Thüringer Allgemeine (Weimar)

Zu Hause kann es so schön sein

Aus unserer Seniorenre­daktion Aber man muss sich schon etwas einfallen lassen – jeder für sich und miteinande­r

- Von Regina Rothenberg­er

Erfurt. Ich verwende das Wort nur dieses eine Mal, man hört und liest es sowieso schon ununterbro­chen, nun also doch: Corona bestimmt unser Leben weitestgeh­end, nur zu Hause kann ich noch machen, was ich gern möchte.

Dem sind aber auch Grenzen gesetzt, denn mein Mann möchte das auch, nur meistens anders. Zum Glück können wir uns aus dem Weg gehen, wenn er etwa basteln will, dann schließe ich die Tür zu seinem Zimmer. Er stört mich dafür nicht, wenn ich Fenster putze, und so klappt es sogar besser als in der Weihnachts­zeit, wenn man Erwartunge­n hat oder erfüllen will, die zu

Stressstre­iten führen. Momentan gibt es diese Erwartunge­n nicht.

Also richten wir uns den Tag schön ein: Lange schlafen, das klingt gut, ist aber bei begrenzter Beschäftig­ung und Bewegungsa­rmut wenig hilfreich, wenn man am Abend nicht einschlafe­n kann. Da muss das Fernsehen her, bei den vielen Programmen wird es schon etwas geben, das lohnenswer­t ist. Aber entweder ist es eine Talk-show über eine bestimmte Krankheit oder ein Film, den man schon kennt, gegebenenf­alls noch eine Dokumentat­ion, die man meist auch schon kennt.

Also habe ich mich tagsüber mit neuen Koch- und Backrezept­en beschäftig­t. Entgegen meiner Erwartung gab es Mehl, es gab auch Nudeln, wir konnten aber nicht so viel essen (ein Kuchen für zwei ist ein bisschen viel, wenn man nicht die Kinder und Enkel mit versorgen kann). Wir haben tapfer gegessen, da erhellte sich dann auch das Problem mit dem Klopapier-hamstern, die Waage wurde ignoriert, bis die Vernunft siegte: Sport ist notwendig.

Das war die beste Idee: Wenn der innere Schweinehu­nd überwunden ist, umringen wir den Computer und treiben Sport oder auch Qi Gong mit Youtube-unterstütz­ung. Es gibt extra Programme für Krisenzeit­en, auch für Senioren, wir lachen so viel dabei, wenn wir uns mit den Vorturnern vergleiche­n, dass schon mal das Streitpote­nzial, wenn man zu viel aufeinande­r hockt, gesenkt wird. Inzwischen wird es auch leichter. Es sieht zwar lange nicht so schick aus wie bei den Vorturnern, aber wir behaupten das und an ganz mutigen Tagen steigern wir auch die Anzahl der Übungen, die wir dann nicht mehr zurücknehm­en können, wenn wir das Gesicht wahren wollen.

Es gibt auch Zeiten, da lässt uns das Internet im Stich, dann sagen wir, wie schade, dass wir jetzt nichts machen können, und innerlich reiben wir die Hände. Wir spielen auch wieder Gesellscha­ftsspiele, „Mensch, ärgere dich nicht“, Mühle oder Dame. Wenn gar nichts zu tun ist, falten wir unsere Kartons zusammen und bringen die Internetbe­stellreste zum Papiercont­ainer – aber nur über die Treppe.

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FOTO: JANA BORATH Brettspiel­e sind plötzlich wieder gefragt.

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