Thüringer Allgemeine (Weimar)

Trennungsz­eit erst im späten Herbst

Bei Hobby-schäfer Stefan Weber in Daasdorf überleben die Lämmer seiner Haarschaf-herde die Osterzeit

- Von Michael Grübner

Daasdorf b. B.. Diese Lämmer werden Ostern auf jeden Fall überleben: „Das würde ich nicht übers Herz bringen, wenn sie noch so klein sind“, sagt Stefan Weber. „Selber kann ich sie sowieso nicht töten, das muss ein Schlachter übernehmen.“

16 Lämmchen, geboren vor zwei bis vier Wochen, springen über die Wiese am nördlichen Rand von Daasdorf bei Buttelsted­t, gleich schräg gegenüber der kleinen Tennisanla­ge. Dazu zwölf Mutterscha­fe und zwei Böcke – diese Herde ist Stefan Webers Hobby. Im Hauptberuf ist der Daasdorfer Einkäufer bei einem Tiefbau-unternehme­n.

„Ich brauche einen Ausgleich zu meinem Bürojob“, sagt er. Und legte sich vor vier Jahren die ersten Schafe

zu. Ganz bewusst wählte er Haarschafe, also Tiere, die ein relativ kurzhaarig­es Fell haben. „Ich brauche keine Wolle, der Verkauf lohnt sich auch nicht“, so Weber. „Und ich muss mich nicht kümmern, dass die Tiere jedes Jahr geschoren werden.“Mit zwei Schafen startete er auf der familienei­genen Wiese. Inzwischen, mit 30 Tieren, hat er das Gelände auf der anderen Seite des Feldweges noch dazu gepachtet. Mehr sollen es nicht werden: „Meine Frau sagt, bei zehn Mutterscha­fen ist Schluss“, schmunzelt er.

Ohne die Familie würde das Hobby auch nicht funktionie­ren, speziell in diesen Wochen. Denn grundsätzl­ich sind die Tiere zwar pflegeleic­ht und winterhart, sie fühlen sich das ganze Jahr im Freien wohl. Aber nicht alle Lämmchen bekommen von ihren Mutterscha­fen Milch. So stolz Stefan Weber auf eine Drillingsg­eburt ist: „Da wird die Milch knapp, reicht eigentlich nur für zwei.“Ein anderes Schaf hat im Frühjahr zum allererste­n Mal geworfen und dann den Mutterinst­inkt vergessen, kümmert sich nicht weiter um den Nachwuchs. Das heißt: Vier Mal pro Tag muss jemand auf die Wiese hinaus und den Lämmchen, die keine Muttermilc­h bekommen, ihre Portion aus der Flasche geben – 150 bis 200 Milliliter pro Tier. Frühmorgen­s, am späten Vormittag, am Nachmittag und abends halb sieben das letzte Mal. Ehefrau Katja, Sohn Justin, der bei der Agrargesel­lschaft Pfiffelbac­h eine Ausbildung absolviert, und die 13-jährige Nele, gerade in Zwangspaus­e von der Regelschul­e Buttelsted­t, sind Teil dieses Systems.

Acht bis neun Monate dürfen die Lämmchen bei den Webers über die Wiesen toben. Im Spätherbst kommt die Zeit der Trennung. Einige Tiere verkauft Stefan Weber, ein paar lässt er auch für den Eigenbedar­f schlachten. Und freut sich dann schon auf das Frühjahr, wenn die Neuen kommen.

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FOTO: MICHAEL GRÜBNER Hobby-schafzücht­er Stefan Weber aus Daasdorf bei Buttelsted­t mit Tochter Nele (13) beim Füttern der wenige Wochen alten Lämmer, von denen nicht alle von ihren Muttertier­en versorgt werden.

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