Zu Hause kann es so schön sein
Aus unserer Seniorenredaktion Aber man muss sich schon etwas einfallen lassen – jeder für sich und miteinander
Erfurt. Ich verwende das Wort nur dieses eine Mal, man hört und liest es sowieso schon ununterbrochen, nun also doch: Corona bestimmt unser Leben weitestgehend, nur zu Hause kann ich noch machen, was ich gern möchte.
Dem sind aber auch Grenzen gesetzt, denn mein Mann möchte das auch, nur meistens anders. Zum Glück können wir uns aus dem Weg gehen, wenn er etwa basteln will, dann schließe ich die Tür zu seinem Zimmer. Er stört mich dafür nicht, wenn ich Fenster putze, und so klappt es sogar besser als in der Weihnachtszeit, wenn man Erwartungen hat oder erfüllen will, die zu
Stressstreiten führen. Momentan gibt es diese Erwartungen nicht.
Also richten wir uns den Tag schön ein: Lange schlafen, das klingt gut, ist aber bei begrenzter Beschäftigung und Bewegungsarmut wenig hilfreich, wenn man am Abend nicht einschlafen kann. Da muss das Fernsehen her, bei den vielen Programmen wird es schon etwas geben, das lohnenswert ist. Aber entweder ist es eine Talk-show über eine bestimmte Krankheit oder ein Film, den man schon kennt, gegebenenfalls noch eine Dokumentation, die man meist auch schon kennt.
Also habe ich mich tagsüber mit neuen Koch- und Backrezepten beschäftigt. Entgegen meiner Erwartung gab es Mehl, es gab auch Nudeln, wir konnten aber nicht so viel essen (ein Kuchen für zwei ist ein bisschen viel, wenn man nicht die Kinder und Enkel mit versorgen kann). Wir haben tapfer gegessen, da erhellte sich dann auch das Problem mit dem Klopapier-hamstern, die Waage wurde ignoriert, bis die Vernunft siegte: Sport ist notwendig.
Das war die beste Idee: Wenn der innere Schweinehund überwunden ist, umringen wir den Computer und treiben Sport oder auch Qi Gong mit Youtube-unterstützung. Es gibt extra Programme für Krisenzeiten, auch für Senioren, wir lachen so viel dabei, wenn wir uns mit den Vorturnern vergleichen, dass schon mal das Streitpotenzial, wenn man zu viel aufeinander hockt, gesenkt wird. Inzwischen wird es auch leichter. Es sieht zwar lange nicht so schick aus wie bei den Vorturnern, aber wir behaupten das und an ganz mutigen Tagen steigern wir auch die Anzahl der Übungen, die wir dann nicht mehr zurücknehmen können, wenn wir das Gesicht wahren wollen.
Es gibt auch Zeiten, da lässt uns das Internet im Stich, dann sagen wir, wie schade, dass wir jetzt nichts machen können, und innerlich reiben wir die Hände. Wir spielen auch wieder Gesellschaftsspiele, „Mensch, ärgere dich nicht“, Mühle oder Dame. Wenn gar nichts zu tun ist, falten wir unsere Kartons zusammen und bringen die Internetbestellreste zum Papiercontainer – aber nur über die Treppe.