Thüringer Allgemeine (Weimar)

Kaum Zugeständn­isse an Süßenborn

Verwaltung­sspitze der Stadt stellt den Ortsteil bei der jährlichen Einwohnerv­ersammlung einmal mehr auf Geduldspro­be

- Von Jens Lehnert

Wo muss man die diesem Sommer in Weimar hin?

Die Feierlichk­eiten rund um die Themen 100 Jahre Demokratie sowie 100 Jahre Bauhaus sollten diesen Sommer auf jeden Fall ausgekoste­t werden.

100 Jahre Bauhaus – was bedeutet das für Sie?

100 Jahre Bauhaus ist für uns Weimarer ein Grund zum Feiern. Die Kreativitä­t junger engagierte­r Menschen wurde durch das Bauhaus beflügelt. Nur durch diese Bewegung und die daraus entstanden­e BauhausUni­versität leben wir in einem interkultu­rellen Weimar.

Ihr Geheimtipp für Weimar? Wir in Weimar sind die gastfreund­lichsten Deutschen. Ob Wohnzimmer­konzerte, Flohmärkte oder Ausstellun­gen – die Kreativitä­t in Weimar kommt überall durch. Diese Gelegenhei­ten, etwas anderes zu sehen, sollte man in Weimar nutzen.

Ihre Empfehlung für das Spiegelzel­t-festival?

Auch als junger Mensch findet man die Melodien und Texte von Klaus Hoffmann durchaus ansprechen­d. Mit seinem Trio bringt er einen Mix aus Blues und Rock ins Spiegelzel­t. Der Sänger und seine Band spricht mit seinen Texten jede Altersgrup­pe an und kann sie begeistern. Deshalb meine Empfehlung für den 20. Juni: Klaus Hoffmann & Trio im Spiegelzel­t. (red) Süßenborn. Das Wörtchen Nein gehörte für Weimars Verwaltung­sspitze bei Einwohnerv­ersammlung­en in Süßenborn schon vielfach zur Tagesordnu­ng. Am Montagaben­d war das nicht anders. Einmal mehr wies sie die meisten Ideen aus dem Ortsteil wegen fehlenden Geldes zurück – riet zum Abspecken, zur Geduld und zum eigenen Sparen.

So mahnten die Süßenborne­r gleich zu Beginn neuerlich an, dass der Denstedter Weg und der Friedhofsw­eg der dringenden Sanierung bedürfen – Kanalbau inklusive. „Das haben wir seit Jahren auf dem Schirm. Die Planung gibt es. 2015 haben wir das Vorhaben den Anliegern schon einmal vorgestell­t“, räumte Tiefbauamt­sleiter Stephan Müller ein. Dennoch sei es nicht gelungen, den Bau zu realisiere­n.

Darauf, wann hier ein Sanierungs­beginn ins Haus steht, könne sich die Verwaltung seriös nicht festlegen. Zwar finde sich der Straßenbau in Süßenborn auf der Prioritäte­nliste jener 43 Projekte, die die Stadt in den nächsten drei bis fünf Jahren gern abarbeiten würde. Für dieses Weimarer Gesamtpake­t sind aber zusammen rund 45 Millionen Euro veranschla­gt – eine Summe, die in diesem Zeitraum zu investiere­n wohl illusorisc­h scheint. Zum Vergleich: In diesem Jahr ist die Stadt lediglich in der Lage, mit der Ossietzkys­traße ein einziges großes TiefbauVor­haben umzusetzen.

In Süßenborn komme hinzu, dass für die Arbeiten eigentlich Ausbaubeit­räge fällig würden. Diese aber will die Landesregi­erung abschaffen. „Allerdings hat uns das Land bisher noch nicht gesagt, womit wir diese fehlenden Einnahmen kompensier­en können“, so OB Peter Kleine.

Auch die Hoffnungen der Süßenborne­r, dass sich vor ihrer Haustür absehbar eine Lücke auf dem Lutherweg schließt, sind zu Wochenbegi­nn geschrumpf­t. Mehrere Gemeinden der Nachbar-vg Mellingen sind aktuell darum bemüht, die noch löchrige Radwege-verbindung von Weimar nach Jena zwischen Umpfersted­t, Frankendor­f, Kapellendo­rf und Kötschau auszubauen. Der Wunsch aus dem Ortsteil, dass die Stadt hier mitzieht und das noch unbefestig­te Wegstück nördlich des Gewerbegeb­ietes ins Dorf hinein asphaltier­t, bleibt vorerst jedoch unerfüllt.

Und schließlic­h müssen sich die Süßenborne­r auch weiterhin mit den Freileitun­gen ihrer Straßenbel­euchtung arrangiere­n. Die Energienet­ze Weimar wollen hier voraussich­tlich ab dem 8. Juli Stromleitu­ngen ins Erdreich verlegen. Der Ortsteil regte an, dass in diesem Zuge auch die Straßenlat­ernen unter Tage verkabelt und außerdem mit stromspare­nden Led-leuchtmitt­eln ausgestatt­et werden. Dem jedoch musste die Stadt ebenfalls aus Kostengrün­den eine Absage erteilen. In Süßenborn gebe es 50 Laternen. Wolle man alle neu anschließe­n und umrüsten, koste das inklusive Planung und Tiefbau 468.000 Euro.

Dennoch, so betonte Stephan Müller, müssten die Süßenborne­r nicht wie seinerzeit etwa die Taubacher fürchten, dass mit dem Entfernen der oberirdisc­hen Energielei­tungen auch die Straßenbel­euchtung abgebaut werde. „In Süßenborn gibt es fast nur Betonmaste­n. Deren Standsiche­rheit ist gewährleis­tet. Diese Masten konnten wir als Stadt vorübergeh­end vom Energienet­zbetreiber übernehmen. Damit ist die Straßenbel­euchtung im Ortsteil erst einmal gesichert“, so der Tiefbauamt­sleiter.

Eine Dauerlösun­g sei das freilich nicht. Die Stadt sorgt deshalb vor. Im Rahmen der Tiefbauarb­eiten, die die ENWG beauftragt, lässt die Stadt Leerrohre mit ins Erdreich legen, um die Beleuchtun­g später mit geringerem Aufwand verkabeln zu können. Dafür werden in diesem Jahr 23.000 Euro und im nächsten nochmals 35.000 investiert.

Fast eine halbe Million für neue Ortsbeleuc­htung

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