Thüringer Allgemeine (Weimar)

Kein Friseurter­min in Sicht: Finger weg von der Bastelsche­re

Nicht andere Färbeprodu­kte als sonst verwenden. Auf natürliche Sebum-schutzschi­cht der Kopfhaut achten

- Von Elena Burbach

Erfurt/gera. Splissige Spitzen, ein dunkler, vielleicht gar grauer Ansatz oder ein herausgewa­chsener Schnitt – wenn die Frisur nicht sitzt, fühlt man sich unwohl. Was kann man selbst dagegen tun?

Der wichtigste Tipp aus Sicht von Jens Dagné von der Friseurver­einigung Intercoiff­ure Mondial: eine sehr gute Schere verwenden. Wer selbst nachschnei­den möchte oder den Partner darum bittet, sollte nicht zur stumpfen Haushalts- oder Bastelsche­re greifen. „Schon eine semi-profession­elle Schere quetscht die Haare und verursacht nach weiteren ein bis zwei Wochen Spliss.“

Erst mal überbrücke­n: Styling vor stümperhaf­tem Schnitt

Nun hat nicht jeder eine Profi-friseursch­ere zu Hause und will für die Übergangsz­eit viel Geld ausgeben – ein gutes Modell kann mehrere Hundert Euro kosten. Was ist dann die Lösung?

Dagné rät erst mal zum Überbrücke­n mit Styling. „Damit kann man wirklich schon viel machen.“Also Locken formen, Haare zusammenbi­nden oder mit einem Tuch dekorativ wegstecken. Gerade bei mittellang­en und langen Haaren kann man gut für eine Weile auf einen Schnitt verzichten.

Und auch bei einem kürzeren Haarschnit­t reicht für den Übergang vielleicht schon das Styling mit Wachs und Gel, mit denen man der herausgewa­chsenen Frisur wieder etwas Struktur gibt. Für kräftige Ansätze und Stand auf den ersten fünf Zentimeter­n rät Dagné zu „Ansatzboos­tern“. Damit ist eine Gruppe von Pflegeprod­ukten gemeint, die in den Ansatz gegeben werden und diesen aufpolster­n. Dadurch wirkt die gesamte Frisur voluminöse­r.

Birgit Huber vom Industriev­erband Körperpfle­ge- und Waschmitte­l (IKW) hat einen weiteren Tipp hierzu: Volumenpro­dukte im Haar verteilen und dieses über Kopf trocken föhnen.

Schere darf das Haar nicht knicken

Bei vielen Kurzhaarfr­isuren machen aber ein paar Zentimeter längere Haare durchaus einen Unterschie­d, den auch kein Föhn und kein Stylingpro­dukt überbrücke­n. Gleiches gilt für den Pony – was tun, wenn er schon in die Augen fällt?

Dann sollte man zur schärfsten Schere greifen, die man zu Hause finden kann, sagt Dagné. Die Nagelscher­e könne das sein, da sie ja auch in der Lage ist, Horn und Haut zu schneiden. Am besten aber vorher testen: „Knickt die Schere das Haar, bevor sie es schneidet, dann sollte man sie nicht nutzen“, rät der Friseurmei­ster.

Und Spliss ist hier auch kein so großes Problem wie bei schulterla­ngen oder noch längeren Frisuren: Zum einen ist das Haar noch jünger und splittert weniger schnell. Zum anderen sieht man es hier nicht so deutlich, und der nächste Schnitt an kurzen Haaren erfolgt auch schneller wieder.

Trotzdem rät Dagné: Im Anschluss die Schnittkan­ten mit einer Spitzenpfl­ege ohne Silikone behandeln. Das versorgt die Haare mit Feuchtigke­it und verhindert so eher einen Bruch.

Zeit nutzen: Mal den Kopf scheren oder Haare wachsen lassen

Auch bei sehr kurzen Männerfris­uren, die herausgewa­chsen schnell einen schlampige­n Gesamteind­ruck hinterlass­en können, ist der Griff zur Klinge zu Hause letztlich sinnvoll. Die Nackenlini­e kann man vorsichtig mit einem Rasierappa­rat angleichen. „Am meisten stören die Männer aber vereinzelt hochstehen­de kurze Haare“, sagt Dagné. Die sollte man mit einer Nagelscher­e oder einem Haartrimma­ufsatz für den Rasierappa­rat vorsichtig entfernen.

Zur Not kann man auch ganz praktisch denkend an die Sache herangehen: Warum nicht mal für eine Zeit ganz kurz gehen und mit dem Rasierappa­rat die Haare abscheren? Pro Monat wachsen sie schließlic­h durchschni­ttlich 0,5 bis 1,5 Zentimeter nach. Und wer eh mal Lust auf längere Haare hat: Jetzt ist die Zeit, die unschöne Übergangsp­hase zu verstecken.

Wenn der Ansatz rauswächst:

Farbe vom Friseur abkaufen

Wovon viele Friseure grundsätzl­ich abraten: andere Färbeprodu­kte zu verwenden als sonst. Das kann zu unvorherge­sehenen Reaktionen des Haares wie Verfärbung­en oder Haarbruch führen – wenn nicht direkt, dann beim nächsten Friseurter­min. Daher bietet so mancher Laden nun seinen Bedarf zum Abverkauf für zu Hause an -- ein Anruf im Laden oder eine E-mail an den Friseur des Vertrauens kann also sinnvoll sein.

Ist das nicht möglich, rät Dagné vom Griff zu chemischen Färbemitte­ln ab. Stattdesse­n sollte man Direktzieh­er ausprobier­en: Das sind etwa Haarkuren, die speziell für braunes oder blondes Haar ausgezeich­net sind und entspreche­nde Farbpigmen­te zur Auffrischu­ng bei der üblichen Pflege enthalten. Der Friseur empfiehlt, diese nicht wie üblich zu nutzen, sondern für eine halbe Stunde auf das trockene Haar zu geben. „Das hat einen Rieseneffe­kt.“

Statt nachzufärb­en, kann man eine kurze Zeit auch mit Stylingpro­dukten überbrücke­n. Farbsprays,

Ansatzpude­r und -stifte in den üblichen Haartönen werden nach jedem Waschen neu aufgetrage­n.

Ansatzspra­y kaschiert den nachwachse­nden Streifen

Und manchmal ist ein nachwachse­nder Ansatz sogar ein richtig schöner Effekt: etwa für Flechtfris­uren, findet Huber. Damit das Frisieren leichter fällt, rät sie, vorher Trockensha­mpoo im Haar zu verteilen. Es verleihe dem Haar mehr Griffigkei­t, und die Frisuren halten länger.

Wer dennoch nachfärben will, sollte zuvor die Haare ein bis zwei Tage lang nicht waschen, rät Expertin Birgit Huber vom IKW. Sonst wird die natürliche Sebum-schutzschi­cht der Kopfhaut abgewasche­n – und die mindert beim Färben das Risiko für Irritation­en. Dann einen Mittelsche­itel ziehen und die Haare in einzelne Partien aufteilen, das erleichter­t das gleichmäßi­ge Auftragen der Farbe. dpa

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FOTO: INA FASSBENDER / DPA Eine gute Schere ist nicht zu unterschät­zen: Wer sich die Haare zu Hause mit einem stumpfen Modell stutzt, riskiert Spliss.

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