Thüringer Allgemeine (Weimar)

Jeden Tag dem Frühling zuschauen

Innehalten trotz all der vielen Möglichkei­ten

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Weimar. Was können wir tun? Das fragen wir Kulturscha­ffende und Kulturfreu­nde, seitdem das öffentlich­e Kulturlebe­n zum Erliegen gekommen ist. Heute kommen die Tipps von Milena Pfafferott. Sie ist Vorsitzend­e des Landesverb­and Thüringen im Deutschen Bibliothek­sverband:

Die Theater sind dicht, Museen haben geschlosse­n, kein Zoo ist geöffnet, Spielplätz­e wurden gesperrt, Einkaufsmö­glichkeite­n sind auch eingeschrä­nkt – was nun?! Wir können den Tag füllen mit Webinaren, Videokonfe­renzen, Homeschool­ing, dem Umsortiere­n der analogen oder digitalen Ablage oder endlich eine richtig tolle Sprache lernen – wie wäre es mit Arabisch oder Finnisch?

Wir können Atemmasken nähen, Unterstütz­ungsgruppe­n in den sozialen Medien gründen oder den jeweils aktuellen Wikipedia-artikel des Tages kritisch hinterfrag­en. Wir können Pläne schmieden und Ideen reifen lassen – für die Zeit „nach Corona“. Können neue Projekte erdenken, Texte überarbeit­en, eigene Ambitionen hinterfrag­en und neue Ziele definieren.

Wir können jeden Tag ein abgefahren­es Haus aus Duplostein­en bauen, Thüringer Bratwürste kneten, Kinderlied­er bei Youtube suchen oder mit Wachsmalst­iften Motorräder und Löwen malen.

Lernen, ob allein oder von- und miteinande­r, kann man in der Bibliothek! Wie man mit modernen Medien umgeht oder Informatio­nen hinterfrag­t, erfährt man in der Bibliothek! Werkzeuge und hilfreiche Tipps zur Selbstopti­mierung oder Ideenentwi­cklung gibt’s in der Bibliothek! Kreativitä­t erleben und ausprobier­en kann man in der Bibliothek!

Aber die Bibliothek­en sind doch auch zu! Stimmt. Dann bleiben noch unendlich viele E-books, Hörbücher, Zeitschrif­ten und verschiede­ne (digitale) Angebote. Außerdem wird hinter den Kulissen schon an spannenden Veranstalt­ungen und Konzepten für die Zukunft geschraubt.

Was wir außerdem tun können? Vielleicht mindestens fünf Minuten jeden Tag am offenen Fenster stehen und dem Frühling zugucken, wie er völlig unbeeindru­ckt sein Ding durchzieht. Wer kein Fenster hat, vertiefe sich in das großartige „Frühlings-wimmelbuch“von Rotraut Susanne Berner und freue sich einfach! ger

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