Mit dem Mute der Verzweiflung
Zwischen Verhandlung und Vorbereitung: Beim FC Rot-weiß sollen die Weichen gestellt werden
Erfurt. „Wir werden alles versuchen“, erklärt Dieter Steiger (76) und wirkt trotz der rund um den Erfurter Fußballclub herrschenden Ungewissheit voller Tatendrang: „Wir wollen uns später nicht vorwerfen lassen, wir hätten nicht alles probiert, dass es bei Rot-weiß weitergeht“, sagt der Ehrenratsvorsitzende, der als Präsident bereitsteht, mit dem Mute der Verzweiflung.
Wir – das sind seine Mitstreiter im Ehrenrat und die neuen Mitglieder des Aufsichtsrates Reike Meyer und Jochen Hofmann. Sie saßen am späten Freitagabend noch zusammen, um mit Insolvenzverwalter Volker Reinhardt die Freigabe-modalitäten für die sportlichen Geschäftsfelder aus dem Verfahren zu verhandeln. Ein schwieriges Unterfangen: Reinhardt benötigt eine mittlere sechsstellige Summe, um sein selbst verursachtes Minus auszugleichen und die Insolvenzmasse zu bedienen. Die Vereinsvertreter brauchen ihrerseits jeden Euro für den Aufbau einer Oberliga-mannschaft und das Nachwuchszentrum, um überhaupt existieren zu können.
In seiner vorgeschlagenen Freigabevereinbarung hatte der Verwalter unbefristet fünf Prozent aller Einnahmen sowie die Mitgliedsbeiträge der vergangenen beiden Jahre, eine 30-prozentige Beteiligung an den von ihm angebahnten Sponsorenverträgen und den Einbehalt der Markenrechte gefordert. Bedingungen, die Rot-weiß laut Steiger so keinesfalls akzeptieren kann.
Unter der Woche waberten wieder einmal Gerüchte über einen Investor rund um den Steigerwald. Davon wollen sich jedoch Steiger & Co. nicht ablenken lassen. Parallel zu den Verhandlungen mit Rein- hardt soll in den nächsten Wochen eine Mannschaft zusammengestellt werden. „Die Geldzusagen sind da; jetzt sind so schnell wie möglich Ge- spräche mit Spielern und Trainer- kandidaten zu führen“, sagt er. Zur Seite stehen Steiger dabei die frühe- ren Club-ikonen Wolfgang Benkert, Jürgen Heun und Martin Busse.