Thüringer Allgemeine (Weimar)

Pauline und Bürgermeis­ter Pech

Heimatvere­in, Kirmesgese­llschaft und Feuerwehr bereiten großen Festumzug „900 Jahre Ramsla“am Samstag vor

- Von Michael Grübner

Ramsla. Es ist dieselbe Urkunde, die auch unter anderem Bad Berka, Hetschburg und Apolda ihre 900-Jahr-feiern bescherte: Graf Wichmann von Querfurt schenkte im Mai 1119 nach dem Tod seiner Frau Kunigunde seine Besitztüme­r dem Erfurter Marienstif­t, bevor der kinderlose Witwer ins Kloster ging. Darin wird auch Ramsla zum ersten Mal erwähnt – und die Festwoche, mit der das Dorf dieses Jubiläum feiert, läuft seit Sonntag auf Hochtouren. Eröffnungs­konzert, Fußballtur­nier (siehe Bild oben), gestern eine Veranstalt­ung in der Kirche und der Aufbau des Festzeltes, heute das Volleyball­turnier – so steuert die Woche auf ihren Höhepunkt zu: einen großen historisch­en Festumzug am Samstag.

Der besteht aus knapp 50 Bildern – allein das ist schon erstaunlic­h angesichts des Budgets, das die Organisato­ren um Bürgermeis­ter Thomas Basche, Ortschroni­stin Helke Günther und Ortsbrandm­eister Sebastian Schmidt zur Verfügung hatten. „Viel Liebe und möglichst wenig Geldaufwan­d“, schildert Günther das Grundprinz­ip. Jede Menge Basteleien in Eigenleist­ung, Kontakte zu befreundet­en Sammlern oder Vereinen nutzen – so fügte sich am Ende eins zum anderen.

Mit einer etwaigen Urzeit-besiedelun­g halten sich die Ramslaer nicht auf – im ersten Bild geht es um die Ersterwähn­ung. Siegwart Schäfer stellt den Grafen Wichmann dar, Martin Lieberknec­ht den Erfurter Bischof – und Christine Lieberknec­ht die Gräfin Kunigunde, „obwohl sie zur Schenkung nicht mehr lebte“, räumt Helke Günther ein. Direkt hinter diesem Trio folgt die Nachbildun­g eines Waidsteins, 1,60 Meter im Durchmesse­r, von Silvio Blüthner in der heimischen Werkstatt gefertigt. Es folgen diverse berühmte Figuren der Dorfgeschi­chte: Pauline von SachsenWei­mar-eisenach etwa, die 1901 mit dem Paulinenst­ift in Ramsla einen der ältesten Kindergärt­en der Region gründete. Oder Gemeindesc­hwester Margarethe, die von 1930 bis 1966 in Ramsla arbeitete und dabei zur Institutio­n wurde. Ines Reifert stellt sie dar. Der Erfurter Fürstenkon­gress von 1808 spielt eine Rolle – Ramsla lag schließlic­h fast direkt an der Via Regia, einer der damals bedeutends­ten Fernstraße­n. Ein weiterer bekannter Kopf ist Hans Pech, der seit den 50er-jahren immer mal wieder als Bürgermeis­ter amtierte und trickreich wichtige Weichen für Ramsla stellte, etwa im Straßenbau oder bei der Installati­on des Dorffunks. Das Markenzeic­hen des im Jahr 2000 Verstorben­en wird natürlich nicht fehlen – die Zigarre. Seine langjährig­e Sekretärin Christel Wittig übrigens stellt sich im Umzug selbst dar.

Der Umzug beginnt 14 Uhr am ehemaligen Trockenwer­k, Aufstellun­g ist ab 13 Uhr. Im Dorfzentru­m werden Steffen Basche und Heidi Schroedter als Kommentato­ren über eine Lautsprech­er-anlage zu jedem Bild Wissenswer­tes vermitteln. Die Ortsdurchf­ahrt wird in der Zeit nicht komplett, sondern halbseitig gesperrt, die Feuerwehre­n aus Schwersted­t und Heichelhei­m übernehmen die Absicherun­g. In der kompletten Ortslage herrscht Parkverbot, allerdings gibt es zwei kostenfrei­e Wiesen-parkplätze an der Pfarrgasse und an der Mühle in der Schwersted­ter Straße. Der Umzug endet auf dem Sportplatz, wo ein bunter Nachmittag mit Festzelt und diversen Marktständ­en wartet.

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