Thüringer Allgemeine (Weimar)

Den Moment nutzen

Der FC Carl Zeiss Jena startete in die Vorbereitu­ng. Das größte Geheimnis: Wohin geht‘s ins Trainingsl­ager?

- Von Michael Ulbrich

Jena. Es ist das wohl am besten gehütete Geheimnis in Jena: Am 30. Juni geht es für die Kicker des FC Carl Zeiss Jena ins Trainingsl­ager. Wohin? Trainer Lukas Kwasniok grient wie ein Honigkuche­npferd. „Das verrat ich nicht. Niemandem“, erklärt er. Es solle doch bitteschön für alle eine Überraschu­ng werden. Es gebe doch Spieler, für die ist es das gefühlt 18. Trainingsl­ager, das erneut in irgendeine Sportschul­e gehe. Und auch für die werde es dieses Mal eine gänzlich neue Erfahrung.

„Dieses Trainingsl­ager soll so etwas werden wie ein Junggesell­enabschied, bei dem der Bräutigam erst im Flugzeug erfährt, wo es hingeht“, sagt Kwasniok. Aber nein, nein, man werde jetzt nicht irgendwo an den Ballermann fliegen. „Wogegen sicherlich keiner etwas hätte“, wie Neuzugang Nico Hammann augenzwink­ernd anfügt. Aber Spaß beiseite: „Das wird es ganz sicher nicht werden.“Und Lukas Kwasniok schweigt und genießt die Unwissenhe­it seiner Mitmensche­n sichtlich.

Aufgeräumt und voller Tatendrang marschiert­e Kwasniok gestern zum Trainingsa­uftakt auf den Rasen. Die Neuzugänge, die bekannt sind, waren alle dabei – angeführt vom alten Hasen Hammann, der es auf stolze 31 Lenze bringt. „Ich habe mich schon ein wenig umgeguckt und musste feststelle­n, dass ich tatsächlic­h der älteste auf dem Platz war. Das ist auch für mich etwas Neues“, sagt der Abwehrmann, der vom Zweitligaa­bsteiger 1. FC Magdeburg nach Jena kam. An den Kernbergen soll er die Abwehr zusammenha­lten – denn dort, so sagt es der Trainer, werde auch künftig das Hauptaugen­merk liegen. „Defense wins championsh­ips“, sagt Hammann und lacht. Zu deutsch: Meistersch­aften werden in der Abwehr gewonnen. Wobei er damit aber unter keinen Umständen ein Saisonziel verraten haben will. In Jena, das weiß man, gehe es nur um eins: den Klassenerh­alt. Dafür werde man die nächsten Wochen nutzen, um der Mannschaft die Kwasniok‘sche Spielphilo­sophie einzuimpfe­n. Der Zeiss-coach hofft, dass es ihm rasch gelinge – denn der Zeitpunkt für den Umbruch sei günstiger denn je. Mit dem Schwung des gerade noch geschaffte­n Klassenerh­altes im Rücken sei es leichter, Dinge zu ändern, wie er erklärt. Und damit eben auch Dinge voranzubri­ngen, „dem Verein, der Stadt, der Mannschaft eine andere Haltung zu verpassen. Dass die Menschen hierherkom­men und sagen: Wir sind was. Das zu implementi­eren, ist eine geile Aufgabe. Dafür müssen wir den Moment nutzen“, sagt Kwasniok, der ankündigt, dass in den nächsten Tagen noch Offensivkr­äfte zum Kader stoßen werden. Einer schon am heutigen Dienstag: ein Ausleihges­chäft mit einem Bundesligi­sten. Der Name, klar, der sei ein ebenso gut gehütetes Geheimnis wie das Ziel des Trainingsl­agers.

Dass man die vermeintli­ch besten Spiel in diesem Sommer verloren habe, sei kein Problem, sondern eine Tatsache, wie Kwasniok erklärt. „Wir haben aber auch Qualität hinzugewon­nen und müssen die Spieler auf das Niveau hieven, was Manfred Starke oder Maximilian Wolfram eben hatten“, sagt der Fußball-lehrer.

Nico Hammann will mithelfen – als erfahrener Mann im Abwehrzent­rum, als Ruhepol. „Das war auch der Grund, weshalb ich mich für Jena entschiede­n habe. Das ist etwas, was ich so bisher noch nicht hatte“, sagt der Ex-magdeburge­r. Er glaubt, dass ihm die Rolle als Leitwolf recht gut liegen könnte. Der erste Eindruck sei jedenfalls äußerst positiv, wenngleich er da nur über den Klub und das Team sprechen kann. „Das Stadion kenne ich ja schon von Spielen mit Magdeburg hier. Ich bin jetzt erst angereist und habe von der Stadt an sich noch nichts gesehen“, sagt er. Das aber werde er freilich rasch nachholen.

Klar ist, dass er vom 30. Juni bis 5. Juli keine Zeit haben wird – da ist schließlic­h Trainingsl­ager. Das große Rätselrate­n, das verrät Hammann, das habe schon begonnen ...

„Dem Verein eine andere Haltung verpassen.“

 ?? FOTO: TINO ZIPPEL ?? Zum Auftakt wurde ordentlich Gas gegeben: Die Zeiss-elf um Kapitän René Eckardt (Mitte) startete gestern in die Vorbereitu­ng auf die neue Saison. Mit dabei viele neue Gesichter: Nico Hammann, Marian Sarr, Max Gottwald und Anton Donkor (v.l.n.r.).
FOTO: TINO ZIPPEL Zum Auftakt wurde ordentlich Gas gegeben: Die Zeiss-elf um Kapitän René Eckardt (Mitte) startete gestern in die Vorbereitu­ng auf die neue Saison. Mit dabei viele neue Gesichter: Nico Hammann, Marian Sarr, Max Gottwald und Anton Donkor (v.l.n.r.).
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Jenas Trainer Lukas Kwasniok erläutert eine Übung.
 ??  ?? Marius Grösch wirft einen Medizinbal­l – zur Erwärmung.
Marius Grösch wirft einen Medizinbal­l – zur Erwärmung.
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