Der Herbst wird gefährlich
Gewerkschaft IG Metall fürchtet weitere Jobverluste bei Thüringer Autozulieferern
Eisenach. Die ohnehin schwierige wirtschaftliche Lage vieler Thüringer Automobil-zulieferunternehmen in Westthüringen hat sich durch die Corona-krise noch einmal zugespitzt. „Der Herbst wird gefährlich“, warnt Uwe Laubach von der Gewerkschaft IG Metall in Eisenach vor einer drohenden Welle von Stellenabbau oder gar weiteren Firmenpleiten. Viele Betriebe hätten aktuell mit Nachfrage- und Absatzschwierigkeiten zu kämpfen.
Momentan seien die geltenden Fristen zur Anzeige einer Zahlungsunfähigkeit durch die Politik ausgesetzt worden, doch diese Sonderregelung in der Corona-zeit laufe Ende September aus. „Wir müssen sehr genau schauen, was im Oktober geschieht“, sagte Laubach. Das jetzt angekündigte Aus für JD Norman und der damit einhergehende Verlust von hunderten Arbeitsplätzen sei ja kein Einzelfall, so der Gewerkschafter. Man warne bereits seit gut fünf Jahren vor den dramatischen Folgen der Transformation in der Automobilindustrie auf die Zulieferer in Westthüringen.
Wirtschaftliche Schwierigkeiten in vielen Unternehmen unbestritten „Wir haben in den zurückliegenden Monaten bereits rund 3000 Arbeitsplätze bei Autozulieferern in der Region verloren“, verweist Laubach auf rund 1000 Stellen, die im Zuge der Insolvenz bei der Mitec Automotive wegfielen. Hinzu kämen Stellen, die bei Opel Eisenach oder dessen Zulieferern weggefallen seien, die Schließung der Firma Autotest, die 450 Arbeitsplätze bei JD Norman im Thüringer Werk und die angekündigte Schließung des Werkes
von Plastic Omnium. Einige Unternehmen seien schon vor der aktuellen Krise unzureichend auf den Wandel in der Automobilproduktion vorbereitet gewesen, viele seien finanziell schwach aufgestellt. Für diese habe sich die Lage durch Corona und den Zusammenbruch des Automobilmarktes weltweit dramatisch verschlechtert.
Man brauche jetzt dringend ein Konzept und ein neues wirtschaftliches Modell für die Region Westthüringen, forderte Laubach. Notwendig seien Überlegungen zu wirtschaftlicher Entwicklung parallel zur Zulieferbranche.
„Natürlich bedeuten 3,2 Millionen weniger verkaufte Fahrzeuge allein in Europa in diesem Jahr auch, dass von jedem Zulieferteil 3,2 Millionen Stück weniger benötigt werden“, räumt der Geschäftsführer des Branchenverbandes Automotive
Thüringen, Rico Chmelik, auf Anfrage unserer Zeitung ein.
Allerdings hat er noch keine Signale der Mitgliedsunternehmen registriert, dass eine Pleitewelle in der Branche droht. Wirtschaftliche Schwierigkeiten in zahlreichen Unternehmen seien aber unbestritten. „Immerhin 40 Prozent der befragten Firmen rechnen mit einer wirtschaftliche Notlage in diesem oder dem kommenden Jahr“, berichtet Chmelik von den Ergebnissen der jüngsten Umfrage.
Luft zum Atmen und Zeit zur Konsolidierung gebe den Firmen ohne Frage das jetzt angekündigte Zuschussprogramm des Bundes für kleine und mittelständische Betriebe bis 250 Beschäftigte. Mit der maximalen Förderung von 150.000 Euro für drei Monate sei eine zentrale Forderung des Automotive Thüringen erfüllt worden.