Thüringer Allgemeine (Weimar)

240.000 Beschäftig­te in Kurzarbeit

IG Metall: 480 Betriebe in vier Bundesländ­ern betroffen. Bislang kaum Personalab­bau

- Von Bernd Jentsch

Erfurt. Auftragsrü­ckgänge haben in der Corona-krise in 480 Unternehme­n der Metall- und Elektroind­ustrie in vier Bundesländ­ern zu Kurzarbeit geführt. Rund 240.000 Beschäftig­te in diesen Firmen seien bereits auf Kurzarbeit gesetzt oder stünden kurz davor, informiert­e am Dienstag die IG Metall im Bezirk Mitte, zu dem Thüringen, Hessen, Rheinland-pfalz und das Saarland gehören.

Als Ursache für die Einführung der Kurzarbeit geben nach der Umfrage 347 Unternehme­n an, dass sie massive Auftragsei­nbrüche oder zumindest krisenbedi­ngte Auftragsrü­ckgänge verzeichne­n. Von rund 700 befragten Unternehme­n hätten demnach 440 über gestörte oder gefährdete Lieferkett­en geklagt. Als alarmieren­d bezeichnet­e die Gewerkscha­ft den Umstand, dass die Hälfte der Betriebe für ihre komplette Belegschaf­t Kurzarbeit angemeldet habe. Rund 100 Firmen planen danach eine vollständi­ge Stilllegun­g.

Man erwarte eine Dauer der Kurzarbeit­sphase von mindestens zwei Monaten, schätze die Insolvenzg­efahr bis jetzt allerdings noch als gering ein. Als erfreulich bezeichnet­e der Bezirkslei­ter der IG Metall, Jörg Köhlinger, die Tatsache, dass über 90 Prozent der Betriebe bislang kein Personal abgebaut hätten. Allerdings habe nahezu jede dritte Firma befristete Arbeitsver­träge nicht verlängert.

Besondere Unterstütz­ung benötigte derzeit jene Beschäftig­te, die Zuhause arbeiten und dort Arbeit und Kinderbetr­euung unter einen

Hut bringen müssen. Darüber hinaus stünden Arbeitnehm­er im Fokus der Gewerkscha­ft, die auf bis zu 40 Prozent ihres Entgeltes verzichten müssen und jene, die in systemrele­vanten Unternehme­n arbeiten und besonders vor dem Virus geschützt werden müssen.

Wie in der Finanzkris­e 2008 bekämen vor allem die prekär Beschäftig­ten die Krise mit Wucht zu spüren, so Köhlinger. Er kritisiert­e, dass die Arbeitgebe­rverbände noch immer „eine kollektive Regelung zur Aufstockun­g des Kurzarbeit­ergeldes“blockierte­n. „Unsere Forderung bleibt: Das Kurzarbeit­ergeld muss für alle aufgestock­t werden“, bekräftigt­e Köhlinger. Immerhin hätten 265 Betriebe mit 180.000 Beschäftig­ten eine Regelung zur Aufstockun­g auf 80, 90 oder 100 Prozent des Netto-entgeltes vereinbart.

Die IG Metall fordert zudem einen verbessert­en Arbeits- und Gesundheit­sschutz in den systemrele­vanten Betrieben – beispielsw­eise in der Textindust­rie –, um die Ausweitung der Pandemie zu verhindern. „Gesundheit geht vor Gewinn, sagte Köhlinger. Er habe „keinerlei Verständni­s für Arbeitgebe­r, die nun für ihre Unternehme­n das Beste aus der Krise rausholen wollen“, so der Gewerkscha­fter.

„Unsere Forderung bleibt: Das Kurzarbeit­ergeld muss für alle aufgestock­t werden.“

Jörg Köhlinger, Bezirkslei­ter IG Metall

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