Mit Karacho in die Kurven
Matthias Hahn lässt mit seinem Verein „Gute Laune Sport“am Sonntag die „Fixies“los – es ist das erste Radrennen in Thüringen nach der Zwangspause
Erfurt. Der nicht alltägliche Klubname liest sich in der Beschreibung dieses Radrennens am Sonntag in fast jeder Zeile. Jeder Anführung schließt sich ein nicht ganz so ernster Nachsatz an. Matthias Hahn will genau diesen lockeren Umgang vermitteln. Klare Sache, wenn man Vorsitzender eines Vereins mit Namen „Gute Laune Sport“ist. Gerade auch in einer ernsten Zeit.
„Wir wollen Optimismus verbreiten“, sagt der 34-Jährige. Er spricht für sich, sein fünfköpfiges Organisationsteam, für seine 30 Vereinsmitglieder. Und vor allem spricht er für den Sonntag. Auf dem Parkplatzgelände des Erfurter Einkaufszentrums
T.E.C. wird seit dem Sportstopp im März wieder ein erstes Radsport-rennen in Thüringen gefahren. Herkömmlich ist anders. Ober- und unterirdisch geht’s auf die Jagd. Unter der Bezeichnung Fixie-rennen rollen Spaß und Abwechslung ohnehin mit. Ungebremst geht es mit Karacho in die Kurven auf dem 1400 Meter langen Kurs über den Parkplatz und durch die Tiefgarage. Eine Bremse haben die Räder nicht. Gefahren wird mit einem starren Gang. Hell und Dunkel bringen auf der Jagd über zwei Ebenen noch einen extra Kick.
„Jeder muss sich den Parcours genau anschauen und dann für einen Gang entscheiden“, erklärt Hahn. Das richtige Taktieren und Verkalkulieren
liegen mitunter nur ein Ritzel auseinander. Das gilt sowohl für Top-leute als auch Hobbyradler. Nach vier Vorläufen mit je 15 Spezialisten, dem A-finale der jeweils Top-sechs und dem B-endlauf nehmen 25 Jedermänner sowie zum Abschluss 25 Hobbyradler den Kurs unter die Pneus.
Die Fixie-rennen sind abgeleitet von der englischen Bezeichnung „Fixed Gear“. „Sie stammen aus der Kurierfahrerszene. Mit umgebauten Bahnrädern fing es an“, erklärt Hahn. Auch im Oval wird nicht gebremst, nur beschleunigt und permanent in die Pedale getreten.
Einige der Besten aus diesem Metier werden in Erfurt um die Wette kurbeln. Mit dem Franzosen Tim
Ceresa ist einer der bekanntesten Spezialisten dabei. Sein „Team Look Grit“, das als bestes der Welt angesehen wird, überraschte den Eventmanager mit acht Meldungen. Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet sind am Start, Teams aus Paris und Zürich sowie Italiener, alles in allem 110 Sportler.
Bis die Meldeliste freigegeben werden konnte, war es für Hahn und seine Mitstreiter ein langer Kampf. Er hat ein Hygienekonzept erarbeitet und am Dienstag die Freigabe erhalten. Keine drei Tage später war das wegen der Auflagen auf 110 Mann reduzierte Feld voll. Nur auf Anfeuerung müssen die Renner verzichten, weil Zuschauer wegen der Vorschriften nicht erlaubt sind.