Thüringer Allgemeine (Weimar)

Schlag gegen Neonazis

Polizeibea­mte stellen Bargeld, Waffen und Drogen sicher. Zehn Haftbefehl­e vollstreck­t

- Von Fabian Klaus und Kai Mudra

Erfurt/gotha. Die Bilanz kann sich am Freitagnac­hmittag sehen lassen: 120.000 Euro Bargeld, mehrere Langwaffen und Drogen hat die Polizei sichergest­ellt. Auch eine Limousine wurde gepfändet. Vorausgega­ngen war eine Razzia, ein Schlag gegen die kriminelle rechtsextr­eme Szene in Thüringen.

Dass das Ermittlung­sverfahren von der für organisier­te Kriminalit­ät zuständige­n Staatsanwa­ltschaft Gera geführt wird, zeigt schon, dass hier strukturie­rte Verbrechen vermutet werden. Über ein Jahr hatte die Anklagebeh­örde eine Staatsanwä­ltin abgestellt, um die polizeilic­hen Ermittlung­en zu begleiten. Die laufen im Verdeckten. 25 Lkabeamte sind Teil der Sonderkomm­ission, die gegen die Neonazi-rocker der Bruderscha­ften Turonen und Garde 20 vorgeht. Seit 2013 ist der Thüringer Verfassung­sschutz an der Gruppe dran. So kam auch heraus, dass ein Teil von ihnen für den Angriff auf die Kirmesgese­llschaft in Ballstädt verantwort­lich ist. Unbeobacht­et war die Gruppe nie.

Anfang 2020 häufen sich die Ereignisse, sodass der Geheimdien­st seine Informatio­nen mit der Polizei teilt, die entspreche­nde Ermittlung­sverfahren einleitet. Das führt zu der Razzia in 27 Objekten. In Thüringen stehen der Landkreis Gotha sowie Bad Langensalz­a und der Landkreis Saalfeld-rudolstadt im Fokus. In Hessen wird eine Anwaltskan­zlei durchsucht, die einem bekannten Szeneanwal­t zuzurechne­n ist. Zehn Haftbefehl­e werden vollstreck­t.

Aus der Landespoli­tik gibt es viel Lob für die Aktion. Die Spd-innenpolit­ikerin Dorothea Marx sagt mit Blick auf die Zusammenar­beit von Verfassung­sschutz und Polizei: „Es ist lobenswert, dass anders als in Zeiten des NSU Erkenntnis­se des Amtes ohne Zeitverzug vollständi­g an Staatsanwa­ltschaft und Polizei weitergele­itet wurden.“Auch Katharina König-preuss, Landtagsab­geordnete der Linken, findet anerkennen­de Worte zu dieser Aktion: „Es ist gut, dass nun auch wahrnehmba­r gehandelt und den Neonazis bei ihren offensicht­lich kriminelle­n Aktivitäte­n in die Parade gefahren wird.“

Der Thüringer Innenminis­ter Georg Maier (SPD) erklärt: „Es hat sich gezeigt, dass das Frühwarnsy­stem Verfassung­sschutz funktionie­rt.“

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