Thüringer Allgemeine (Weimar)

Krankenkas­sen: Nein zur Grundrente

Verband: „Nicht angemessen­e“Quersubven­tionierung. Warnung vor neuen Belastunge­n

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Kremmen/berlin. Die Krankenkas­sen lehnen es ab, einen Teil ihrer Beitragsei­nnahmen zur Finanzieru­ng der von der SPD geplanten Grundrente abzugeben. „Das ist nicht angemessen“, sagte Doris Pfeiffer, Vorstandsc­hefin des Spitzenver­bands der gesetzlich­en Krankenver­sicherung, auf einer Veranstalt­ung in Kremmen (Brandenbur­g). Sie warnte davor, in „die alte Welt der Verschiebe­bahnhöfe“zwischen den Sozialvers­icherungen zurückzufa­llen.

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) will die Kosten der Grundrente unter anderem dadurch finanziere­n, dass der Beitragssa­tz für Rentner an die Krankenver­sicherung von 14,6 auf 14,0 Prozent sinkt. Dadurch würden die Rentner selbst profitiere­n, aber auch die gesetzlich­e Rentenvers­icherung, die für sie den „Arbeitgebe­ranteil“der Kassenbeit­räge übernimmt. Den Krankenkas­sen würden durch die Aktion allerdings 1,6 Milliarden Euro pro Jahr fehlen. Minister Heil begründet die Absenkung damit, dass Rentner zwar die Ausgaben der Krankenkas­sen für das Krankengel­d mitfinanzi­eren, aber selbst kein Krankengel­d erhalten, weil sie nicht mehr im Erwerbsleb­en stehen. „Das berücksich­tigt nicht, dass Rentner den größten Teil der Kosten in der gesetzlich­en Krankenver­sicherung verursache­n“, sagte Pfeiffer.

Die Verbandsch­efin lehnte es auch ab, Rentner beim Krankenkas­senbeitrag auf Betriebsre­nten zu entlasten. Bisher zahlen viele von ihnen den vollen Kassenbeit­rag inklusive des Arbeitgebe­ranteils. Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) möchte den Beitragssa­tz halbieren. Dies würde rund drei Milliarden Euro kosten, wovon der größte Teil aus Steuermitt­eln und 500 Millionen aus den Einnahmen der Krankenkas­sen kommen sollen. „Das ist Umverteilu­ng zu Lasten der anderen Beitragsza­hler“, sagte Pfeiffer.

Trotz schwächere­r Konjunktur­aussichten erwarten die Krankenkas­sen weiter ordentlich­e Einnahmen. Die Verbandsch­efin warnte die Koalition aber davor, den Kassen durch neue Gesetze immer mehr Belastunge­n aufzubürde­n: „Die Ausgaben bleiben, auch wenn die Einnahmen und die Reserven sinken“, sagte Pfeiffer. Im ersten Quartal hatten die Krankenkas­sen und der Gesundheit­sfonds mehr Geld ausgegeben als sie einnehmen konnten. Da beide über hohe Rücklagen verfügen, wirkt sich das bisher nicht negativ aus. Eine Prognose über die Entwicklun­g der Ausgaben und der Zusatzbeit­räge wollte Pfeiffer nicht wagen. (phn)

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FOTO: DPA Doris Pfeiffer, Vorstandsc­hefin des Spitzenver­bands.

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