Ethikrat: Besser kein Enddatum für die Auflagen
Orientierung für Ärzte in seelischen Notlagen
Berlin. Die Gesamtzahl der Coronaerkrankten wird weiter zunehmen. Und wenn die Zahl der Intensivbetten nicht reicht, kommt der einzelne Arzt in „fürchterliche, seelische Not bereitende Situationen“, so der Erlanger Theologie-professor Peter Dabrock, Vorsitzender des Deutschen Ethikrates. Dann muss er entscheiden, welcher Corona-kranke zuerst behandelt wird – die sogenannte Triage.
„Man darf nicht den 80-Jährigen vom Beatmungsgerät nehmen, um an seiner Stelle die 35-jährige Mutter zu behandeln. Das wäre objektiv nicht rechtens, da beißt die Maus keinen Faden ab“, sagt Dabrock und mahnt, das Vertrauen in die Rechtsordnung müsse erhalten bleiben. Ebenso wenig dürfe der Eindruck entstehen, „die Ärzte werden mich hintanstellen, nur weil ich alt oder krank bin“. Den Ethikrat habe in seiner Beurteilung der Triage geleitet, einen Ausgleich zwischen drei Gütern zu bedenken: Vertrauen in Rechtsordnung, in das Gesundheitssystem sowie eine möglichst hohe Rechtssicherheit für die Ärzte. „Natürlich kann sich der Mediziner in einer Notsituation nicht vom Wissen frei machen, dass der eine Patient eine höhere Lebenserwartung als der andere hat.“Und dann? „Die Position des Ethikrats ist“, so Dabrock, „dass er bei Beachtung von fachgesellschaftlichen Empfehlungen mit der Milde der Rechtsordnung rechnen kann.“
Derweil wird in der Öffentlichkeit schon das Ende der Auflagen diskutiert. „Wenn man nur auf den Zeitrahmen schaut und zum Beispiel den 19. April nennt, um womöglich festzustellen, dass das Datum doch nicht haltbar ist, dann sind die Menschen frustriert“, warnt Dabrock. „Von einer solchen Kommunikationsstrategie rate ich ab. Da müssen wir aufpassen.“Er hält es für sinnvoller, das Ende des „Lockdowns“nach sachlichen Kriterien auszurichten. san