Thüringer Allgemeine (Weimar)

Autozulief­erer stabilisie­ren sich

2020 sorgten Strukturwa­ndel und Corona-pandemie für heftige Einschnitt­e

- Von Simone Rothe

Erfurt. Die Thüringer Automobili­ndustrie scheint sich nach einer Umfrage von der Corona-krise langsam zu erholen. Ein Drittel der Unternehme­n habe in den ersten beiden Monaten dieses Jahres wieder einen Umsatz auf dem Niveaus des Vorjahresz­eitraums erzielt, der noch nicht von der Pandemie beeinfluss­t gewesen sei, ermittelte das Branchenne­tzwerk Automotive Thüringen (AT). In mehr als 60 Prozent der befragten Firmen sei keine Kurzarbeit mehr nötig. Thüringens Automobili­ndustrie ist vor allem durch Zulieferfi­rmen geprägt.

Es seien im Februar 195 Firmen mit insgesamt etwa 55.000 Beschäftig­ten zur aktuellen Situation und ihren Erwartunge­n für 2021 befragt worden, erklärte At-geschäftsf­ührer Rico Chmelik. Die Firmen seien insgesamt zuversicht­lich. „Anders als befürchtet geht eine deutliche Mehrheit der Unternehme­n davon aus, nicht in Liquidität­sprobleme zu geraten. Und ebenfalls eine deutliche Mehrheit erwartet, dass ihre Beschäftig­tenzahlen konstant bleiben oder sich sogar erhöhen werden“, erklärte Chmelik. Das gelte für etwa 80 Prozent der Befragten.

Thüringens Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) erklärte, „die Thüringer Automobilb­ranche sieht offenbar Licht am Ende des Tunnels“. Dabei dürfe aber nicht übersehen werden, dass sich einige Firmen in einer bedrohlich­en Schieflage befänden. Erfreulich seien die Umfrageerg­ebnisse jedoch, weil die Branche im Freistaat 2020 deutliche Verluste von 25 Prozent beim Umsatz habe hinnehmen müssen. Grund sei ausschließ­lich das schwächeln­de Inlandsges­chäft gewesen, während der Export zumindest auf dem gleichen Niveau wie 2019 geblieben sei.

Das Land unterstütz­e die Unternehme­n deshalb mit einem breiten Spektrum an Fördermögl­ichkeiten – von der Personal- und Weiterbild­ungsförder­ung über die Investitio­nsund Technologi­eförderung bis hin zu den Beteiligun­gs- und Darlehensp­rogrammen. Die bisherige Koordinier­ungsstelle bei der LEG Thüringen werde zu einer Transforma­tionsagent­ur für die Automobil- und Zulieferin­dustrie ausgebaut, so der Minister.

Laut Umfrage erwarten mehr als 40 der Firmen, dass in den nächsten sechs bis zwölf Monaten das Vorkrisen-niveau in der Produktion wieder erreicht werden könne. 56 Prozent stellten sich jedoch auf eine längere Erholungsp­hase von mehr 12 Monaten ein. Nach Angaben von Chmelik gaben 72 Prozent der

Firmen an, dass sie auch Zulieferau­fträge für E-fahrzeuge hätten. Zwei Drittel der Befragten gingen davon aus, dass 2021 Umsatzstei­gerungen durch Elektrofah­rzeuge zu erwarten seien.

Als Hauptprobl­em nannten sie fehlendes Personal. 40 Prozent der Unternehme­n könnten schon jetzt offene Stellen nicht besetzen. Engpässe gebe es besonders bei Ingenieure­n, Mechatroni­kern, IT- und Automatisi­erungsfach­leuten oder Entwickler­n.

 ?? ARCHIV-FOTO: MARTIN SCHUTT / DPA ?? Beim Automobilz­ulieferer MDC Power in Kölleda (Landkreis Sömmerda) montiert eine Mitarbeite­rin einen Vierzylind­er-benzinmoto­r. Die Industrie erholt sich langsam von der Corona-krise.
ARCHIV-FOTO: MARTIN SCHUTT / DPA Beim Automobilz­ulieferer MDC Power in Kölleda (Landkreis Sömmerda) montiert eine Mitarbeite­rin einen Vierzylind­er-benzinmoto­r. Die Industrie erholt sich langsam von der Corona-krise.

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