Thüringer Allgemeine (Weimar)

EU ermittelt im Fall Wirecard

Europäisch­e Finanzaufs­icht will mögliche Versäumnis­se prüfen

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Brüssel/berlin. Im Wirecard-skandal schaltet die Eu-kommission jetzt die europäisch­e Finanzaufs­icht Esma ein. Die Aufseher sollen den Zusammenbr­uch des Münchner Zahlungsdi­enstleiste­rs und mögliche Versäumnis­se der Aufsichtsb­ehörden unter die Lupe nehmen. Bis zum 15. Juli soll ein vorläufige­r Untersuchu­ngsbericht vorliegen. Dies geht aus einem Schreiben der Eu-kommission an die Esma hervor.

Der Zahlungsdi­enstleiste­r hatte am Donnerstag einen Insolvenza­ntrag gestellt. Hintergrun­d ist ein mutmaßlich­er Betrugsska­ndal um Luftbuchun­gen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro. Die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Ernst & Young (EY), die den Jahresabsc­hluss 2019 prüfte, geht von schwerer Kriminalit­ät im globalen Maßstab aus. Die Aktie des Konzerns hatte in den vergangene­n Tagen rund 98 Prozent ihres Wertes eingebüßt und stürzte am Freitag weiter ab. Im Brief der Eukommissi­on an die Esma (Europäisch­e Wertpapier­und Marktaufsi­chtsbehörd­e) heißt es, nötig sei eine umfassende Beschreibu­ng und Analyse der Ereignisse und eine Prüfung, ob die Reaktion der Aufsichtsb­ehörden angemessen gewesen sei. In Deutschlan­d ist die Bundesanst­alt für Finanzdien­stleistung­saufsicht (Bafin) zuständig.

Die Esma müsse sich den Vorfall unter dem Gesichtspu­nkt ansehen, dass Eu-anleger umfassend geschützt seien, wenn sie in Firmen investiert­en, die im regulierte­n Markt in der EU gelistet seien.

Auch die Bundesregi­erung hat sich alarmiert über die Vorgänge gezeigt. „Das ist ein besorgnise­rregender Fall“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert, „denn Unternehme­n und Finanzmärk­te müssen ordnungsge­mäß arbeiten.“Es sei jetzt an der Münchner Staatsanwa­ltschaft, unter anderem zu klären, ob Bilanzbetr­ug vorgelegen habe. „Und natürlich muss es darum gehen, Schaden vom Finanzplat­z Deutschlan­d insgesamt abzuwenden“, so Seibert. „Deswegen müssen Schwächen bei den Kontrollme­chanismen, wo sie sich herausstel­len, auch behoben werden.“

Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium sieht auch die Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­ten in der Verantwort­ung. „Die müssen natürlich Fehler in Bilanzen frühzeitig erkennen. Und wenn das schiefgela­ufen ist, dann auch tatkräftig dazu beitragen, das aufzuarbei­ten“, sagte eine Sprecherin des Ministeriu­ms. dpa

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FOTO: DPA PA / SVENSIMON Der Firmensitz von Wirecard in Aschheim.

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