Kaum Zugeständnisse an Süßenborn
Verwaltungsspitze der Stadt stellt den Ortsteil bei der jährlichen Einwohnerversammlung einmal mehr auf Geduldsprobe
Wo muss man die diesem Sommer in Weimar hin?
Die Feierlichkeiten rund um die Themen 100 Jahre Demokratie sowie 100 Jahre Bauhaus sollten diesen Sommer auf jeden Fall ausgekostet werden.
100 Jahre Bauhaus – was bedeutet das für Sie?
100 Jahre Bauhaus ist für uns Weimarer ein Grund zum Feiern. Die Kreativität junger engagierter Menschen wurde durch das Bauhaus beflügelt. Nur durch diese Bewegung und die daraus entstandene BauhausUniversität leben wir in einem interkulturellen Weimar.
Ihr Geheimtipp für Weimar? Wir in Weimar sind die gastfreundlichsten Deutschen. Ob Wohnzimmerkonzerte, Flohmärkte oder Ausstellungen – die Kreativität in Weimar kommt überall durch. Diese Gelegenheiten, etwas anderes zu sehen, sollte man in Weimar nutzen.
Ihre Empfehlung für das Spiegelzelt-festival?
Auch als junger Mensch findet man die Melodien und Texte von Klaus Hoffmann durchaus ansprechend. Mit seinem Trio bringt er einen Mix aus Blues und Rock ins Spiegelzelt. Der Sänger und seine Band spricht mit seinen Texten jede Altersgruppe an und kann sie begeistern. Deshalb meine Empfehlung für den 20. Juni: Klaus Hoffmann & Trio im Spiegelzelt. (red) Süßenborn. Das Wörtchen Nein gehörte für Weimars Verwaltungsspitze bei Einwohnerversammlungen in Süßenborn schon vielfach zur Tagesordnung. Am Montagabend war das nicht anders. Einmal mehr wies sie die meisten Ideen aus dem Ortsteil wegen fehlenden Geldes zurück – riet zum Abspecken, zur Geduld und zum eigenen Sparen.
So mahnten die Süßenborner gleich zu Beginn neuerlich an, dass der Denstedter Weg und der Friedhofsweg der dringenden Sanierung bedürfen – Kanalbau inklusive. „Das haben wir seit Jahren auf dem Schirm. Die Planung gibt es. 2015 haben wir das Vorhaben den Anliegern schon einmal vorgestellt“, räumte Tiefbauamtsleiter Stephan Müller ein. Dennoch sei es nicht gelungen, den Bau zu realisieren.
Darauf, wann hier ein Sanierungsbeginn ins Haus steht, könne sich die Verwaltung seriös nicht festlegen. Zwar finde sich der Straßenbau in Süßenborn auf der Prioritätenliste jener 43 Projekte, die die Stadt in den nächsten drei bis fünf Jahren gern abarbeiten würde. Für dieses Weimarer Gesamtpaket sind aber zusammen rund 45 Millionen Euro veranschlagt – eine Summe, die in diesem Zeitraum zu investieren wohl illusorisch scheint. Zum Vergleich: In diesem Jahr ist die Stadt lediglich in der Lage, mit der Ossietzkystraße ein einziges großes TiefbauVorhaben umzusetzen.
In Süßenborn komme hinzu, dass für die Arbeiten eigentlich Ausbaubeiträge fällig würden. Diese aber will die Landesregierung abschaffen. „Allerdings hat uns das Land bisher noch nicht gesagt, womit wir diese fehlenden Einnahmen kompensieren können“, so OB Peter Kleine.
Auch die Hoffnungen der Süßenborner, dass sich vor ihrer Haustür absehbar eine Lücke auf dem Lutherweg schließt, sind zu Wochenbeginn geschrumpft. Mehrere Gemeinden der Nachbar-vg Mellingen sind aktuell darum bemüht, die noch löchrige Radwege-verbindung von Weimar nach Jena zwischen Umpferstedt, Frankendorf, Kapellendorf und Kötschau auszubauen. Der Wunsch aus dem Ortsteil, dass die Stadt hier mitzieht und das noch unbefestigte Wegstück nördlich des Gewerbegebietes ins Dorf hinein asphaltiert, bleibt vorerst jedoch unerfüllt.
Und schließlich müssen sich die Süßenborner auch weiterhin mit den Freileitungen ihrer Straßenbeleuchtung arrangieren. Die Energienetze Weimar wollen hier voraussichtlich ab dem 8. Juli Stromleitungen ins Erdreich verlegen. Der Ortsteil regte an, dass in diesem Zuge auch die Straßenlaternen unter Tage verkabelt und außerdem mit stromsparenden Led-leuchtmitteln ausgestattet werden. Dem jedoch musste die Stadt ebenfalls aus Kostengründen eine Absage erteilen. In Süßenborn gebe es 50 Laternen. Wolle man alle neu anschließen und umrüsten, koste das inklusive Planung und Tiefbau 468.000 Euro.
Dennoch, so betonte Stephan Müller, müssten die Süßenborner nicht wie seinerzeit etwa die Taubacher fürchten, dass mit dem Entfernen der oberirdischen Energieleitungen auch die Straßenbeleuchtung abgebaut werde. „In Süßenborn gibt es fast nur Betonmasten. Deren Standsicherheit ist gewährleistet. Diese Masten konnten wir als Stadt vorübergehend vom Energienetzbetreiber übernehmen. Damit ist die Straßenbeleuchtung im Ortsteil erst einmal gesichert“, so der Tiefbauamtsleiter.
Eine Dauerlösung sei das freilich nicht. Die Stadt sorgt deshalb vor. Im Rahmen der Tiefbauarbeiten, die die ENWG beauftragt, lässt die Stadt Leerrohre mit ins Erdreich legen, um die Beleuchtung später mit geringerem Aufwand verkabeln zu können. Dafür werden in diesem Jahr 23.000 Euro und im nächsten nochmals 35.000 investiert.
Fast eine halbe Million für neue Ortsbeleuchtung