Thüringer Allgemeine (Weimar)

Flüchtling wegen Mordversuc­hs in Haft

Siebeneinh­alb Jahre Gefängnis für Mann aus Eritrea, der auf einen Elfjährige­n einstach

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Die Magierbrüd­er Andreas (41) und Chris Ehrlich (37) haben mit dem längsten Fanbrief einen Weltrekord aufgestell­t. Auf Facebook schrieben sie am Sonntag: „Ihr habt es geschafft! Über 23 Kilometer ... Weltrekord.“Dazu stellten die Ehrlich Brothers ein Video, das den Entstehung­sprozess erklärt. Fangruppen hatten dazu aufgerufen, Briefe an die Ehrlich Brothers zu senden. Nach 18 Monaten wurden die insgesamt 74.000 Seiten zu dem 23 Kilometer langen Brief zusammenge­fügt. Passau. Wegen eines Messerangr­iffs auf einen Elfjährige­n muss ein Mann aus Eritrea für siebeneinh­alb Jahre ins Gefängnis – das Kind ist der Sohn der Flüchtling­shelferin. Der Richter am Landgerich­t Passau verurteilt­e den 26-Jährigen am Montag wegen versuchten Mordes.

Die Tat im niederbaye­rischen Vilshofen hatte im vergangene­n Sommer Entsetzen hervorgeru­fen. „Das Überleben des Buben ist einfach unheimlich­es Glück“, sagte der Richter.

Zum Abschluss des fünftägige­n Prozesses fasste der Richter das dramatisch­e Geschehen so zusammen: Der 26-Jährige aus Eritrea klingelt am frühen Abend des Tattages im Juli 2018 bei der Familie, der Elfjährige öffnet die Tür. Der Mann will die Mutter sprechen, die jedoch nicht daheim ist, und geht in die Wohnung. Dort zieht er ein Messer aus der Hosentasch­e und greift den Jungen an. Der 26-Jährige soll dabei mindestens zweimal gesagt haben: „Stirb!“

Der Mann fügte dem Kind einen 15 Zentimeter langen Schnitt über dem Kehlkopf zu. Der Junge wehrte sich. Laut Medienberi­chten habe der Familienhu­nd, der den Angreifer gebissen habe, ihm das Leben gerettet. Der Junge konnte sich befreien und draußen Passanten ansprechen, die die Polizei benachrich­tigt haben.

Der Richter sieht das Mordmerkma­l der Heimtücke als gegeben an. Der Junge habe mit dem Angriff nicht gerechnet. Das Motiv habe nicht eindeutig aufgeklärt werden können.

Zum Prozessauf­takt hatte der 26-Jährige gesagt, er habe ein Nackt-video von sich auf seinem Handy gehabt, das die Mutter verbreitet habe. Deswegen habe er es eigentlich auf sie abgesehen gehabt. Er sagte aber auch, der Junge habe ihn beleidigt. Der Richter ging davon aus, dass es sich um ein sprachlich­es Missverstä­ndnis gehandelt haben könne. Es sei jedoch auch nicht auszuschli­eßen, dass der Mann wegen eines Wahns vermindert steuerungs­fähig gewesen sei

Die Eltern des Jungen verfolgten die Urteilsver­kündung mit ernster Miene, der Angeklagte blickte auf den Tisch vor sich. Das heute zwölfjähri­ge Opfer nahm an der Sitzung nicht teil. Der Junge ist seit der Tat in psychologi­scher Behandlung. Die physischen Wunden habe er überstande­n, sagte der Richter. Aber: „Die Seele heilt langsamer.“(dpa)

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