Patientenbrief nimmt Angst und reduziert Fehler
Dokument in verständlichem Deutsch: Ergebnisse von Pilotprojekt vorgestellt
Jena. Patienten brauchen verständliche und verlässliche Gesundheitsinformationen: Mit diesem Ziel übersetzt die Initiative „Was hab’ ich?“, bei der auch Mediziner und Studenten aus Jena mitwirken, ärztliche Befunde in verständliches Deutsch und geht jetzt einen Schritt weiter.
Der verständliche Patientenbrief wurde eingeführt, um schneller noch mehr Menschen erreichen zu können, und mit einem wissenschaftlich begleiteten Pilotprojekt getestet. Die Ergebnisse zeigen nach Angaben der Initiative, dass der Patientenbrief wirkt. Die Studienteilnehmer verstünden ihre Erkrankungen und deren Behandlung besser, fühlten sich nicht mehr so unsicher und machten weniger Fehler beim Einnehmen von Medikamenten. Zudem fühlten sich dank dieses Briefes besser durch die Klinik unterstützt und rücksichtsvoller behandelt.
Der Umgang mit Gesundheitsinformationen stellt für mehr als die Hälfte aller Deutschen (54,3 Prozent) ein Problem dar, das haben wissenschaftliche Untersuchungen erbracht. Dazu gehören unter anderem auch vermeintlich einfache Dinge wie die Identifikation des Untersuchungstermins auf einem Terminzettel oder das Erkennen individuell relevanter Informationen auf einem Informationsblatt.
Folgen dieser Inkompetenz können eine höhere Rate chronischer Erkrankungen sowie mehr Todesfälle sein.
2500 Krankenhauspatienten bekamen in Zusammenarbeit mit dem Bundesgesundheitsministerium zwischen November 2015 und April 2018 zusätzlich zum ärztlichen Entlassbrief einen Patientenbrief sowie einen Fragebogen. Sie waren im Schnitt 71 Jahre alt, ihr Gesundheitszustand mittelprächtig bis schlecht; 417 beantworteten die Fragebögen.
Um alle Patienten nach einem Krankenhausaufenthalt mit einem verständlichen Entlassbrief zu versorgen, muss der Patientenbrief massentauglich werden. Als Weiterentwicklung des Pilotprojekts hat „Was hab‘ ich?“eine Software entwickelt, die individuelle Patientenbriefe automatisch anhand der Daten im Krankenhaus-informationssystem erstellt. Die Software soll an jeder Klinik eingesetzt werden können. Seit diesem Monat wird sie am Herzzentrum Dresden eingesetzt. (el)