Pauline und Bürgermeister Pech
Heimatverein, Kirmesgesellschaft und Feuerwehr bereiten großen Festumzug „900 Jahre Ramsla“am Samstag vor
Ramsla. Es ist dieselbe Urkunde, die auch unter anderem Bad Berka, Hetschburg und Apolda ihre 900-Jahr-feiern bescherte: Graf Wichmann von Querfurt schenkte im Mai 1119 nach dem Tod seiner Frau Kunigunde seine Besitztümer dem Erfurter Marienstift, bevor der kinderlose Witwer ins Kloster ging. Darin wird auch Ramsla zum ersten Mal erwähnt – und die Festwoche, mit der das Dorf dieses Jubiläum feiert, läuft seit Sonntag auf Hochtouren. Eröffnungskonzert, Fußballturnier (siehe Bild oben), gestern eine Veranstaltung in der Kirche und der Aufbau des Festzeltes, heute das Volleyballturnier – so steuert die Woche auf ihren Höhepunkt zu: einen großen historischen Festumzug am Samstag.
Der besteht aus knapp 50 Bildern – allein das ist schon erstaunlich angesichts des Budgets, das die Organisatoren um Bürgermeister Thomas Basche, Ortschronistin Helke Günther und Ortsbrandmeister Sebastian Schmidt zur Verfügung hatten. „Viel Liebe und möglichst wenig Geldaufwand“, schildert Günther das Grundprinzip. Jede Menge Basteleien in Eigenleistung, Kontakte zu befreundeten Sammlern oder Vereinen nutzen – so fügte sich am Ende eins zum anderen.
Mit einer etwaigen Urzeit-besiedelung halten sich die Ramslaer nicht auf – im ersten Bild geht es um die Ersterwähnung. Siegwart Schäfer stellt den Grafen Wichmann dar, Martin Lieberknecht den Erfurter Bischof – und Christine Lieberknecht die Gräfin Kunigunde, „obwohl sie zur Schenkung nicht mehr lebte“, räumt Helke Günther ein. Direkt hinter diesem Trio folgt die Nachbildung eines Waidsteins, 1,60 Meter im Durchmesser, von Silvio Blüthner in der heimischen Werkstatt gefertigt. Es folgen diverse berühmte Figuren der Dorfgeschichte: Pauline von SachsenWeimar-eisenach etwa, die 1901 mit dem Paulinenstift in Ramsla einen der ältesten Kindergärten der Region gründete. Oder Gemeindeschwester Margarethe, die von 1930 bis 1966 in Ramsla arbeitete und dabei zur Institution wurde. Ines Reifert stellt sie dar. Der Erfurter Fürstenkongress von 1808 spielt eine Rolle – Ramsla lag schließlich fast direkt an der Via Regia, einer der damals bedeutendsten Fernstraßen. Ein weiterer bekannter Kopf ist Hans Pech, der seit den 50er-jahren immer mal wieder als Bürgermeister amtierte und trickreich wichtige Weichen für Ramsla stellte, etwa im Straßenbau oder bei der Installation des Dorffunks. Das Markenzeichen des im Jahr 2000 Verstorbenen wird natürlich nicht fehlen – die Zigarre. Seine langjährige Sekretärin Christel Wittig übrigens stellt sich im Umzug selbst dar.
Der Umzug beginnt 14 Uhr am ehemaligen Trockenwerk, Aufstellung ist ab 13 Uhr. Im Dorfzentrum werden Steffen Basche und Heidi Schroedter als Kommentatoren über eine Lautsprecher-anlage zu jedem Bild Wissenswertes vermitteln. Die Ortsdurchfahrt wird in der Zeit nicht komplett, sondern halbseitig gesperrt, die Feuerwehren aus Schwerstedt und Heichelheim übernehmen die Absicherung. In der kompletten Ortslage herrscht Parkverbot, allerdings gibt es zwei kostenfreie Wiesen-parkplätze an der Pfarrgasse und an der Mühle in der Schwerstedter Straße. Der Umzug endet auf dem Sportplatz, wo ein bunter Nachmittag mit Festzelt und diversen Marktständen wartet.