie in der Familie Wert auf regionale Produkte legt, für erste Imagefilme vor der Kamera stehen.