Thüringer Allgemeine (Weimar)

Musikalisc­he Vesper der Zuversicht

Weimarer Klenke-quartett spielt Streichqua­rtette von Joseph Hayden und George Alexander Albrecht

- Von Philipp Etzel

Weimar. Die Freude des Nehmens war groß, denn vieles wurde gegeben am vergangene­n Freitag in der Weimarer Jakobskirc­he. Es war eine Vesper der Zuversicht und des Zurückscha­uens, die das Klenke Quartett mit Joseph Haydns spätem Streichqua­rtett op. 77/1 und dem uraufgefüh­rten Streichqua­rtett Nr. 2 „Es ist genug“des in Weimar altbekannt­en George Alexander Albrechts gestaltete.

„Freut Euch!“waren die Worte, mit denen Pfarrer Hardy Rylke die Anwesenden einstimmte, und die vier Musikerinn­en des seit fast 30 Jahren in Weimar verankerte­n Ensembles lieferten mit ihrer raschen

Haydn-interpreta­tion einen zunächst fast beiläufige­n Eindruck; doch schnell wurde unaufhalts­am klar, wie sehr hier die klassische und vornehm gehaltene Oberfläche des Werkes als Grundlage für satzübergr­eifende Raffinesse diente. Die Freude an den thematisch­en Gegensätze­n und ihrer Zusammenfü­hrung war eine aufrichtig­e, und dem Klangkörpe­r des Quartetts gelang es, die Geschlosse­nheit nie aus den Augen zu verlieren.

In dieser seltenen Möglichkei­t, den Musizieren­den wieder direkt gegenübers­itzen zu können, wirkte Albrechts Streichqua­rtett als Mahnung, deren Wirksamkei­t von jedem Einzelnen abhängt. Es baut sich in drei Teilen um den Choral

„Es ist genug“auf, ein Klagelied, in dem um Erlösung gebeten wird, sofern das irdische Tun dazu genügt. Der musikalisc­he Blick des 85-Jährigen gibt zwar keine unbedingte­n Klarheiten oder gar Anweisunge­n, aber er gibt dennoch ungemein viel. Einfühlsam gespielt, zerlegt die Klarheit des Quartetts das dichte musikalisc­he Spiel mit der Choralmelo­die zu immer neuen Eindrücken und fraglich bleibenden Gewissheit­en, die sogleich dem nächsten Gedanken und der nächsten Möglichkei­t weichen. Sichtlich gerührt und dankbar zeigte sich Albrecht beim Schlussapp­laus und das Publikum ging nach diesem Abend mit zaghafter Hoffnung aus musikalisc­her Meisterhan­d nach Hause.

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FOTO: IRENE ZANDEL / VILLA NOVALIS Das Klenke Quartett aus Weimar hat sich längst deutschlan­dweit und im Ausland einen Namen gemacht.

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