Öfter Krankenschein per Telefon
Thüringer Wirtschaftsverband sieht in dem Verfahren eine Ausnahme in der Corona-krise
Erfurt. Konkrete Zahlen können bislang weder Kassenärztliche Vereinigung (KV) noch Krankenkassen nennen. Aber klar ist: Auch in Thüringen nehmen viele Patienten die seit 9. März bestehende Möglichkeit wahr, bei leichten Erkrankungen der oberen Atemwege eine Krankschreibung per Telefon zu bekommen.
„Aus unserer Sicht ist das in der aktuellen Situation eine geeignete Maßnahme, um die Arztpraxen zu entlasten“, sagt Ute Zacharias, Sprecherin des Verbandes der Wirtschaft Thüringen (VWT). Allerdings solle diese Vorgehensweise eine Ausnahme bleiben und nach der Krise „wieder zum üblichen Verfahren zurückgekehrt werden“. In einigen Bereichen wie der Autobranche oder der Weiterbildung werde dieses Angebot derzeit häufiger genutzt.
„Wir können anhand der Krankmeldungen nicht erkennen, ob sie telefonisch ausgestellt wurden“, sagt Daniel Caroppo, Sprecher der
Dak-gesundheit für Thüringen. Es gebe aber dabei ein „interessantes Indiz“: Bei einer Analyse aller Krankschreibungen sei bundesweit die Zahl der Krankschreibungen wegen akuter Infekte der oberen Atemwege stark angestiegen: Demnach wurde in der elften Kalenderwoche 24.902 Dak-versicherten die Arbeitsunfähigkeit attestiert, in der zwölften Kalenderwoche waren es bereits 34.643 und mehr als doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum 2019. Viele Kassen bieten die Möglichkeit, die Krankmeldung abzufotografieren und die Datei auf der Kassen-internetseite hochzuladen, sodass das Einreichen der gelben Zettel kontaktlos erfolgt.
Aok-plus-sprecherin Hannelore Strobel verweist darauf, dass die Ärzte nicht direkt mit den Kassen abrechnen, sondern über die KV: „Wir werden frühestens Ende des zweiten Quartals etwas über die Inanspruchnahme wissen.“
Krankschreibung per Telefon ist neuerdings nicht nur für sieben, sondern für bis zu 14 Tage möglich. Die Regelung gilt bis zum 23. Juni.