Thüringer Allgemeine (Weimar)

Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks

Heiko Kirchner vom FSV 1950 Gotha ist einer der besten Bogenschüt­zen Deutschlan­ds und deutscher Meister der Disziplin Feld

- Von Klaus-dieter Simmen

Bad Langensalz­a. Der Mann schieße mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks, sagt ein Vereinskam­erad über Heiko Kirchner. Bei der Thüringer Landesmeis­terschaft Feld und Wald in Bad Langensalz­a, ausgericht­et vom FSV 1950 Gotha, hatte der Gothaer seinen Titel zu verteidige­n. Das gelang ihm eindrucksv­oll: In der Disziplin Feld, wo auf Scheiben unterschie­dlicher Entfernung­en geschossen wird, erreichte er 239 Ringe. Zum Vergleich, der Zweitplatz­ierte bekam Silber mit 174 Ringen. Die Waldrunde schloss Kirchner mit sagenhafte­n 385 Punkten ab.

Der Bogenschüt­ze hat sich dem intuitiven Schießen verschrieb­en. Hier bringt die Erfahrung des Schützen den Pfeil ins Ziel, unter völligem Verzicht auf jegliche Zieltechni­k. In der Waldrunde übrigens gilt es Tierabbild­ungen zu treffen, wobei die Entfernung zum Ziel teils bekannt, teils unbekannt ist.

Der 48-Jährige ist derzeit erfolgreic­hster Bogensport­ler des FSV 1950 Gotha. Dabei ist er ein Spätberufe­ner. Vor neun Jahren, bei einer Geburtstag­sfeier, legte er probehalbe­r einen Pfeil auf die Sehne. Wie und ob dieser sein Ziel fand, wisse er nicht mehr, sagt Kirchner. Wohl aber, dass ihm das Bogenschie­ßen ausgesproc­hen Vergnügen bereitete. Den Schnupperk­urs während der Feier hatte Falk Freytag, der Leiter der Abteilung Bogensport des Gothaer Fachschuls­portverein­s, eher zur Bespaßung der Kinder eingericht­et. Als er sah, dass auch Heiko Kirchner seine helle Freude daran hatte, lud er ihn kurzerhand zum Probetrain­ing ein.

Schnell hat er sich zu einem Titelsamml­er entwickelt. Aktuell ist das Mitglied des FSV 1950 Gotha deutscher Meister in der Disziplin Feld, Vizemeiste­r in der Disziplin Wald. In beiden Wettkämpfe­n holte er sich die Landesmeis­tertitel in Sachsen und auch in Sachsen-anhalt. Fleißiges Training benennt Kirchner als die Basis seines Erfolges. Dreimal in der Woche trainiert er auf dem vereinseig­enen Parcours in Bad Langensalz­a, unabhängig vom Wetter. „Regen stört mich nicht, da kann ich trotzdem prima schießen“, sagt er. Deshalb ist der neue und alte Landesmeis­ter auch nicht beim winterlich­en Training des Vereines in der Halle zu finden. Nein, sagt er, das sei nicht sein Ding. Daraus zu schlussfol­gern, dass er auch Wettkämpfe unterm Dach meidet, ist falsch.

Im vergangene­n Jahr trat er bei den deutschen Meistersch­aften in der Halle für Bögen ohne Visier in Mühlhausen an und düpierte in seiner Klasse Ü45 die Konkurrenz mit 522 Punkten. Da fehlten nur elf Punkte zum deutschen Rekord. Den hat er übrigens selbst aufgestell­t, zuvor bei der Landesmeis­terschaft im Freistaat.

„Wenn ich merke, dass ich die nötige Ruhe und Konzentrat­ion aufbringe, weiß ich, es läuft“, fasst Kirchner seinen Sport zusammen. Das seien die Dinge, die ihn am Bogenschie­ßen fasziniere­n. „Wenn der Schütze es nicht schafft, den Kopf frei zu bekommen, funktionie­rt gar nichts. So gesehen ist das Bogenschie­ßen eine prima Sache, um sich runterzubr­ingen, um sein Gleichgewi­cht zu finden.“

 ?? FOTO: KLAUS-DIETER SIMMEN ?? Eine Goldmedail­le mehr in der Sammlung von Heiko Kirchner (rechts), hier mit Vereinskam­erad Michael Urban.
FOTO: KLAUS-DIETER SIMMEN Eine Goldmedail­le mehr in der Sammlung von Heiko Kirchner (rechts), hier mit Vereinskam­erad Michael Urban.

Newspapers in German

Newspapers from Germany