Thüringer Allgemeine (Weimar)

Ein Barbershop auf vier Rädern

Rezgar Jetto hat sich einen Traum erfüllt und lässt einen Transporte­r zu einem rollenden Friseursal­on umbauen

- Von Thorsten Büker Von Ingo Glase

Jena. Eines Tages fiel er vom Himmel: Der junge Mann mit Bart. Man sieht ihn überall. Das Haarige um die Mundpartie ist plötzlich wichtiger als der Baumarkt. Und es will gepflegt werden. Mit den jungen Männern mit Bart kommen die Barbershop­s in die Städte.

Rezgar Jetto lebt davon. Und mit einem mobilen Salon hat er sich einen Traum erfüllt. Er ließ einen Mercedes-transporte­r umbauen. „Ich will die Menschen glücklich machen“, sagt er. Natürlich. Und ein bisschen Geld verdienen.

Mit seinem Salon an der Bachstraße ist Jetto seit fünf Jahren in Jena präsent. Er arbeitet mit Rasiermess­ern und Schermasch­ine, kümmert sich nicht nur um Haupthaar und Bart, sondern auch um jene Haare, die lästigerwe­ise auch an anderen Stellen wachsen. Eine Pinzette braucht er dazu nicht. Verbreitet ist der Baumwollfa­den.

Zweijährig­e Ausbildung in Syrien absolviert

Als ob sich Mädchen zum Fadenspiel gegenüber stellen würden, fixiert er den Baumwollfa­den zwischen Mund und Fingern und zwirbelt die Haare im Gesicht ab. Und wer mutig ist, lässt sich mit einer Art Minifackel jene kleinen Borsten abflämmen, die aus dem Ohr wachsen. „Ich habe eine zweijährig­e Ausbildung in Syrien absolviert. Bei uns in der Heimat gehört es einfach dazu, neben dem Kopfhaar auch das Haar im Gesicht in Form zu bringen“, sagt Jetto.

Rezgar Jetto ist ein Kurde aus Syrien. Der 31-Jährige lebt seit acht Jahren in Deutschlan­d. Er hat acht Brüder und zwei Schwestern, wobei er mit seinen Geschwiste­rn weitere Salons betreibt: In Jena-ost, Naumburg, Weißenfels und Zeitz. Das alles ist Vergangenh­eit und Gegenwart, ein Stück Zukunft steht vor dem Barbershop in der Jenaer Bachstraße: Ein umgebauter Mercedes-transporte­r.

Brauntöne, Holz, Marmor bestimmen das Bild. Und weil der imposante Stuhl, in dem der Kunde Platz nimmt, so bequem aussieht, passen weitere Details: Die Flaschen mit Whisky, eine Playstatio­n, ein Fernseher. Den Transporte­r ließ er bei der Firma eines Freundes in Saalfeld umbauen, über die Kosten wollte Jetto kein Wort verlieren.

Ein Weltmeiste­r ist auf dem Logo zu sehen

Edel wirkt das Interieur, irgendwie auch wie die Fortsetzun­g des Barbershop­s: Retro-werbung und Handwerk, die obligatori­sche Barberpole findet man natürlich auch. Ursprüngli­ch nur in den Staaten zu finden, dreht sich die rot-weiß-blau bemalte Stange auch hierzuland­e. Auch die Kleidung der Barbiere, die Kasse am Empfang, die Barbierstü­hle,

Jena. Diabetes Typ 1 wird oft mit älteren Menschen in Verbindung gebracht. Ein Irrtum, denn Diabetes ist die häufigste chronische Stoffwechs­elerkranku­ng im Kindesalte­r, weiß Cornelia Bartzok.

Sie leitet seit Jahren das Diabetesze­ntrum für Kinder und Jugendlich­e in Thüringen. Bei dem Typ 1 produziert die Bauchspeic­heldrüse kein Insulin mehr. Betroffene müssen ihrem Körper deshalb ein Leben lang Insulin zuführen. Mit Schokolade und Bonbons hat das nichts zu tun, erklärt Diabetolog­e Rainer Lundershau­sen aus Erfurt: „Der Typ 1 Diabetes mellitus ist eine Autoimmune­rkrankung, bei der das

die Sessel im Warteberei­ch, die Musikanlag­e sowie die Musik selbst kommen im Retrolook der 1930er-jahre daher.

Ein Billardtis­ch steht mitten im Raum und eine Bar versteckt sich im hinteren Bereich des Ladens. Ein echtes Herrenzimm­er. Und bedient werden nur Gentlemen. Das Logo ist übrigens eine Zeichnung: Zwei Rasiermess­er und das Konterfei des Boxers Dominic Bösel. Weltmeiste­r und Bartträger und 1989 in Naumburg geboren.

Den rollenden Salon können Kunden per Telefon bestellen. Jetto denkt dabei zum Beispiel auch an ältere Menschen, die nicht ganz so gut zu Fuß unterwegs sind. Und dann hofft er auf besondere Ereignisse: Auf Festivals, Konzerte, Firmenfeie­rn und anderes mehr. „Ich war schon häufiger auf Festivals unterwegs. Aber der Aufwand war enorm: Stuhl, Spiegel, Spüle müssen eingepackt und wieder ausgepackt werden.“Da sei es doch einfach, mit dem Transporte­r vorzufahre­n und einfach die Schiebetür zu öffnen. Hereinspaz­iert.

Haare wachsen nach ihren eigenen Regeln

All das dachte er vor der Coronapand­emie. Nach einer Schließzei­t von zwei Monaten arbeiten er und weitere drei Mitarbeite­r wieder in dem Barbershop. An Festivals und ähnliche Großverans­taltungen sei jedoch nicht zu denken. Dafür hat ein Chef seine Mitarbeite­r überrascht auf einer kleinen Firmenfeie­r: Und wer sich nicht die Haare schneiden wollte, konnte sich immerhin noch die Augenbraue­n lassen. Alles

Coronawill

man tun? Vollte, Ziegenärte, Spitzärte, Kinnbärte, Schnurrbär­te, Augenwimpe­rn und Ohrhaare wachsen nach ihren eigeen Regeln.

Ein wenig fühlt sich an das Kon„langhaarmä­dert: Zwei Frauen, d ien einen Bus kaufen, mit dem sie vor Hostels Haarschnit­te und Styling-parties anbieten. Zurück in Deutschlan­d, arbeiteten die beiden Stylistinn­en weiter an ihrer Vision und schafften es schließlic­h mit ihren Produkten als Exklusivma­rke in die Regale einer großen Drogerieke­tte.

Etwas für Bartträger haben die Frauen natürlich nicht im Angebot. Und junge Männer mit Bart bestimmen immer noch das Bild. Jettos Kundschaft wächst beständig nach.

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FOTO: THORSTEN BÜKER Rezgar Jetto, Inhaber eines Barbershop­s an der Bachstraße, hat einen Transporte­r nach seinen Wünschen umbauen lassen. Jetzt kann er auch zu seinen Kunden fahren.
 ?? FOTO: REZGAR JETTO ?? Nicht nur von außen, sondern auch im Inneren ist der mobile Barbershop ein Hingucker. Bartpflege wird hier in einem edlen Ambiente angeboten.
FOTO: REZGAR JETTO Nicht nur von außen, sondern auch im Inneren ist der mobile Barbershop ein Hingucker. Bartpflege wird hier in einem edlen Ambiente angeboten.
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